Neue Recyclinginitiative

Südafrika ist auf gutem Weg, den Altreifenmarkt in geordnete Bahnen zu lenken. Dafür sorgt eine neue Recyclinginitiative. Der wichtigste Hebel: die Integration des informellen Sektors.

Altreifen: Südafrika will informellen Sektor integrieren


Südafrika ist eines der vielen Schwellenländer, die mit einem rapide wachsenden Reifen- und Altreifenaufkommen zu kämpfen haben. Landesweit werden jährlich rund elf Millionen neue Reifen verkauft. Dadurch fallen auch großen Mengen an Altreifen an, die das ohnehin bestehende Problem der illegalen Deponierung von Altreifen noch verschärfen. Schätzungsweise 60 Millionen ausrangierte Reifen liegen bereits auf Halden oder sind irgendwo in der Landschaft entsorgt worden. Dieses Problem will die Recycling and Economic Development Initiative of South Africa (Redisa) mit einem neuen Konzept einer Kreislaufwirtschaft lösen.

Im Auftrag des südafrikanischen Umweltministeriums hat Redisa einen integrierten Abfallwirtschaftsplan für Altreifen auf die Beine gestellt. „Kernpunkte des Plans sind die Einbeziehung der informellen Müllsammler, die Schaffung von Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Möglichkeiten sowie der Aufbau einer formalen Recyclingkette für Altreifen“, erklärt Redisa-CEO Hermann Erdmann. Die ehemals informellen Müllsammler würden ausgebildet und für ihre Arbeit entsprechend bezahlt werden. Und diese Bezahlung sei besser als das, was sie bisher mit Altreifen verdienen konnten. Obendrein bekommen sie ein Bankkonto und eine Kreditkarte.

Redisa greift auch Betrieben unter die Arme, die Reifen zu verkaufsfähigen Produkten aufbereiten. „Wir unterstützen die bei uns registrierten Recyclingunternehmen beispielsweise bei der Erstellung eines Geschäftsplans oder bei der Umweltverträglichkeitsprüfung“, erklärt Erdmann. Finanziert wird das Ganze durch eine Art Entsorgungs- und Recyclingdienstleistungsgebühr, welche von den Herstellern und Importeuren pro Kilogramm Reifen erhoben wird. „Wer nicht bei uns registriert ist, keine monatlichen Mengenmeldungen abgibt und diese Recyclingabgabe nicht zahlt, hat praktisch keine Chance, auf den südafrikanischen Reifenmarkt einzutreten“, so Erdmann.

Die ersten Ergebnisse des neuen Ansatzes können sich sehen lassen: In weniger als zwei Jahren sind den Angaben zufolge 34 Depots eröffnet sowie über 1.700 neue Jobs geschaffen und 162 kleine und mittlere Unternehmen gegründet worden. Mittlerweile seien 85 Prozent der registrierten 1.900 Reifenhändler durch den Service abgedeckt. Bis Ende Januar 2015 sind laut Redisa 77.614 Tonnen Altreifen gesammelt und 39.243 Tonnen verarbeitet und recycelt worden.

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