Globaler Markt für Abfallverbrennung

Asien bleibt die Boomregion für die thermische Abfallverwertung. Das Neubaugeschäft in Europa hingegen stagniert. Der deutsche Markt hofft nun auf das Erneuerungsgeschäft.

500 MVA in den kommenden 10 Jahren


Die thermische Behandlung von Abfällen bleibt auf dem Vormarsch. Nicht in Deutschland, auch nicht in Europa, aber international. Getrieben wird das Geschäft vor allem durch China, wo derzeit jedes Jahr rund 30 neue Müllverbrennungsanlagen gebaut werden. Aber auch in anderen Regionen wie Indien, dem Mittleren Osten, Malaysia, Vietnam oder Indonesien werde die thermische Verwertung von Abfällen zunehmend zu einer Option, geht aus der neuen Studie „Waste to Energy 2014/2015“ des Kölner Beratungsunternehmens ecoprog hervor.

Folie1Allein in den vergangenen fünf Jahren sei die globale Kapazität in der Abfallverbrennung um über 25 Prozent gestiegen, berichtet ecoprog. Grund sei die zunehmende Verstädterung in Schwellenländern, die oftmals eine Reduzierung von Deponieflächen nach sich zieht. Außerdem werde die Abfallgesetzgebung strikter.

Der Studie zufolge sind aktuell rund 2.200 Müllverbrennungsanlagen weltweit in Betrieb. In den kommenden 10 Jahren würden vermutlich 500 Anlagen mit einer Kapazität von rund 150 Millionen Jahrestonnen neu errichtet. Berücksichtigt man auch Anlagenstilllegungen, so werden in 10 Jahren insgesamt knapp 2.500 Anlagen in Betrieb sein, schätzt ecoprog. Das korrespondiere mit einer Behandlungskapazität von 385 Millionen Tonnen.

Langfristig wird die Nachfrage steigen

In Europa hingegen stagnieren die Projektvergaben auf niedrigem Niveau. Das wird sich nach Einschätzung der Kölner Experten in den kommenden 2 bis 3 Jahren auch nicht ändern. Zwar würden in Großbritannien und Polen bis 2017 rund 25 Müllverbrennungsanlagen neu in Betrieb gehen, in anderen Ländern gebe es aber nur vereinzelte Projekte. Insgesamt werde die Zahl der neu errichteten Kapazitäten zwischen 2014 und 2018 um rund 30 Prozent im Vergleich zum Zeitraum von 2009 bis 2013 sinken.

Vergaben von MVAs in Europa 2013ecoprog-Geschäftsführer Mark Döing erwartet erst mittelfristig ein Umschwenken des europäischen Marktes. „Die zukünftige Nachfrage in Europa hängt nicht mehr nur vom Neubau-, sondern zunehmend auch vom Erneuerungsgeschäft ab“, sagt er. „Vor allem in Deutschland werden die kommunalen Restmüllausschreibungen bis 2020 zwar auch zu Anlagenstilllegungen führen, an anderer Stelle wird dafür die Investitionssicherheit für Erneuerungen geschaffen. Es wird aber noch dauern, bis hieraus erste Vergaben entstehen. In den kommenden 2 bis 3 Jahren bleibt das Vergabegeschehen für viele Anlagenbauer in Europa schwierig.“

Langfristig werde die Abfallpolitik der EU weiterhin für eine steigende Nachfrage sorgen. Bis 2020 müssen zahlreiche Länder weitere Stufen der Deponierichtlinie sowie die Recyclingziele der Abfallrahmenrichtlinie umsetzen. Für die Zeit nach 2020 wünscht sich die EU-Kommission außerdem ein EU-weites Deponieverbot.

Comeback der Abfallvergasung

Ein „Reizthema“ bleibe unter technischen Gesichtspunkten die Abfallvergasung erklärt ecoprog. Während die Technologie vor allem im deutschsprachigen Raum als gescheitert gilt, erlebe sie in neuen Märkten ein Comeback.

In den Vereinigten Arabischen Emiraten soll laut Studie eine neue Vergasungsanlage mit einer Kapazität von knapp 500.000 Jahrestonnen errichtet werden. Im englischen Tees Valley baue der amerikanische Anbieter Alter NRG eine Plasmavergasungsanlage für die Behandlung von knapp 400.000 Tonnen Restmüll pro Jahr. Dieses Projekt sei die weltweit erste großtechnische Anlage für die Restmüllbehandlung, die Plasmavergasung einsetze.

Die Studie „Waste to Energy 2014/2015“ kann ab sofort bei ecoprog bestellt werden. Ein „Single-User-Exemplar“ kostet 3.900 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Der Preis für ein „Multi-User-Exemplar“ liegt bei 7.800 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

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