Verschiebungen des globalen Handels

Die europäischen Märkte müssen sich auf eine zunehmende Knappheit von Zinkschrott einstellen. Grund ist der steigende Bedarf in Asien. Der Nutznießer wäre der Metallschrotthandel, vor allem der deutsche.

Asien benötigt große Mengen Zinkschrott


In Asien werden zunehmend Kapazitäten für die Verarbeitung von Schrotten und metallischen Abfällen aufgebaut. Doch was den Ländern fehlt, sind das entsprechende Mengenaufkommen und geeignete Erfassungsstrukturen. Dies gilt unter anderem für Zinkschrott, wie aus einer aktuellen Studie der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) zur Risikobewertung von Zink hervorgeht.

Zu erwarten ist daher eine deutliche Zunahme von Zinkschrottimporten in Asien, was gravierende Folgen für die Versorgungslage auf anderen Märkten haben könnte. Die Zunahme der Recyclingkapazitäten in Asien, verbunden mit dem steigenden Import von Schrotten aus dem Ausland, könnte zu Engpässen im weltweiten Schrottmarkt führen, schlussfolgert die DERA.

zink-verwendung-nach-verwendungsgebiet-in-deutschland-2013Dabei könnte insbesondere China einen Sog auslösen. Die Volksrepublik ist nicht nur der weltweit bedeutendste Zinkproduzent, sondern auch der größte Verbraucher von Zinkkonzentraten, Zinkmetallen und Zinkschrotten. Im Jahr 2012 war China der mit Abstand größte Nettoimporteur. 140.358 Tonnen Zinkschrott hatte die Volksrepublik 2012 importiert. Andere wichtige Nettoimporteure waren laut DERA-Angaben Indien mit 55.268 Tonnen und Belgien mit 42.205 Tonnen.

Der größte Nettoexporteur von Zinkschrott waren die USA. Mit 70.514 Tonnen hatten die USA einen Anteil von 29,3 Prozent. Auf Platz zwei folgte Deutschland mit 47.527 Tonnen (19,8 Prozent) und den Niederlanden mit 21.623 Tonnen (9 Prozent). Sollte die Nachfrage Asiens nach Zinkschrott also wie erwartet steigen, dürfte auch der deutsche Metallschrotthandel profitieren, sowohl hinsichtlich des höheren Absatzes als auch hinsichtlich höherer Preise.

China ist der wichtigste Treiber

Die Hauptquellen für das Zinkrecycling sind Zinkbleche, verzinkter Stahl, Messing und Zinkdruckguss. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer zinkhaltiger Materialien (z.B. Zinkasche, Hartzink, zinkhaltige Stäube), die als sekundäre Rohstoffquelle für die Zinkerzeugung genutzt werden. Laut DERA beläuft sich die sekundäre Raffinadeproduktion weltweit auf etwa 800.000 Tonnen. Zwischen 3 und 4 Millionen Tonnen Sekundärzink (z.B. Zinklegierungen und Zinkbleche) werden direkt ein- beziehungsweise umgeschmolzen. Der Großteil des sekundären Raffinadezinks stammt aus Elektroofen-Stäuben, wovon 2010 etwa 2,85 Millionen Tonnen recycelt wurden. Durchschnittlich weisen Elektroofen-Stäube einen Zinkgehalt von etwa 24 Prozent auf, heißt es in der Studie. Demnach wären 2010 aus diesen Stäuben etwa 685.000 t Zink wiedergewonnen worden.

Weltweit liegt die Recyclingrate von Zink bei über 50 Prozent. In Europa liege die Recyclingquote für alle Anwendungen mit etwa 70 Prozent weit darüber, in Deutschland liegt sie im Baubereich sogar bei 95 Prozent. Allerdings haben Zinkprodukte teilweise eine sehr lange Lebensdauer. So verweilen verzinkte Stahlbleche etwa 15 Jahre in Fahrzeugen oder Haushaltswaren, verzinkter Stahl in der öffentlichen Infrastruktur über 50 Jahre und Zinkbleche im Bedachungsbereich gar bis zu 100 Jahre. Daher könne bei dem zu erwartenden weiterhin steigenden weltweiten Bedarf die Zinknachfrage nicht komplett durch Recyclingmaterial gedeckt werden, so die DERA.

Wie aus der Studie weiter hervorgeht, ist China der wichtigste Treiber der weltweiten Zinknachfrage. Das Land werde seine Vormachtstellung im Zinkmarkt sogar noch weiter ausbauen, prognostiziert die DERA. Chinas Ziel sei es, den Verbrauch im eigenen Land zu decken und die Wertschöpfung innerhalb des Landes zu erhöhen. Daher sei eine Zunahme der Marktmacht Chinas, insbesondere bei der Produktion von Zinkmetall, aber auch bei Zinkwaren der höheren Wertschöpfungsstufen, sehr wahrscheinlich.

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