Markt für Edelmetalle

Die vergangene Woche lief für den Platinpreis enttäuschend. Palladium dagegen kämpfte sich wieder zurück. Für beide Metalle werden die strukturellen Veränderungen am Automobilmarkt maßgeblich sein. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Automobilmarkt deckelt Platinpreis


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold insgesamt auf stabilem Niveau

Gold startete die Handelswoche bei 1.265 US-Dollar/oz. Nachdem das Edelmetall zur Mitte der Woche auf 1.274 US-Dollar/oz stieg, stürzte es im Zuge der florierenden Aktienmärkte (DAX auf Rekordhoch) auf ein Wochentief am Freitagmorgen von 1.258 US-Dollar/oz.

Der Euro-Dollar-Kurs konnte sich in den letzten zwei Wochen bei 1,12 zu stabilisieren. Eine kurze Schwäche der Währung am Mittwoch, provoziert durch erste Aussagen von Donald Trump zum Pariser Klimavertrag, hatte aber keinen wirklichen Einfluss auf das gelbe Metall. Nach Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts am Freitagmittag gab der US-Dollar allerdings wieder nach und fiel kurzzeitig auf 1,1285 USD/EUR, wovon der Goldpreis profitieren konnte und die Handelswoche insgesamt bei einem Wochenhoch von 1.280 US-Dollar/oz schloss.

Ausgehend von den jüngsten geopolitischen Geschehnissen in London und Katar sowie der bevorstehenden Russland-Anhörung von James Comey, der Großbritannien Wahl und der EZB Sitzung konnte Gold mit deutlichen Gewinnen in die aktuelle Handelswoche starten. Grundsätzlich bewegt sich Gold aktuell weiterhin auf einem stabilen Niveau, sodass momentan keine große Gefahr besteht, dass das Edelmetall unter die charttechnisch wichtige 1.260 US-Dollar/oz Marke fällt.

Entscheidend für die mittelfristige Entwicklung des Goldpreises sind wohl die zwei anstehenden Zinsentscheidungen: Mario Draghi hat für die EZB-Zinssitzung am 8. Juni in Tallinn eine Neubewertung der wirtschaftlichen Risiken in Aussicht gestellt, gleichzeitig aber auch betont, dass die Konjunktur weiterhin ein „außergewöhnliches Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung“ benötige. Für die FED-Sitzung am 14. Juni erwarten Marktteilnehmer mittlerweile mit einer 94,5 prozentigen Wahrscheinlichkeit (Quelle: CME FedWatch Tool) eine weitere Erhöhung, wobei dies bereits in den Goldpreis eingepreist sein sollte.

Starke ETP Bestände im Silber

Parallel zu Gold handelte auch Silber in der letzten Woche auf einem stabilen Niveau in einer Bandbreite von 16,96 bis 17,63 US-Dollar/oz, wobei der 200-Tage-Durchschnitt am Freitagabend bei 17,52 US-Dollar/oz nach oben durchbrochen wurde. Erwähnenswert ist, dass physisch hinterlegte ETP-Bestände im Silber seit Anfang 2017 um knapp 19 Millionen Unzen gestiegen sind, wohingegen die COMEX Netto-Longpositionen in derselben Periode nach unten gegangen sind.

Durch die Parallelität zu Gold wird auch Silber in den nächsten Wochen vor allem sowohl durch geldpolitische Entscheidungen als auch geopolitische Entwicklungen beeinflusst werden. Nachdem die letzten politischen Risiken letztendlich doch immer positiv an den (Aktien-)Märkten aufgenommen wurden, könnte dies Investoren nun wieder einholen. Als Beispiele sind anhaltende politische Unsicherheit in den USA sowie die vorgezogene Wahl in Großbritannien anzuführen. Die britische Premierministerin Theresa May, welche bisher nicht offiziell gewählt wurde, sucht mit einem deutlichen Sieg mehr Rückendeckung für die Brexit-Verhandlungen. Jüngste Umfragen zeigen jedoch, dass der Vorsprung ihrer Konservativen Partei deutlich schmilzt.

Enttäuschende Nachfrageentwicklungen im Platin

Platin eröffnete die Berichtswoche bei 962 US-Dollar/oz, um dann Tag für Tag nachzugeben und das Wochentief bei 921 US-Dollar/oz zu erreichen. Am Freitag entwickelte sich Platin jedoch wieder bis auf die 962 US-Dollar/oz Marke, welches insbesondere durch eine anziehende Nachfrage von japanischen Investoren begründet wird, die das Wochentief ausnutzten. Auch der nachgebende US Dollar spornte die Investorennachfrage insgesamt in der vergangenen Woche an.

