Alttextilmarkt in Großbritannien

Fallende Preise machen die Verwertung von Alttextilien in Großbritannien unwirtschaftlicher. Im Inland steht daher weniger Material zur Verfügung. Und das, obwohl die Briten jährlich immer mehr Kleidung kaufen.

Alttextilien: Verwertung leidet unter schwachen Preisen


In Großbritannien wurden im vergangenen Jahr weniger Alttextilien gesammelt – und das, obwohl die Briten jährlich mehr Textilien kaufen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der britischen Non-Profit-Organisation WRAP mit dem Titel „Textiles – Market Situation Report“.

Demnach werden in Großbritannien jährlich rund 1,7 Millionen Tonnen neue Textilien gekauft (ohne Teppiche und Matratzen). Davon sind 1,1 Millionen Tonnen Kleidung. Bis vor kurzem ist mit dem vermehrten Konsum auch die Sammlung von Alttextilien gestiegen. Laut WRAP wurden 2010 noch etwa 619.000 Tonnen gesammelt, im Jahr 2014 waren es bereits 650.000 Tonnen.

Für das vergangene Jahr jedoch rechnen die WRAP-Experten mit einem Rückgang von etwa 4 Prozent. Genaue Daten seien noch nicht verfügbar. Schuld an dem Rückgang sind laut Studie die gefallene Nachfrage aus dem Ausland und die extrem gefallenen Preise. War eine Tonne Alttextilien im April 2013 in Großbritannien noch etwa 450 britische Pfund (derzeit 580 Euro) wert, so war es im Januar 2016 mit 200 Pfund noch weniger als die Hälfte.

Zunehmende Exporte

Deutlich mehr wird hingegen für Alttextilien gezahlt, die exportiert werden. Jahr für Jahr kletterten hier bis vor kurzem die Preise. 2013 erlöste eine Tonne im Schnitt etwa 1.115 Pfund. Allerdings beobachten auch hier die WRAP-Experten einen Rückgang: 2015 dürften die Preise laut Schätzung bei rund 900 Pfund pro Tonne gelegen haben.

Folglich wird von den gesammelten Alttextilien ein Großteil ausgeführt. Nach den USA und Deutschland ist Großbritannien der weltweit drittgrößte Exporteur. In Jahr 2014 verkauften die Briten rund 352.000 Tonnen Alttextilien im Wert von etwa 342 Millionen Pfund (441 Millionen Euro) ins Ausland.

Rund ein Drittel der Alttextilien wird laut Studie in die Subsahara-Länder wie Ghana, Benin, Kenia, Togo und die Elfenbeinküste exportiert. Weitere große Abnehmer sind EU-Länder wie Polen, Ungarn und die Ukraine. Rund 18 Prozent nehmen asiatische Länder – überwiegend Pakistan – ab. Allerdings sinkt die Nachfrage derzeit aus fast allen Regionen. Lediglich in die Subsahara-Länder wird weiterhin mehr exportiert.

Wenig kommunale Sammlung

Im Vergleich zu Deutschland scheint die öffentliche Hand in Großbritannien wenig Interesse an Alttextilien zu haben. Laut Studie ging die kommunale Sammlung in allen Regionen außer Schottland zwischen 2010/11 und 2013/14 um rund 14 Prozent auf etwa 110.000 Tonnen zurück. Für Schottland selbst konnte WRAP keine Zahlen präsentieren. Eine weitaus größere Menge Alttextilien sammeln die Kommunen über den Restmüll, dort geht das Martial aber verloren: Etwa 620.000 Tonnen Alttextilien werden jährlich dadurch entweder verbrannt oder deponiert.

Für die künftige Entwicklung raten die WRAP-Experten vor allem dazu, noch mehr auf die Re-Use-Schiene mit Second-Hand-Läden zu setzen und bessere Recyclingmöglichkeiten zu entwickeln. Hier seien vor allem Technologien zum Fibre-to-fibre-Recycling zukunftsträchtig.

© 320°/ek | 14.03.2016

Mehr zum Thema
Wird die Energie- und Antriebswende ausgebremst?
Herstellerverant-wortung: Reconomy mit neuem Service für Textilien
Kreislaufwirtschaft: Deutschland und China vereinbaren Aktionsplan
Alternative Papiersorten: Wie gut sind die Top Ten wirklich?
Rohstoffimporte: „Höchste Zeit für einen Kurswechsel“
Gute Nachfrage lässt Altpapierpreise steigen
Deutsche Industrie weiter im Plus