Altglassammlung

Weniger Lärm, kaum noch Verschmutzung und größeres Fassungsvermögen: In Frankfurt am Main wird an ausgewählten Standorten das Altglas unterirdisch gesammelt. Der Entsorger muss dafür seine Fahrzeuge nur geringfügig umrüsten.

Altglas kommt unter die Erde


Zwei Standorte werden bereits genutzt, zwei weitere sind fertig und bis zu 20 sollen es insgesamt werden: Die Bürger in Frankfurt am Main können inzwischen an ausgewählten Plätzen ihr Altglas in unterirdische Sammelbehälter werfen. „Die neuen Container sind Teil des Stadtteilprogramms „Schöneres Frankfurt“, in dem unter anderem die oberirdischen Flächen von Behältern und Schildern befreit werden sollen“, sagt Michael Werner, Sprecher bei der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES). „Da lag es nahe, auch bei Sammelcontainern nachzubessern und ein paar in die Erde zu versenken.“

In Absprache mit den dualen Systemen, die die Altglassammlung organisieren, bekam die FES die Erlaubnis, an bis zu 20 Standorten die unterirdischen Behälter einzubauen. Das ist jedoch nicht überall im Stadtgebiet möglich. Wegen der Kabel und Kanäle unterhalb der Straßendecke in der Innenstadt waren dort die unterirdischen Behälter keine Option. „Viel besser sind da Neubaugebiete“, sagt Werner.

Verwertungsquote von Verpackungen aus Glas in Deutschland in den Jahren 2001 bis 2011 An sich wird das Altglas in Frankfurt in insgesamt 1.100 üblichen Iglubehältern in einem Dreikammer-System gesammelt. Die alten Container haben ein Volumen von knapp einem Kubikmeter, die neuen Behälter können das Dreifache aufnehmen. Oberirdisch ist nur eine kleine Säule mit Einwurfklappe zu sehen, in die Tiefe gehen die Behälter zwischen 2,20 und 2,50 Meter.

Weniger abgestellte Flaschen

Am Frankfurter Buchrainplatz in Oberrad und in Nordend am Martin-Luther-Platz sind zwei der Säulentrios bereits seit dem Jahr 2012 in Benutzung. Werner spricht von guten Erfahrungen: Der öffentliche Raum werde nicht gestört und der Lärm beim Einwurf sei deutlich geringer. Außerdem beobachtet der Sprecher, dass kaum bis gar keine Flaschen mehr neben den Container gestellt werden. „Zum einen sind die Behälter deutlich geräumiger und zum anderen sind die Skrupel höher, die Flaschen einfach abzustellen. Durch die geringe Größe der Röhren sind die Sammelplätze viel besser einsehbar.“

An zwei weiteren Standorten – im Riedberger Westflügel, in der Ella-Bergmann-Michel-Straße – sind die Container bereits eingebaut und sollen noch vor Weihnachten in Betrieb genommen werden. Etwa 25.000 Euro kostete ein einzelner Behälter inklusive Einbau. Finanziert hat den Bau das Stadtplanungsamt aus dem „Schöneres Frankfurt“-Topf. Die Folge- und Wartekosten zahlt das Straßenbauamt.

Für den Entsorger bedeutet das neue System etwas mehr Aufwand, da sein Fahrzeug mit einem extra Aufsatz geringfügig umgerüstet werden muss. „Bei der Leerung der Container wird der Einwurfschacht zurückgeklappt und der Behälter mit einem Hakensystem am Kran aus der Erde herausgezogen“, erklärt Werner. „Mit einer zweiten Kette wird dann über dem Fahrzeug der Boden geöffnet und der Inhalt fällt heraus.“ Die Kosten für den Aufsatz hat der zuständige Entsorger – in diesem Fall noch Veolia Darmstadt – selbst finanziert. Laut Werner lag der Preis da aber „lediglich bei etwa 1.000 Euro.“

Füllstandsmesser als Ergänzung

Etwas höher als der finanzielle Aufwand ist der zeitliche: Der Entsorger muss den Aufsatz am Fahrzeug auf dem Hof umkoppeln und kann dann bisher auf der Tour nur wenige Behälter entleeren. Die entstehenden Kosten beziehungsweise entgangenen Einnahmen übernimmt die Stadt. „In den nächsten Vertag mit den dualen System wird das mit eingepreist“, sagt Werner.

Im kommenden Jahr könnten diese Feinheiten ohnehin erstmal einfacher zu regeln sein. Denn der bisherige Altglasentsorger Veolia Darmstadt wurde inzwischen von Remondis aufgekauft. Weil Remondis aber auch zu 49 Prozent an FES beteiligt ist und nicht mit FES in Konkurrenz treten darf, bekommt FES die Altglassammlung bald übertragen. Werner geht davon aus, dass es ab Januar oder Februar dazu kommen wird. Sobald die Altglassammlung dann FES obliegt, wird geprüft, ob es sinnvoll ist, die unterirdischen Container mit Füllstandsmessern auszustatten und im Idealfall weniger Touren mit dem Extraaufsatz fahren zu müssen.

Ebenfalls auf dem Prüfstand stehen die weiteren möglichen Containerplatze. Zwei sind bereits in Planung, bei den restlichen wird noch nach Standorten gesucht. Dass die Zukunft der Müllsammlung unter der Erde liegt, ist für Werner sicher. Das gilt vor allem für Neubaugebiete. „Hier wollen wir künftig auch Verpackungen und Restmüll in Unterflurbehältern sammeln“, so der FES-Sprecher. „Technisch ist das problemlos möglich.“ Nur für einen Stoffstrom wird es wohl keine unterirdische Sammlung geben: beim Biomüll. Aufgrund der Beschaffenheit würde in großen Behältern die Masse verkleben und nur noch mit erheblichem Aufwand aus dem Containern zu lösen sein.

© 320°/ek | 16.10.2014

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