Die US-Autoverkäufe haben sich im Mai den 5. Monat in Folge rückläufig entwickelt. Das lässt sich auch am steigenden Durchschnittsalter der zugelassenen Autos feststellen. Aber auch die Eurozone liefert keine positiven Nachrichten für das Metall – während hier nämlich Autoverkäufe in diesem Jahr bereits um 4 Prozent gestiegen sind, ist gleichzeitig der Anteil an Dieselautos, die den größten Anteil an der Platinnachfrage ausmachen, dieses Jahr um 3,8 Prozent gesunken.

Das anhaltend tiefe Preisniveau lässt die Schmucknachfrage in Indien und den USA steigen. Allerdings halten sich derzeit Konsumenten in China, welches mit 70 Prozent der größte Platinschmuck-Nachfrager weltweit ist, weiterhin etwas zurück. Begründet wird dies durch die steigende Popularität von Weißgold auf dem Schmuckmarkt.

Marktteilnehmer erwarten zwar weiterhin Kaufinteresse aus der Industrie aufgrund der niedrigen Preise, doch anhaltende strukturelle Veränderungen im Automobilsektor bzw. im Markt der Dieselfahrzeuge werden voraussichtlich einen Deckel auf signifikante Preisanstiege setzen. Weiterhin gab es in den letzten Wochen für Verbraucher keinen Druck für Eindeckungen, da der Preis immer wieder Einstiegschancen geboten hat.

Palladium schlägt trotz schwacher Fundamentaldaten zurück

Während alle Metalle im Laufe der Berichtswoche an Wert verloren, erholte Palladium sich von seinem 2-Monatstief Anfang vorletzter Woche. Das Metall kämpfte sich wieder beeindruckend nach oben und macht so knapp 60 US-Dollar/oz in weniger als 2 Wochen gut. Am Freitag handelte das Metall auf einem Hoch von 847 US-Dollar/oz. Ein vergleichbares Niveau gab es zuletzt im September 2014.

Durch diese Aufholjagd fiel die Differenz zum Schwestermetall Platin zeitweise auf unter 100 US-Dollar/oz. Somit beweist Palladium erneut, dass es, entgegen der Entwicklungen in den anderen Edelmetallen, gerne seinen eigenen Weg geht. Wie nachhaltig diese Preisentwicklung sein wird, bleibt jedoch abzuwarten.

Wenn man sich insbesondere die Entwicklungen auf dem US-amerikanischen Automarkt anschaut, stehen die Zeichen derzeit für einen anhaltenden Palladiumpreisanstieg alles andere als auf grün. Alle großen US-Autohersteller sind derzeit darum bemüht, durch Rabattaktionen Käufer anzulocken. Analysten gehen jedoch davon aus, dass die Durststrecke in der US-Automobilindustrie anhalten wird, welches weiterhin zu Umsatzeinbußen führen wird. Dies wiederum sollte sich ebenfalls langfristig auf den Palladiumpreis auswirken.

Preisunterstützung im Rhodium; Ruthenium nach wie vor mit Seitwärtsbewegung; Ruhige Woche im Iridium

Die in der Vorwoche von uns angedeutete Nachfrage im Rhodium hat sich zum Ende der Berichtswoche deutlich erhöht. Zum einen war die 900 US-Dollar/oz Grenze eine zumindest psychologische Unterstützungslinie, welche für Einkäufer erkennbar war und dadurch erste größere physische Transaktionen abgebildet wurden. Zum anderen gab es auch Interesse für mittel- und langfristige Absicherungen, die dann letztendlich zum großen Teil von der Chemie- und Autoindustrie durchgeführt wurden.

Der Preis hat am gestrigen deutschen Feiertag schon eine erste Reaktion gezeigt und sich leicht nach oben bewegt. Durch die inzwischen auch wieder festeren Preise von Platin und Palladium dürfte Rhodium im Fahrwasser auch noch etwas Luft nach oben haben.

Im Ruthenium hat sich in der vergangenen Woche sehr wenig getan. Es gab zwar ordentliche physische Nachfrage, die aber durch die jetzt doch deutlich bessere Liquidität problemlos bedient werden konnte. In naher Zukunft sehen wir keine Änderung der Gesamtsituation. Dennoch gibt es bei Ruthenium durch den tiefen Preis immer wieder Meldungen über neue Anwendungen, die zumindest etwas Spannung in den Markt bringen.

Iridium hat eine vergleichsweise ruhige Woche hinter sich und gönnte sich nach den turbulenten Wochen eine kleine Verschnaufpause. Dennoch gibt es weiterhin Interesse aus diversen Industrien, was den Preis stabil hält oder sogar mittelfristig noch Luft oben lässt.

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