Neue Consultic-Studie

Das Kunststoffrecycling in Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahren wieder an Dynamik gewonnen. Die Verbrennung dagegen ist leicht rückläufig, wie eine neue Studie zeigt. Die meisten Kunststoffabfälle werden über die dualen Systeme erfasst. Bemerkenswert hoch ist auch die Menge, die im Restmüll landet.

Altkunststoffe: Mehr recycelt, weniger verbrannt


Die stoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen hat in Deutschland wieder stärker zugenommen. Das geht aus der neuen Studie „Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen in Deutschland 2015“ des Beratungsunternehmens Consultic hervor. Demnach wurden im vergangenen Jahr 46,2 Prozent aller verarbeiteten Kunststoffabfälle stofflich verwertet – das sind 4,4 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren. „Nach etwas verhaltener Entwicklung in den Jahren 2009 bis 2013 hat das Recycling in den vergangenen beiden Jahren wieder an Dynamik gewonnen“, heißt es in der Untersuchung.

Gemäß Studie sind 2015 in Deutschland rund 5,92 Tonnen Kunststoffabfälle erfasst worden. Das bedeutet eine Steigerung um 240.000 Tonnen gegenüber 2013. Den Zuwachs erklären die Autoren der Studie damit, dass in Deutschland auch der Kunststoffverbrauch gestiegen ist: um 4,6 Prozent auf 10,14 Millionen Tonnen.

Untersucht wurden auch die Verwertungswege. Dabei haben die Autoren allerdings nicht unterschieden, ob die Mengen in Deutschland oder im Ausland verwertet wurden. Auf die einzelnen Verwertungswege aufgeteilt, ergeben sich für 2015 folgenden Zahlen:

  • Von den 5,92 Millionen Tonnen Altkunststoffen wurden 5,88 Millionen Tonnen stofflich oder energetisch verwertet.
  • Der Anteil der energetischen Verwertung lag bei 53 Prozent beziehungsweise 3,14 Millionen Tonnen. Davon landeten gut zwei Drittel in Müllverbrennungsanlagen, der Rest in EBS-Kraftwerken und sonstigen Anlagen. Im Vergleich zu 2013 hat der Anteil der energetischen Verwertung damit um gut 4 Prozent abgenommen.
  • Der Anteil der stofflichen Verwertung lag bei 46 Prozent beziehungsweise 2,67 Millionen Tonnen. Das entspricht einer Zunahme des Anteils um 4,4 Prozent. Rein Mengenmäßig hat sich die Tonnage gegenüber 2013 um 15 Prozent erhöht. Fast alle Abfälle wurden werkstofflich verwertet, nur 70.000 wurden rohstofflich verwertet.
  • Mit 40.000 Tonnen wurde weniger als ein Prozent auf Deponien entsorgt.

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Verwertungsarten für Kunststoffabfälle; Quelle: Consultic-Studie

Wie die Studie weiter zeigt, wurde die größte Abfallmenge von den dualen Systemen gesammelt. Gemeinsam mit den herstellergetragenen Rücknahmesystemen wurden hier 1,53 Millionen Tonnen dem Recycling zugeführt. Weitere wichtige Anfallstellen waren:

  • 1,16 Millionen Tonnen Gewerbeabfälle über private Entsorger
  • 967 Millionen Tonnen im Restmüll aus Haushalten
  • 856 Millionen Tonnen bei Kunststoffverarbeitern
  • Die restlichen Mengen wurden beispielsweise über Wertstoffsammlungen, im E-Schrott oder in Shredderbetrieben gesammelt.

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Kunststoffabfälle nach Anfallorten; Quelle: Consultic-Studie

Mit über 5 Millionen Tonnen stammt der überwiegende Teil der Kunststoffabfälle von den Endverbrauchern (Post-Consumer-Bereich). Auf die wichtigsten Felder aufgeteilt, kamen die Kunststoffabfälle aus folgenden Sparten:

  • Rund 3,01 Millionen Tonnen aus der Sparte Verpackungen. Das entspricht einem Anteil von über 60 Prozent. Gegenüber 2013 ist damit die Menge an Verpackungsabfällen um 5,1 Prozent gestiegen.
  • 455.000 Tonnen aus dem Baubereich. Damit kommt die Bausparte auf einen Anteil von 9,1 Prozent. Gegenüber 2013 bedeutet das ein Plus von 4,6 Prozent.
  • 280.000 Tonnen aus der Elektro-/Elektroniksparte. Das bedeutet einen Anteil von 5,6 Prozent. Das Plus betrug hier 7,3 Prozent.
  • 260.000 Tonnen kamen aus der Landwirtschaft (Anteil von 5,2 Prozent). Das waren knapp 4,8 Prozent mehr als noch im Jahr 2013

Die stofflich verwerteten Kunststoffe wurden in den Unternehmen zu Rezyklaten verarbeitet. Diese Sekundärkunststoffe wurden laut Studie dann 2015 wiederum in folgenden Bereichen eingesetzt:

  • 38,2 Prozent im Bereich Bau
  • 25,2 Prozent in neuen Verpackungen
  • 10,2 Prozent im Sektor Landwirtschaft
  • Der Rest teilt sich auf in weitere Anwendungen wie Fahrzeuge, Elektro/Elektronik oder Haushaltswaren.

Neben den detaillierten Angaben zu den Kunststoffabfällen gibt die Studie auch einen Einblick in die Primärindustrie. Diese hat jedoch keineswegs zugelegt: Die Kunststoffproduktion in Deutschland belief sich 2015 auf 10,15 Millionen Tonnen – das bedeutet einen Rückgang um rund 3 Prozent gegenüber 2013.

© 320°/ek | 20.10.2016

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