Markt in Deutschland

Der Wegfall der EEG-Förderung bedroht die wirtschaftliche Existenz zahlreicher Altholz-Kraftwerke. Bereits in vier Jahren stehen rund 800.000 Tonnen Behandlungskapazität auf der Kippe. Droht tatsächlich ein Entsorgungschaos oder wird es am Ende vielleicht gar nicht so schlimm?

Altholz-Kraftwerke: Wer geht, wer bleibt?


Bliebe der Altholzmarkt so, wie er sich aktuell darstellt, wäre etwas mehr Hoffnung. Denn aktuell sind die Altholzpreise aufgrund des hohen Aufkommens und der knappen Behandlungskapazität weit oben. So weit oben, dass sie vielleicht ausreichen würden, um ein Altholzkraftwerk bis 2026 auch ohne EEG-Förderung wirtschaftlich betreiben zu können. Doch darauf kann niemand setzen.

Stattdessen müssen die Kraftwerksbetreiber mit dem Ende der EEG-Förderung kalkulieren. Bis 2026 läuft die Förderung noch im besten Fall, dann ist Schluss. Die ersten Altholz-Kraftwerke in Deutschland werden bereits im Jahr 2020 ihre EEG-Förderungen verlieren. Sie müssen dann mit Kraftwerken konkurrieren, die ihre EEG-Förderungen erst einige Jahre später verlieren. Erst 2027 sind die Rahmenbedingungen dann für alle gleich. Dann bekommt niemand mehr eine EEG-Förderung.

Bis zu 4 Millionen Tonnen weniger Kapazität?

Die große Frage ist seither, ob jene Altholz-Kraftwerke, die ihre EEG-Förderung früher verlieren, noch mit denjenigen Altholz-Kraftwerken konkurrieren können, deren Förderung erst zu einem späteren Zeitpunkt ausläuft. Die ersten 11 Kraftwerke werden ihre EEG-Förderung schon im Jahr 2020 verlieren, in den Jahren danach geht es dann Schlag auf Schlag. Allein in den Jahren 2023 und 2024 werden 13 bzw. 12 Altholz-Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 2,7 Millionen Tonnen keine Förderung mehr erhalten.

Der Altholzverband BAV befürchtet deshalb, dass bis zu 4 Millionen Tonnen Behandlungskapazität wegbrechen könnten. Für den Entsorgungsmarkt wäre das eine schwere Hypothek. In Deutschland fallen jedes rund 8,5 Millionen Tonnen Altholz an. Davon wird der Großteil – 6,5 Millionen Tonnen – thermisch verwertet. Nur knapp ein Viertel, zwischen 1,5 und 2 Millionen Tonnen, wird recycelt. Würde also das Worst-Case-Szenario des BAV eintreten, würde die Hälfte der aktuellen Entsorgungskapazität am Altholzmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen.

Alternativentsorgung in MVA

Ob es tatsächlich so weit kommen wird, ist ungewiss. Bislang zeigte sich die Politik von den Warnungen des BAV unbeeindruckt. Auch dessen Alternativvorschlag fiel bislang auf keinen fruchtbaren Boden. Schon seit einiger Zeit wirbt der BAV für sein Marktintegrationsmodell. Der Vorschlag sieht im Kern vor, dass alle Kraftwerke bis Ende 2026 weiterhin gefördert werden – allerdings mit einer degressiven Ausgestaltung, so dass die Förderung jedes Jahr weniger wird. Mit diesem Modell hätten alle Kraftwerksbetreiber eine berechenbare Planungsgrundlage für Anschlussinvestitionen, argumentiert der BAV. Damit könnten Anreize zur Marktanpassung gesetzt und Anlagenstilllegungen verhindert werden.

Allerdings ist nicht auszuschließen, dass die Politik doch noch einlenkt. In der Regel muss dafür aber bereits der Notstand eingetreten sein. Für den ein oder anderen Kraftwerksbetreiber könnte es dann schon zu spät sein. Denn bei vielen Anlagen stehen technische Ersatzinvestitionen an, die jedoch kein Anlagenbetreiber tätigen wird, wenn er keine Planungssicherheit hat.

Gibt es kein Entgegenkommen der Politik, wird man abwarten müssen, wie der Markt reagiert. Die Option, das Recycling zu verstärken, ist nur bedingt möglich, da sich nicht alle Altholzsorten für die stoffliche Verwertung eignen. Dass Kraftwerksbetreiber die Anlage stilllegen, bis die Wettbewerbsbedingungen ab 2027 wieder einheitlich sind, ist vermutlich nur im Einzelfall vorstellbar. Die große Masse der Althölzer müsste daher in Müllverbrennungsanlagen entsorgt werden, so dass auch die Verbrennungspreise weiter zulegen dürften.

Die Kosten für die Müllverbrennung wären also weitaus höher als die Kosten für das Marktintegrationsmodell, wie Dieter Uffmann, 1. Vorsitzender des BAV, bei der Jahrestagung des Verbands vergangene Woche nochmals vorrechnete. Er veranschlagt 1 Millionen Euro für das Marktintegrationsmodell und 4,5 Millionen Euro für die alternative Entsorgung der Althölzer in MVA. Das ergibt eine Kosteneinsparung von 3,5 Millionen Euro. Für Uffmann ist das ein überzeugendes Argument. Er will damit weiter bei den politischen Akteuren werben.

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