Gebrauchte Medizinprodukte

In Sachsen-Anhalt hat ein Aufbereitungszentrum für Medizintechnik den Betrieb aufgenommen. Am Ende des Prozesses stehen „anwendungsbereite Medizinprodukte“, die wieder in Kliniken eingesetzt werden können.

Aufbereitung mit Robotern


Vielleicht lag es am Superlativ, der Gesundheitsminister Daniel Bahr bewegte, extra nach Aschersleben zu kommen. Dort wurde am Montag das „europaweit größte Aufbereitungs- und Herstellungszentrum für Medizinprodukte“ feierlich eröffnet. In der Anlage werden gebrauchte Medizinprodukte aus Kliniken so aufbereitet, dass sie später wieder in Kliniken eingesetzt werden können.

Zum Einsatz kommt dabei ein weitgehend automatisierter Prozess, der auch den Einsatz von Robotik vorsieht. Die Instrumente durchlaufen beim Reinigen, Desinfizieren und Sterilisieren einen Aufbereitungs-Kreislauf. Ein voll integriertes Hygienemanagement vermeidet dabei Kreuzkontaminationen. Die schonende Behandlung der hochempfindlichen Produkte garantieren sensitive Aufbereitungsverfahren, versichert die Firma Ascamed, die die Anlage betreibt.

Ascamed ist eine Tochtergesellschaft der Pioneer Medical Devices AG in Berlin, die sich Mitte der 90er Jahre auf die Aufbereitung von Medizinprodukten spezialisiert hat. Die Aufbereitung in Aschersleben entspricht neuesten Standards, betont das Unternehmen. So werden üblicherweise 34 Liter Ausgangswasser benötigt, um einen Liter optimiertes pharmareines Wasser für die Aufbereitung zu gewinnen. Doch dank neuer Filtertechnologien wird in der neuen Anlage für einen Liter Ergebniswasser auch nur ein Liter Ausgangswasser benötigt, welches sich qualitativ nicht von pharmareinem Wasser unterscheidet.

Der Weg vom kontaminierten zurück zum anwendungsbereiten Medizinprodukt führt über mehrere Stationen. Der Aufbereitungs-Kreislauf beginnt mit der Abholung der vorgereinigten Instrumente in einer Klinik. Dies geschieht mit speziell geschulten Logistikpartnern, die das Material in verplombten Transportboxen am Wareneingang des Aufbereitungszentrums abliefern. Die aufzubereitenden Medizinprodukte gelangen von dort zunächst in die Vorfertigung. Hier kommt eine spezielle Technik für die grobe Reinigung und Dekontamination zum Einsatz.

Auf diesen Reinigungsschritt folgt dann die Identifikation und Lasercodierung der Medizinprodukte, erklärt Ascamed. Wenn ein Produkt bis dahin noch nicht lasergekennzeichnet ist, muss es analysiert, eindeutig identifiziert und aufgenommen werden. Die Produkte erhalten dabei einen eigenen Data-Matrix-Code, in dem alle relevanten Informationen erfasst sind. Im Anschluss daran erfolgt die neuartige und halbautomatisierte Beladung der Siebe und Körbe für die Reinigung und Desinfektion in entsprechenden technischen Anlagen (RDG).

Nach der Entnahme aus dem RDG werden die desinfizierten und gespülten Medizinprodukte im Reinraum einer sorgfältigen produktschonenden Niedrigtemperaturtrocknung in speziellen Trocknungsschränken unterzogen. Danach werden in einzelnen Prüfungen die Chargen auf Reinigungserfolg und die Produkte auf Funktionalität getestet. Dabei kommt bei der elektrischen Funktionsprüfung kardiologischer Medizinprodukte eine automatische Konnektierungstechnologie zum Einsatz, bei der die Elektroden besonders schonend gleichzeitig konnektiert werden.

Erst nach den Prüfverfahren erfolgt die Sterilgutverpackung der Medizinprodukte, die dann in der gepackten Form sterilisiert werden. Nach der Entnahme der sterilisierten Medizinprodukte aus dem Sterilisator und einer Chargenprüfung im Hinblick auf den Sterilisationserfolg folgt die Endkonfektionierung mit entsprechenden Umverpackungen und den jeweiligen Labeln. Die gepackten Medizinprodukte werden gesondert gelagert und warten dann auf den Versand als “anwendungsbereite Medizinprodukte” zurück in die Klinik. Produkte, die von den Mitarbeitern gesperrt werden, lagern als Ausschussware gesondert und können von den Kunden unsteril zurück beordert werden.

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