Weltweite Marktentwicklung

In Europa war der Altpapierhandel im März sehr solide – für April werden sogar weitere Preiserhöhungen vorhergesagt. In den USA überraschte ein erneuter Preissprung und in Indonesien werden die Einkäufe für ein paar Wochen erstmal ausgesetzt. Ein Überblick über den internationalen Altpapiermarkt.

Altpapier: Weitere Preiserhöhungen in Europa erwartet


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Europa: Verbesserte Sammelmengen

Nachdem im Februar in Europa die niedrigen Sorten knapp waren, sind die Sammelmengen im März wieder auf ein normales Level gestiegen. Die Lager für Wellpappe (krafthaltige Sorten) sind hingegen weiterhin kaum gefüllt und die Nachfrage von Händlern und Fabriken aus Europa war im März sehr hoch – entsprechend haben die Papierfabriken auch höhere Preise gezahlt. Auch die Order aus Fernost waren überwiegend auf einem hohen Level, die Preise für Wellpappen entsprachen etwa denen, die in Europa gezahlt wurden. Vor allem aus Indonesien war die Nachfrage hoch, die Order aus China blieben dagegen in etwa gleich.

Auch Deinking-Sorten wurden in Europa stark nachgefragt. Auch aus Asien – besonders Südkorea und Indien – kamen viele Anfragen, teilweise jedoch zu etwas niedrigeren Preisen.

Ebenfalls gut war die Nachfrage an mittleren Sorten aus Europa. Indien und einige anderen asiatische Länder intensivierten ihre Käufe, zahlten aber für Altpapier etwas weniger als europäische Händler. Die europäischen Preise stabilisierten sich dabei und es landeten ausreichende Mengen bei den Verarbeitern.

Bei den hochwertigen Sorten hat sich das Bild der vergangenen Monate kaum verändert: Gute Nachfrage zu recht stabilen Preisen bei geringer Verfügbarkeit. Aufgrund der insgesamt weiterhin sehr soliden Altpapier-Nachfrage in Europa erwarten Marktteilnehmer für April anziehende Preise.

Nordamerika: Überraschung bei den Zeitungspapieren

In den USA nutzten die Papierfabriken den eher ruhigen Monat März, um ihre Lager für Wellpappen zu günstigen Preisen aufzufüllen. Nach Angaben eines Marktteilnehmers kaufte vor allem ein Papierunternehmen im Süden des Landes stark ein: „Es gibt ein paar Fabriken, die reichlich Platz haben und trotz eher niedriger Auftragslage sehr viel Wellpappe kaufen“, so der Händler.

Die hiesigen Preise für Wellpappe waren nach einem leichten Anstieg in den Küstenregionen im Februar eher niedrig. Überraschend hingegen war der Preissprung bei Zeitungspapieren: Hier wurde teilweise bis zu 20 US-Dollar pro Tonne mehr gezahlt.

Bei den Exportpreisen für Wellpappe und gemischte Papiere berichten Händler, dass sich diese stabilisiert haben – es gebe auch keine Anzeichen, dass sie in naher Zukunft sinken werden. Aufgrund der teilweise hohen Preise für Zeitungspapiere glaubt ein Marktbeobachter, dass vor allem mehr gemischte Papiere nachgefragt werden. „Im Prinzip sind Zeitungspapiere und gemischte Papiere die gleiche Sorte. Warum sollte die Käufer über 20 US-Dollar mehr für die Zeitungspapiere bezahlen?“, sagt der Händler.

Etwas gehemmter ging es auf dem Markt für Büropapiere und andere Deinking-Sorten zu. Das liegt nach Angaben mehrerer Händler vor allem an der schwachen Nachfrage aus Südamerika. Dort kämpfen die Papierhersteller offenbar mit der schwachen Wirtschaft und verwenden immer häufiger billige Eukalyptusfasern aus Brasilien als Rohstoff.

Wie neue Zahlen zeigen, stieg der Altpapierexport aus den USA im vergangenen Jahr um 2 Prozent an und lag damit bei 21,58 Millionen Tonnen. Dabei wurden mit 14,9 Millionen Tonnen mehr als zwei Drittel nach China verschifft. Vor allem bei den Wellpappen stieg die Exportmenge stark an (+ 9 Prozent), gefallen sind hingegen die Ausfuhren von Fasersubstituten (-22 Prozent), hochwertigen Sorten (- 16 Prozent) und Zeitungspapieren ( – 8 Prozent).

Asien: Stabilität erwartet

Für die meisten Altpapiersorten sind die Preise in Asien im März gestiegen. Für Wellpappe lag der Preis im März zwischen 10 und 15 US-Dollar pro Tonne höher. Für den laufenden Monat April rechnen die Händler mit stabilen Preisen, bevor sich Indonesien wegen des Fastenmonats Ramadan für mehrere Wochen aus dem Markt zurückziehen wird.

Vor allem aus Südkorea kommen viele Anfragen nach Deinking-Sorten, indische Händler sind dagegen im März eher zurückhaltend gewesen. China ist dem Markt gefolgt, statt ihn zu diktieren. Zwar versuchten die Fabriken die Annahmepreise zu drücken, ließen sich aber letztendlich überwiegend auf die vorgenannten Erhöhungen ein. Derweil waren die Frachtraten stabil, allerdings werden für Mai höhere Preise erwartet.

© 320°/ek | 26.04.2016

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