Europäischer Papiermarkt

Die Papierproduktion in Europa blieb im vergangenen Jahr weitgehend stabil. Der Einsatz von Altpapier hingegen ging leicht zurück. Ein neues europäisches Projekt will nun die getrennte Sammlung von Altpapier vorantreiben, um die Recyclingquote zu verbessern.

Abwärtstrend für grafische Papiere setzt sich fort


Die Papier und Pappe-Produktion in Europa entsprach 2015 in etwa der Menge von 2014. Das geht aus den vorläufigen Zahlen des europäischen Verbands der Papierhersteller CEPI hervor. Die gesamte produzierte Menge lag demnach bei 91 Millionen Tonnen. Das entspricht einem leichten Rückgang von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch die weltweit produzierte Menge blieb laut CEPI relativ stabil. In den einzelnen Ländern gab es aber durchaus unterschiedliche Entwicklungen. Die Produktion in den USA sank um 0,8 Prozent, in Kanada sogar um 8,0 Prozent. Darüber hinaus ist die Produktion auch in Südkorea (-1,6 Prozent) sowie in Japan (-1,5 Prozent) zurückgegangen, während die brasilianische Produktion weitgehend unverändert blieb.

statistic_id197581_papier--und-pappeverbrauch-in-europa-nach-sektoren-bis-2014Die höchsten Wachstumsraten verzeichnen Indien (+ 2,8 Prozent) und Russland (+ 2,5 Prozent). In China hat sich die Produktion gemäß ersten Schätzungen mit einer Steigerungsrate von nur noch 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr drastisch verlangsamt. Das reduzierte chinesische Wirtschaftswachstum, niedrigere Rohstoffpreise und Belastungen in einigen großen Schwellenländern würden sich auch auf die Wachstumsaussichten für 2016 auswirken, heißt es in dem CEPI-Bericht.

Weniger grafische Papiere, mehr Verpackungspapiere

Insgesamt setzt sich laut CEPI der Trend der Vorjahre fort: Während die Nachfrage nach grafischen Papieren in Europa weiter sinkt, steigt die Nachfrage nach Verpackungspapieren weiter an. Bei den grafischen Papieren geht CEPI von einem Produktionsrückgang von 4,4 Prozent gegenüber 2014 aus. Die fortschreitende Digitalisierung der Medienlandschaft wirkt sich auch stark auf die Produktion von Zeitungspapieren aus: hier wird mit einem Rückgang von 7,4 Prozent gerechnet.

Bei der Produktion von Verpackungspapieren rechnet CEPI für 2015 mit einer Steigerung um 2,6 Prozent. Die Produktion von Karton erhöhte sich nach den vorläufigen Zahlen um 1,4 Prozent. Bei den Verpackungsmaterialien werden immer stärker besonders leichte Materialien bevorzugt. Auf Verpackungspapiere entfielen im vergangenen Jahr 48,9 Prozent (47,6 Prozent im Jahr 2014) der gesamten Papier- und Pappeherstellung; auf die grafischen Papiere 38,8 Prozent (40,5 Prozent im Jahr 2014).

statistic_id197042_gesammeltes-altpapier-der-europaeischen-papier--und-zellstoffindustrie-bis-2014 (1)Der Einsatz von Recyclingpapieren zur Neuproduktion ist im vergangenen Jahr leicht um 0,4 Prozent auf etwa 43,8 Millionen Tonnen gesunken.

EU-Projekt will Recyclingquote von Altpapier steigern

Die Europäische Union plant aktuell, die Recyclingquote von Altpapier zu verbessern. Dazu wurde Anfang Februar das Projekt IMPACTPapeRec gestartet. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Programms „European Union Horizon 2020“. 36 Experten, darunter Vertreter von Forschungsinstituten, Kommunen, Herstellern, Papierindustrie und Nichtregierungsorganisationen aus acht europäischen Ländern wollen in den kommenden zwei Jahren Empfehlungen zur besseren getrennten Sammlung von recycelbarem Papier entwickeln. Ziel ist es, die Menge der recycelbaren Papiere, die noch verbrannt oder deponiert werden, deutlich zu reduzieren.

Das Projekt fokussiert dabei insbesondere auf Länder mit unterdurchschnittlichen Sammelraten beim Papier, wie Bulgarien, Polen und Rumänien sowie auf Länder, in denen Papier in Haushalten, kleinen Läden und Büros zusammen mit anderen Wertstoffen gesammelt wird, wie etwa in Frankreich und Großbritannien üblich. Bis 2018 wollen die Mitglieder des Konsortiums bislang existierende Systeme bewerten und Indikatoren entwickeln, um ein Best-Practice-Modell zu definieren. Am Ende der Zusammenarbeit soll eine Best-Practice-Plattform entstehen, die den verschiedenen Regionen der EU dabei hilft, die besten Sammelmodelle zu implementieren.

 

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