Geschäftszahlen für 2014

Die Restrukturierung zeigt die erhoffte Wirkung: Alba verbucht für das operative Geschäft eine Ergebnissteigerung um fast 30 Prozent. Doch zugleich haben die Firmenwerte massiv an Wert verloren. Unterm Strich steht in der Bilanz ein dickes Minus.

Alba leidet unter sinkenden Unternehmenswerten


Der Berliner Recyclingkonzern Alba hat im Geschäftsjahr 2014 ein deutlich besseres operatives Ergebnis erzielt als noch im Vorjahr. Das Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) stieg um knapp 29 Prozent auf 33,7 Millionen Euro. „Die Richtung stimmt“, kommentiert Alba-Chef Axel Schweitzer das Ergebnis. Doch zufriedenstellend seien die Zahlen noch nicht.

Erst recht nicht, wenn der Blick in die Bilanz nach unten zum Vorsteuerergebnis EBT wandert. Dort steht ein Minus von 34,4 Millionen Euro (2013: 41,1 Millionen Euro). Zinsen und Abschreibungen schlugen folglich mit rund 68 Millionen Euro zu Buche. Davon entfallen rund 38 Millionen Euro Wertminderung auf die Firmenwerte im Unternehmenssegment Stahl- und Metallrecycling.

Die Abschreibungen in dieser Höhe seien in der schwierigen Marktlage begründet, erklärt Schweitzer. Darüber hinaus seien im Rahmen weiterer geplanter Unternehmensverkäufe Aufwendungen von insgesamt 7,0 Millionen Euro für Wertberichtigungen auf Firmenwerte, Sachanlagen und Forderungen angefallen. Ferner fielen durch das 2013 begonnene Restrukturierungsprogramm weitere Aufwendungen an: 2,7 Millionen Euro beim Personalaufwand und 2,7 Millionen Euro bei den sonstigen Sachkosten.

Rückläufige Tonnage an Eisenschrott

Ein Minus verbucht Alba auch für die Umsatzerlöse, die 2014 um 100 Millionen Euro auf insgesamt 1,6 Milliarden Euro zurückgingen. Verantwortlich hierfür ist ebenfalls das Segment Stahl- und Metallrecycling. Dort fielen die Umsatzerlöse im Vergleich zum Vorjahr um rund 150 Millionen Euro auf insgesamt 1,245 Milliarden Euro. Dennoch verbesserte sich das operative Ergebnis EBITDA auf 9,1 Millionen Euro (2013: -0,5 Millionen Euro) deutlich. Das Vorsteuerergebnis EBT blieb stark negativ, verbesserte sich aber von -66,7 Millionen Euro im Vorjahr auf -54,8 Millionen Euro im Jahr 2014.

Die gehandelte Tonnage an Eisenschrott ist im Vergleich zum Vorjahr von 2,51 auf 2,351 Millionen Tonnen gefallen. Die veräußerten Mengen an Nichteisen-Metallen gingen von 385.000 auf 361.000 Tonnen zurück. Bereinigt um die Effekte der Portfoliooptimierung in den Geschäftsjahren 2013 und 2014 lagen die Eisenschrottmengen mit 2,329 Millionen (Vorjahr: 2,284 Millionen Tonnen) und die NE-Mengen mit 361.000 Tonnen (Vor346.000 Tonnen) über den Vorjahreswerten.

Das Segment Dienstleistung brachte Alba eine Umsatzsteigerung von 315,0 auf 324,0 Millionen Euro ein. Der Zuwachs sei auch auf die Ausweitung der Geschäftsaktivitäten zweier Tochtergesellschaften in Polen zurückzuführen, erläutert Alba. Eine leichte Umsatzsteigerung habe der Bereich Transportverpackungen erzielt. Der Umsatz im Geschäft mit Verkaufsverpackungen bewegte sich auf dem Niveau des Vorjahres. Aus diesem Grund verharrte auch der Marktanteil beim Dualen System Interseroh auf dem Vorjahreswert von 7,6 Prozent. Das EBITDA verschlechterte sich von 26,6 Millionen Euro auf 24,6 Millionen Euro, das EBT fiel von 24,5 Millionen Euro auf 20,4 Millionen Euro.

