Studie zur Trittbrettnutzung

Eine Studie der Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft (EdDE) lenkt das Augenmerk auf Trittbretter am Heck von Abfallsammelfahrzeugen. Fazit: Trittbretter führen zu weniger Arbeitsunfällen bei Ladern, verringern damit die Kosten für die Betriebe und verkürzen die Sammelzeit.

Abfallsammel-Fahrzeuge: Mehr Trittbretter, weniger Unfälle


Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) haben die Entsorgergemeinschaft der Deutschen Entsorgungswirtschaft (EdDE) mit einer Studie zur Trittbrettnutzung bei Hecklade-Abfallsammelfahrzeugen beauftragt. Anlass für die Untersuchung war die mangelnde Datenlage über die Zahl der Unfälle bei der Nutzung von Trittbrettern sowie deren Schwere. Zudem diskutieren französische Experten derzeit in europäischen Normungsgremien das Unfallrisiko von Trittbrettern. Sie erwägen die Mitfahrhilfe am Heck von Müllfahrzeugen abzuschaffen oder fordern zumindest zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen.

Unter Federführung von Karlheinz Scheffold, Professor an der Fachhochschule Bingen, hat eine Wissenschaftlergruppe kommunale und private Entsorger befragt und das Unfallrisiko von Trittbrettern abgeschätzt. Das Ergebnis: Von insgesamt 2.290 Arbeitsunfällen pro Jahr, die unmittelbar mit der Sammlung zusammenhängen, werden laut EdDE-Studie 239 durch Trittbretter verursacht. Das bedeutet, dass erst nach 2,5 Millionen Trittbrettnutzungen ein Unfall passiert. Die meisten Unfälle geschehen beim Holen und Zurückstellen der Behälter, wie die Forscher herausfanden. Pro Jahr sind das 838.

Würde nun die Nutzung des Trittbretts verboten, würde sich die Anzahl der Arbeitsunfälle von 239 auf 3.020 erhöhen. Damit würden Lader circa 54.000 Arbeitstage pro Jahr ausfallen. Mit Trittbrettnutzung fehlen Lader bisher rund 39.000 Tage.

Trittbrett am Heck hilft Kosten sparen

Das schlägt sich nach Angaben des Studienleiters Karlheinz Scheffold auch betriebswirtschaftlich nieder: So kostet die Abfuhr mit Trittbrettnutzung einen Betrieb pro Jahr bislang 2,05 Milliarden Euro plus 28 Millionen Euro unfallbedingte Folgekosten. Die Kosten würden bei Abschaffung des Trittbretts auf 2,4 Milliarden Euro plus 39 Millionen unfallbedingte Folgekosten steigen. Mit Trittbrett am Heck des Sammelfahrzeugs kann ein Abfallsammelbetrieb also 350 Millionen Euro im Jahr einsparen.

In der Praxisstudie wurden zudem fünf Touren begleitet, einmal bei der Sammlung mit Trittbrettnutzung und einmal ohne Nutzung der Mitfahrhilfe. Die Studie kommt hier zu dem Schluss: Ohne Trittbretter verlängert sich die Sammelzeit. Die Sammelleistung sinkt, um circa 20 Prozent von 3,9 auf 3,1 Tonnen je Stunde. Darüber hinaus steige die Anzahl der Ein- und Ausstiege in die Kabine zwischen den Ladepunkten von 5 auf 32 je Tour.

Zusätzlich müssen die Lader mehr laufen, ohne Trittbrett am Heck. Mittels Schrittzähler erfassten die Wissenschaftler je Sammelkilometer 1.035 Schritte. Sind Trittbretter vorhanden, legen die Lader 710 Schritte je Sammelkilometer zurück.

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