Eurostat-Zahlen für 2013

Die aktuellen Eurostat-Zahlen zur Verwertung und Recycling von Altfahrzeugen bieten nur wenig Grund zum Jubeln. Die seit 2006 geltenden Mindestvorgaben werden zwar von fast allen Staaten erreicht. Die ab 2015 geltenden höheren Mindestwerte scheinen aber für viele noch in weiter Ferne zu liegen.

Altautoverwertung in EU tritt auf der Stelle


Die Mitgliedsstaaten der EU-28 kommen in Sachen Altautoverwertung nicht so richtig vom Fleck. Zwar haben fast alle Staaten seit einigen Jahren schon keine Mühe mehr, die geltenden Mindestquoten für Wiederverwendung, Verwertung und Recycling zu erreichen. Größtenteils liegen die erzielten Quoten sogar darüber. Aber niemandem gelingt bisher ein nennenswerter Quotensprung nach oben. Im Gegenteil: In der aktuellen Eurostat-Statistik für 2013 sind in einigen Ländern sogar Rückschritte zu beobachten.

Am auffälligsten sind die im Vergleich zu den Vorjahren geringeren Quoten für Wiederverwendung/Recycling in Dänemark und Norwegen. Dänemark hatte in den Jahren 2011 und 2012 noch eine Quote von über 92 Prozent erreicht. Im Jahr 2013 ist diese Quote auf geschätzt 86,6 Prozent gesunken. Norwegen liegt mit einer Quote von 75,4 Prozent leicht unter der Quote von 2012. 2010 hatte das Land schon einmal eine Quote von knapp 84 Prozent erreicht. Auch in Belgien und Polen sind leichte Rückschritte zu beobachten.

Dänemark hat auch bei der Quote für Wiederverwendung/Verwertung einen Rückgang gemeldet. In den beiden Jahren zuvor lag die Quote noch bei knapp 93 Prozent, im Jahr 2013 ist sie auf 86,7 Prozent gefallen. Bei Liechtenstein sieht es ähnlich aus. Das Land lag seit 2009 konstant bei über 92 Prozent und hatte sogar einmal die 93 Prozent beinahe erreicht. Im Jahr 2013 waren es nur noch 89 Prozent. Diese Quotenrückgänge sind zwar auffällig, aber bis auf den Fall Norwegens kein Drama in dem Sinne, dass die geltenden Mindestquoten nicht eingehalten werden.

Keine Probleme bei Mindestquoten für Verwertung

Die EU-Altfahrzeugrichtlinie schreibt derzeit noch eine Quote von 80 Prozent für Wiederverwendung/Recycling und eine Quote von 85 Prozent für Wiederverwendung/Verwertung vor. Die Zielvorgabe für Wiederverwendung/Verwertung bereitet den EU-28-Staaten am wenigsten Probleme. Wie aus den Zahlen der Europäischen Statistikbehörde hervorgeht, lagen alle Staaten im Jahr 2013 darüber. Beim Erreichen der Quote für Wiederverwendung/Recycling hapert es nur noch bei Norwegen (75,4 Prozent), Estland (77, 7 Prozent) und Liechtenstein (78.2 Prozent).

Von den seit dem 1. Januar 2015 geltenden höheren Mindestvorgaben sind allerdings noch viele EU-Länder ein gutes Stück entfernt. Die neuen Zielwerte liegen für Wiederverwendung/Verwertung bei 95 Prozent und für Wiederverwendung/Recycling bei 85 Prozent. Diese höhere Quote für Wiederverwendung/Verwertung haben 2013 bereits vier Staaten geschafft: Luxemburg (95,0 Prozent), Niederlande (95,9 Prozent), Österreich (9,7 Prozent) und Deutschland (103,8 Prozent). Norwegen lag mit 94,7 Prozent nur knapp unter der Mindestquote. Noch am weitesten davon entfernt sind Dänemark (geschätzt 86,7 Prozent), Zypern (86,6 Prozent), Estland (86,4 Prozent) und Tschechien (86,3 Prozent).

Überraschend hohe Quoten säen Zweifel

Bei der ab Anfang 2015 geltenden höheren Quote für Wiederverwendung/Recycling haben 2013 immerhin 13 Mitgliedsstaaten ihr Soll erfüllt. Unter den Klassenbesten sind allerdings nicht die „üblichen Verdächtigen“ wie Deutschland, Österreich oder die Niederlande, sondern Bulgarien, Litauen, Lettland, die Slowakische Republik und Ungarn. Diese haben Quoten von über 90 Prozent an Brüssel gemeldet. Diese hohen Quoten machen allerdings stutzig.

Nicht nur deutsche Entsorgerorganisationen begegnen den Zahlen aus Brüssel mit Skepsis. Auch das österreichische Umweltbundesamt hat bereits vor zwei Jahren den Wert der Eurostat-Zahlen angezweifelt und dafür einige Schwachstellen in der EU-Richtlinie selber ausgemacht: So fehlten in der Direktive beispielsweise verbindliche Vorschriften, was genau unter „Recycling“, unter „Zurückgewinnung“ oder unter „Entsorgung“ zu verstehen ist.

Darüber hinaus herrsche noch nicht einmal Einigkeit in der Auslegung des in der EU-Direktive verwendeten schwammigen Begriffs „End-of-Life Vehicle“, kritisierten die Österreicher. Von Staat zu Staat verlaufe die Trennlinie zwischen Gebrauchtwagen und Altfahrzeug demnach völlig unterschiedlich. Als Folge seien die von den einzelnen Ländern an Brüssel gemeldeten Recycling- und Rückgewinnungsquoten nicht miteinander vergleichbar und könnten sogar überschätzt sein. Das heißt nichts anderes, als dass die Eurostat-Daten mit Vorsicht zu genießen sind.

Deutschland übertraf 2013 bereits Vorgaben für 2015

Das wird auch beim Blick auf die Zahlen für Deutschland deutlich. Laut Eurostat-Statistik hat Deutschland im Jahr 2013 eine Wiederverwendungs-/Verwertungsquote von 103,8 Prozent erreicht. Die Quote für Wiederverwendung und Recycling lag bei 89,8 Prozent. Allerdings fehlt der Hinweis, dass hier noch die Auswirkungen der Umweltprämie aus dem Jahr 2009 mit reinspielen. Denn die zeitversetzte Behandlung und Verwertung aufgestauter Altfahrzeuge als Nachwirkung der Umweltprämie führte rechnerisch zu dieser eigentlich unmöglichen Gesamtverwertungsquote von über 100 Prozent.

Das UBA und das BMUB haben in ihrem Jahresbericht die Effekte der Umweltprämie herausrechnet. Die bereinigte Quote für Wiederverwendung und Recycling lag demnach bei 87,7 Prozent. Die Quote für Wiederverwendung/Verwertung erreichte 99,7 Prozent. Aber auch mit diesen Quoten übertrifft Deutschland die heutigen und kommenden Zielvorgaben der EU deutlich.

Fünf EU-Staaten haben ihre Zahlen für 2013 noch nicht an Brüssel gemeldet. Hinter Griechenland, Irland, Italien, Rumänien und Slowenien steht der Vermerk „nicht verfügbar“.

Mehr zum Thema
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Kreislaufwirtschaft: Deutschland und China vereinbaren Aktionsplan
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?
Rohstoffimporte: „Höchste Zeit für einen Kurswechsel“
Gute Nachfrage lässt Altpapierpreise steigen
Deutsche Industrie weiter im Plus