Investition in Biokraftstoffproduktion

Der Stahlkonzern ArcelorMittal will aus Abgasen der Stahlproduktion Bioethanol herstellen. So sieht es eine gemeinsame Absichtserklärung vor, die das Unternehmen mit US-amerikanischen Recyclingtechnikanbietern unterzeichnet hat. Die erste Anlage soll in Belgien errichtet werden.

Stahlkonzern ArcelorMittal will Bioethanol herstellen


Auf dem Werksgelände im belgischen Gent will ArcelorMittal 87 Millionen Euro investieren. Geplant ist der Bau einer Anlage, die Abgase aus der Stahlproduktion zu Bioethanol aufbereitet. Die anvisierte Jahreskapazität der Anlage von 47.000 Tonnen soll ausreichen, um eine halbe Million Fahrzeuge mit Ethanol-versetzten Kraftstoffen zu betanken.

Die Anlage wäre laut ArcelorMittal die erste kommerzielle Anlage dieser Art in Europa. Der Spatenstich für das Projekt soll noch in diesem Jahr erfolgen. Das Bauprojekt ist in zwei Phasen aufgeteilt: Nach der ersten Bauphase, die Mitte 2017 abgeschlossen sein soll, werde die Anlage ihre vorläufige Kapazität von 16.000 Tonnen Ethanol pro Jahr erreichen. Nach Abschluss der zweiten Bauphase 2018 sollen dann jährlich 47.000 Tonnen Ethanol produziert werden.

Bakterien verarbeiten Abgas zu Ethanol

Für das Projekt arbeitet der Konzern mit Primetals Technologies zusammen. Das 2015 gegründete Joint-Venture von Siemens und Hitachi soll Teile der technischen Planung, die Automatisierung, Ausrüstung und Inbetriebnahme übernehmen. Weiterer Partner ist Lanza Tech. Der US-amerikanische Recyclingtechnikanbieter hat das Aufbereitungsverfahren entwickelt und ist dafür bereits mit dem Presidential Green Chemistry Award der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA ausgezeichnet worden.

Um Abgase in Ethanol zu verwandeln, setzt das Unternehmen auf Bakterien. Mit Hilfe von Wasserstoff und Kohlendioxid als Energiequelle können Bakterien Kohlenmonoxid, das als Abgas in der Stahlproduktion entsteht, zu Bioethanol vergären. Das Produkt ist laut ArcelorMittal besonders als Zusatzstoff für Benzin geeignet, könne aber auch zu unterschiedlichen Endprodukten verarbeitet werden, beispielsweise zu Kraftstoff für Düsentriebwerke.

Darüber hinaus verspricht sich der Stahlkonzern, künftig seinen Ausstoß von Treibhausgasen um mehr als 80 Prozent reduzieren: „Jede so entstandene Tonne Bioethanol ersetzt 5,2 Barrel Benzin und mindert den CO2-Ausstoß um 2,3 Tonnen“, so ArcelorMittal. Bislang wird das entstehende Kohlenmonoxid abgefackelt oder zur Erzeugung von Wärme und Strom innerhalb des Stahlwerks genutzt. Dabei entsteht in jedem Fall das Treibhausgas Kohlendioxid.

47.000 Tonnen sind erst der Anfang

„Diese Partnerschaft ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir alle Optionen zur Reduktion von CO2-Emissionen nutzen und die Transformation zur kohlenstoffarmen Wirtschaft unterstützen“, sagte Carle De Maré, Vizepräsident Innovation bei ArcelorMittal. „Stahl wird durch ein chemisches Verfahren hergestellt, das zwangsweise zur Emission von wesentlichen Mengen an Abgasen führt. Mit der neuen Technologie können wir diese Abgase nutzen, sie in Brennstoffe umwandeln und so wesentliche Vorteile für unsere Umwelt im Vergleich zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen generieren.“

Das geplante Werk soll aber erst der Anfang sein. Sobald die Anlage in Gent fertiggestellt und die wirtschaftliche Rentabilität des Projekts bewiesen ist, will ArcelorMittal ähnliche Anlagen an weiteren Standorten errichten. „Bei Nutzung des vollen technologischen Potenzials des Verfahrens könnten in Europa rund 500.000 Tonnen Bioethanol erzeugt werden“, ist sich der Stahlkonzern sicher.

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