Lösungsmittelbasiertes Verfahren

Für das Recycling von Polystyrol steht ein neuartiges Verfahren zur Verfügung. Damit sollen sich alle Verunreinigungen entfernen lassen. Das Endprodukt sei ein hochreines Recyclat, das einen breiten Markt erschließen könne.

Ätherisches Öl löst Polystyrol auf und entfernt alle Verunreinigungen


Der Energiekonzern Total steigt ins Recycling von Post-Consumer-Kunststoffen wie Polystyrol ein. Dabei machen sich die Franzosen ein neuartiges Recyclingverfahren für den Massenkunststoff aus Haushalten zu eigen. Anders als viele herkömmliche Ansätze soll dieses Verfahren nicht auf einem mechanischen Recycling, sondern auf einem Lösungsverfahren basieren.

Entwickelt wurde das Verfahren vom kanadischen Start-up-Unternehmen Polystyvert. Anfang Mai haben die Business Unit Polymers von Total und Polystyvert eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit unterzeichnet, wie der Energieriese mitteilt. Die Low-Carbon-Footprint-Technologie umfasst Unternehmensangaben zufolge einen Reinigungsprozess. Mit diesem sollen sich alle Verunreinigungen entfernen lassen.

Zur Auflösung von Polystyrol gibt es bereits verschiedene Lösungsmittel. Das kanadische Recyclingunternehmen hat aber eine eigene Herangehensweise entwickelt: Im sogenannten Konzentrator komme ein ätherisches Öl zum Einsatz. Das Polystyrol löse sich beim Kontakt mit diesem Lösungsmittel sofort auf, „wie Zucker in Wasser“, wie das Unternehmen selbst diesen Prozess umschreibt. Dieser Prozess laufe bereits bei Raumtemperatur ab.

Drei erfolgreiche Testläufe mit Recyclaten

Bislang wird diese Mischung aus Öl und aufgelöstem Polystyrol zum Polystyvert-Werk transportiert. In der Recyclinganlage werde das Gemisch gefiltert und separiert. Das ätherische Öl könne anschließend wiederverwendet werden. Das zurückgewonnene Polystyrol könne für hochreine Polystyrol-Produkte wiederverwendet werde. Die Eigenschaften des recycelten Polystyrols sollen die gleichen wie bei neuem Polystyrol sein.

Diese Recyclate könnten in einem breiteren Spektrum von Marktanwendungen eingesetzt werden können als die durch mechanische Recyclingverfahren hergestellten Recyclate. Davon ist der Energiekonzern Total überzeugt. Denn Haushalts-Post-Consumer-Kunststoffe wie Polystyrol würden oft Verunreinigungen enthalten, die das mechanische Recycling erschweren oder nicht praktikabel machen.

Im vergangenen Jahr hat Total eigenen Angaben zufolge drei erfolgreiche Testläufe mit Post-Consumer-Recyclaten durchgeführt. Diese seien durch Auflösen und Polymerisation in reines Polymer eingearbeitet worden.

 

© 320° | 09.05.2018

Mehr zum Thema
Fragen und Antworten zum PET-Markt in Europa
So lassen sich Lederreste upcyceln
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
Forscher: Plastik ist viel großräumiger verteilt als vermutet
Nur rund ein Viertel der Kunststoffe in Europa wird recycelt
Forscher entwickeln Lkw-Front, die Leben retten soll
Kunststofferzeuger beklagen „schwerste ökonomische Krise“