„Meilenstein in der Unternehmensgeschichte“

Als Meilenstein für die zukünftige Entwicklung der gesamten Unternehmensgruppe bezeichnet Alba den kürzlich erhaltenen Auftrag für die Sammlung und das Recycling des haushaltsnahen „regulierten“ Elektronikschrotts für die Metropole Hongkong. Der Auftrag beinhalte den Bau einer Recyclinganlage für Elektronikschrott sowie den Betrieb des Sammel- und Recyclingsystems für die Dauer von zehn Jahren. „Wir haben damit einmal mehr unter Beweis gestellt, dass unser Businessmodell international vermarktbar und unser langjähriges Recycling-Know-how auch in China hoch geschätzt und gefragt ist“, erklärte Schweitzer.

Alba
Alba Group

Der Bau der Verwertungsanlage werde Ende des Jahres starten, die Inbetriebnahme ist für 2017 geplant. Gemeinsam mit einem Logistikpartner wurde eine Joint Venture-Gesellschaft unter dem Namen Alba Integrated Waste Solutions Hong Kong Ltd. gegründet, die diesen Auftrag übernimmt. In der Anlage wird künftig der gesamte „regulierte“ Elektronikschrott der über sieben Millionen Einwohner aufbereitet. Das sind Geräte, für die die Regierung in Hongkong ein Recyclinggesetz plant, ähnlich der europäischen WEEE-Direktive. Darunter fallen vor allem Haushaltsgroßgeräte, konkret Kühl- und Klimageräte, Fernseher, Waschmaschinen und Computer.

Verhaltene Aussichten

Für das laufende Jahr geht Alba von ähnlichen Marktbedingungen aus wie sie bereits 2014 vorherrschten. Insgesamt rechnet der Konzern bei Eisenschrotten mit nur unwesentlichen und bei Nichteisenmetallen mit nur leichten Mengenrückgängen. Die Umsatzerlöse im Segment Stahl- und Metallrecycling sieht der Konzern auf Vorjahresniveau. Für das EBITDA und das EBT geht Alba von einer Steigerung aus. Gründe hierfür seien anhaltend positive Effekte aus den Restrukturierungsmaßnahmen. Zudem sei davon auszugehen, dass sich die im Berichtsjahr angefallenen Wertminderungen und Restrukturierungsaufwendungen nicht beziehungsweise nicht in gleicher Höhe wiederholen.

Für das Segment Dienstleistungen erwartet Alba einen Umsatzanstieg bei gleichzeitigem Rückgang von EBITDA und EBT. Hintergrund sei der zunehmende Margendruck in diesem Segment. Konzernweit rechnet Alba mit einem Umsatzwachstum sowie einer Steigerung von EBITDA und EBT, unter anderem bedingt durch die durch die Zusammenführung der Standorte für Stahl- und Metallrecycling mit den Plätzen für Entsorgung und Recycling anderer Stoffströme.

Darüber hinaus wird es laut Alba weitere Portfoliooptimierungen, sprich Unternehmensverkäufe geben. So plant der Konzern unter anderem, die Stahl- und Metallrecycling-Aktivitäten in den USA, auf dem Balkan sowie in Polen aufzugeben. Offenkundig rechnet Alba mit Gesamterlösen in Höhe von 46,5 Millionen Euro. Diesen Wert hat der Konzern bereits im Bilanzposten „Vermögenswerte, die zu einer als zur Veräußerung gehalten eingestuften Veräußerungsgruppe gehören“ geparkt. Davon entfallen 17,9 Millionen Euro auf die langfristigen und 28,6 Millionen Euro auf die kurzfristigen Vermögenswerte.

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