Umbau der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung

Im Bioabfallzentrum der Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern (ZAK) werden seit vergangenem Jahr dreimal mehr Bioabfälle aufbereitet als vorher. Dafür musste der Entsorger seine mechanisch-biologische Behandlungsanlage umrüsten. Ein Überblick über das neue Anlagenkonzept.

Aus MBA wird MB2A


Der kommunale Entsorger Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern (ZAK) verwertete in seinem Abfallwirtschaftszentrum Kaiserslautern-Mehlingen lange Zeit alle Abfälle der rund 250.000 Einwohner in Stadt und Landkreis. Bis 2015 gehörten dazu auch die Restabfälle. Seit vergangenem Jahr heißt es nun: Restabfälle gegen Bioabfälle. Grund ist ein Stoffstromaustausch, den die ZAK 2010 mit den Nachbarkommunen vereinbart hatte. In der Folge hat der Entsorger seine Restabfall-MBA auf dem Gelände in eine Bioabfall-MBA umgewandelt.

Das neue Konzept hat ZAK-Vorstand Jan Deubig gestern beim Kasseler Bioabfallforum vorgestellt. Es hört auf den Namen MB2A und steht für mechanisch-biologische-Bioabfallbehandlungs-Anlage. Mit der neuen MBA bereitet die ZAK jährlich 60.000 Tonnen Bioabfälle auf. Zuvor wurden im eigenen Entsorgungsgebiet 20.000 Tonnen Bioabfälle gesammelt. Die zusätzlichen Bioabfälle kommen aus den Städten Ludwigshafen, Frankenthal, Worms, Neustadt an der Weinstraße, Speyer und den Landkreisen Rheinpfalzkreis und Bad-Dürkheim.

Fermenter komplett entleert

Im Detail funktioniert die Bioabfallbehandlung wie folgt: Zunächst wird der angelieferte Bioabfall in den Tiefbunker abgekippt. Dieser war laut den ZAK-Verantwortlichen schon vorhanden. Der Bunker gehörte zur ehemaligen zurückgebauten Kaskadenmühle, die seit 1985 zur Restabfallbehandlung genutzt wurde. Wie sich herausstellte, war das vorhandene Rinnensystem im Bunker für das anfallende Presswasser bereits ausreichend.

Über Plattenförderbänder unter dem Bunker gelangt der Bioabfall anschließend zu einer hydraulischen Druckstrangpressenanlage (VM-Presse). Hier erfolgt der zweite Schritt, die Trennung in eine trockene (60 Masseprozent) und eine nasse Fraktion (40 Masseprozent). Die Nassfraktion wird danach anaerob, ohne den Gärrest zu entwässern, in einem Fermenter behandelt und teilstromvergärt.

Hierfür musste der Fermenter (Firma Dranco) zuvor generalüberholt werden. Das bedeutete, das Gefäß mit circa 2.000 Kubikmeter lnhalt komplett zu entleeren und zu reparieren. Am Ende wurden der Fermenteraustrag getauscht und die Dickstoffpumpe erneuert. Danach musste der Fermenter wieder angeimpft und langsam hochgefahren werden.

Das alles dauerte laut Deubig acht bis zehn Wochen. Zum Animpfen seien verschiedene Inokula – methanisierende Bakterien in einem Medium – getestet worden. Genutzt wurde schließlich ein Inokulum (26 bis 29 Prozent Trockensubstanzgehalt) aus einer Vergärungsanlage in der Nähe.

Probleme bei der Beschickung

Die abgetrennte Trockenfraktion geht in einem Zwangsmischer und wird dort mit nicht entwässertem Gärrest vermengt. Das Gemisch landet anschließend in einer neu errichteten Verladestation und wird per Abschiebewagen (mit hydraulischem Deckel) zum Kompostwerk transportiert. Dort gelangt es mittels neuer und vorhandener Fördertechnik in 16 Intensivrotteboxen. Die Beschickung führte anfangs zu Problemen, so die ZAK-Verantwortlichen, weil das Gemisch beim Fördern Brücken bildet.

Während der Rotte wird der Bioabfall hygienisiert. Hierfür waren die bereits vorhandenen Rotteboxen nach Deubigs Aussage ausreichend – und das trotz Mengenanstiegs von 20.000 Tonnen Bioabfall im Jahr auf circa 57.600 Jahrestonnen. Die Verweilzeit sank zwar auf ein Drittel der bisherigen (acht bis zehn Wochen), reiche aber, um den Bioabfall bei 55 Grad Celsius zu hygienisieren.

Ist der Bioabfall keimfrei, entnimmt ein Radlader das Material und bringt es in die stationäre Behandlungsanlage. Dort werde mittels Absiebung (kleiner 100 Millimeter) der Teil des Komposts entfernt, der nicht spezifikationsgerecht ist. Danach gehe das Material (Rottegrad 4 oder 5) in einzelne Mieten zur Nachrotte. Diese seien unter teilweise überdachten Freiflächen.

25.000 Tonnen Fertigkompost

Der Siebüberlauf wird nochmals gesichtet, um Folien abzutrennen. Schließlich wird er per Abschiebewagen zum Anlieferbunker des Biomasseheizkraftwerkes gefahren und thermisch verwertet, erklärt Deubig. Ebenso verfahre man mit überschüssigem Prozesswasser aus der Rotte und der Nachkompostierung. Beide Flüssigkeiten würden derzeit extern in einer Kläranlage verwertet. Allerdings prüfe man eine Verwertung als Substrat.

Nach Ablauf der Reifezeit werde der Kompost auf circa 15 Millimeter abgesiebt, unter einem Überbandmagnet durchgeführt und das fertige Produkt verkauft. Aus 60.000 Tonnen Bioabfall entstehen bei der Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern somit 25.000 Tonnen Fertigkompost.

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