IARC in Berlin

Demontagebetriebe leiden noch immer unter der illegalen Behandlung und dem illegalen Export von Altfahrzeugen. Doch an Lösungsansätzen mangelt es nicht, wie der Altautokongress IARC heute zeigte.

Altauto-Experten: So könnten illegale Machenschaften eingedämmt werden


Die seit Jahren größten Probleme beim Altauto-Recycling sind nach wie vor ungelöst. Denn noch immer leiden anerkannte Altauto-Demontagebetriebe unter dem illegalen und unkontrollierten Umgang mit Altfahrzeugen und ihren gefährlichen Komponenten sowie unter dem illegalen Export von Fahrzeugen. Doch an Lösungsansätzen mangelt es nicht: Beim Internationalen Automobil-Recycling Kongress IARC in Berlin machten Branchenvertreter konkrete Vorschläge, was getan werden muss, um mehr Altautos in die offizielle Recyclingkette zu bekommen.

„Man muss dem Letztbesitzer einfach einen besseren Preis zahlen“, sagte Henk Jan Nix, Generalsekretär der European Group of Automotive Recycling Associations (EGARA). Das sei aber nur möglich, wenn die Demontagebetriebe alle wiederverwendbaren Teile aus Altfahrzeugen verwerten können, um somit den gesamten Wert eines Altfahrzeugs zu nutzen.

„Dafür benötigen wir aber mehr Informationen von den Herstellern zu den verschiedenen Teilen“, betonte Nix. Umsonst will die europäische Dachorganisation der Autorecyclingverbände diese Angaben nicht haben. „Wir sind bereit, für diese Informationen zu bezahlen“, betonte Nix.

Unbekannter Verbleib bei 4 Millionen Fahrzeugen

Finanzielle Anreize sind auch für Gareth Williams vom Recyclingunternehmen European Metal Recycling ein gangbarer Weg. Er schlug eine Art Straßenfonds-Abgabe vor. Diese könnte dem Letztbesitzer zugutekommen, wenn das Altfahrzeug ordnungsgemäß entsorgt wird. Das würde auch den anerkannten Altauto-Verwertern zugutekommen. Denn illegale Machenschaften bedrohen seriöse Recycler mittlerweile in ihrer Existenz.

„Diese Leute haben nicht die hohen Gesamtkosten, die die zugelassenen Betriebe haben. Daher können sie natürlich mehr für Altautos bezahlen“, erklärte Williams, der bei der EMR Group die Abteilung Marketing & Communications leitet. Das Resultat: „Ein großer Teil der Altautos geht uns in Europa Jahr für Jahr verloren. Dadurch können wir unsere Anlagen nicht mehr auslasten.“

Wie viele Altautos tatsächlich in dubiosen Kanälen verschwinden, bezifferte Georg Mehlhart vom Öko-Institut. Der Senior Researcher für Ressourcen & Mobilität geht davon aus, dass jährlich zwischen 10 und 12 Millionen End-of-Life Vehicles in der EU anfallen. Davon würden 1,2 Millionen als Gebrauchtwagen außerhalb der EU exportiert. 6 Millionen seien offiziell als Altautos erfasst und würden gemäß der EU-Altauto-Richtlinie behandelt werden.

„Wo die restlichen rund 4 Millionen Altfahrzeuge abbleiben, ist unbekannt“, sagte er. „Das bedeutet, dass im vergangenen Jahrzehnt der Verbleib von über 40 Millionen Fahrzeugen ungeklärt geblieben ist.“

Altersbegrenzungen für Fahrzeuge beim Export

Um dieses Leck zu stopfen, sind in den Augen des Wissenschaftlers nicht nur eine verbesserte Datenlage und ein besserer Datenaustausch auf EU-Ebene vonnöten. In den einzelnen Mitgliedstaaten müsse auch die Durchsetzung der EU-Vorschriften verbessert werden. „Das beinhaltet unter anderem Vorortbesichtigungen bei Verkäufern von Ersatzteilen oder bei Autoreparaturwerkstätten und -garagen.“

Einen weiteren Ansatzpunkt sieht Mehlhart bei den Exportvorschriften selbst. „Wir sollten über Altersbegrenzungen für Fahrzeuge nachdenken. Oder über strengere Exportvorschriften wie beispielsweise einen gültigen Verkehrssicherheitstest als Bedingung für Exporte.“ Das sei sowohl aus Gründen der Luftverschmutzung als auch aus Gründen der Fahrzeugsicherheit notwendig.

Dänemark geht mit gutem Beispiel voran

Um mehr Altautos in die offiziellen Recyclingwege zu leiten, ist auch mehr Zusammenarbeit erforderlich. Dafür plädierte Stig Thorlak vom dänischen Herstellerverantwortungssystem DPA-System bei der Pressekonferenz. „Nur wenn (Unter-)Lieferanten, Altautoverwerter, Behörden und politische Entscheidungsträger kooperieren, werden wir mehr Altautos in die Recyclingkette bekommen.“

„Unternehmen allein können das nicht schaffen“, betonte Thorlak. „Es bedarf politischer Entscheidungsträger, um die Entwicklung hin zu einer Circular Economy und einer nachhaltigen Denkweise anzustoßen und voranzutreiben. Das gilt für Hersteller ebenso wie für Fahrzeugbesitzer.“ Auch hier spielt Geld eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das zeigt das Beispiel Dänemarks. Dort erhalten Autobesitzer 300 Euro, wenn sie ihr Altfahrzeug einem zugelassenen Demontagebetrieb überlasen.

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