Altpapiermarkt

Nun machen sich auch die indirekten Folgen des chinesischen Importstopps für gemischtes Altpapier bemerkbar. Großbritannien, bislang ein großer Lieferant in Richtung China, lenkt seine Altpapierströme um – zum Leidwesen von Deutschland und anderen europäischen Ländern.

Altpapier aus UK drängt nach Deutschland


Für Europas Altpapiermarkt ist der Export ein unverzichtbares Ventil. Jährlich exportieren europäische Unternehmen rund 8 Millionen Tonnen Altpapier. „Nur dieses Exportventil klemmt derzeit massiv“, sagte bvse-Vizepräsident Werner Steingaß heute beim Altpapiertag seines Verbands in Düsseldorf.

Das Exportventil klemmt hauptsächlich wegen der chinesischen Importrestriktionen. Zwar sei der Export von Altpapier aus Deutschland dadurch nicht völlig zum Erliegen gekommen, erklärte Steingaß. Gleichwohl beeinflusse der mengenmäßige Rückgang den Altpapierpreis in Deutschland. Zusätzliche Altpapierströme, die von Nachbarländern auf den deutschen Markt kommen, würden ihr Übriges tun.

Insbesondere Großbritannien wird sein aus der Gemischterfassung stammendes Altpapier nicht mehr in China los – laut Steingaß „ein sehr großer Teil der bisherigen Exportmenge aus Europa“. Teile dieser Altpapiermenge in vergleichsweise schlechterer Qualität würden zu niedrigen Preisen auf den zentraleuropäischen Markt und nach Deutschland drängen. Die Folge: „Seit Herbst befinden sich die Vergütungen für die unteren Altpapiersorten geradezu im Sinkflug“, so Steingaß.

Lieferanten werden mit Reklamationen überzogen

Vereinzelt werde günstige Ware mit schlechter Qualität aus dem Ausland eingesetzt und mit inländischer Ware guter Qualität quergerechnet werden. Das belaste den Markt zusätzlich. Traditionelle Lieferanten würden nun mit Reklamationen überzogen, weil die bisherige Ware jetzt noch besser sein soll und andererseits genügend günstige Ware am Markt vorhanden sei.

Die höheren Qualitätsanforderungen kommen für Steingaß zur Unzeit. „Gleichzeitig mit dem Sinkflug der Altpapierpreise die Qualitätsanforderungen zu erhöhen, macht die Lage noch schwieriger.“ Denn eine veränderte Qualität sei nicht über Nacht zu erreichen und koste zudem zusätzliches Geld. „Und genau das ist natürlich bei sinkenden Erlösen nicht vorhanden.“

Chinesische Anrainerstaaten profitieren

Zur gleichen Zeit arbeiten einige europäischen Exporteure daran, dass ihre Ware den chinesischen Qualitätsvorgaben entspricht. Das geschehe durch eine aufwendige Nachsortierung und umfangreiche Kontrollen im eigenen Hause, wie Steingaß berichtete. „Ob dies gelingt, wird sich zeigen.“

Andere hiesige Exporteure haben augenscheinlich bereits einen Ersatz für ihre chinesischen Kunden gefunden. Sie würden nun verstärkt die chinesischen Anrainerstaaten beliefern. Diese profitieren sogar davon. „Denn sie können derzeit ihr Neupapier teuer nach China verkaufen“, erklärte Steingaß.

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