Patentierter Prototyp

Ein italienisches Start-up hat eine Eisenbahnschwelle entwickelt, die Strom erzeugt. Damit ließe sich der Strombedarf elektrisch betriebener Züge verringern. Bei der Produktion der Schwellen sollen Altreifen und recycelter Kunststoff zum Einsatz kommen.

Bahnschwellen aus Recycling-Material erzeugen Strom


Das italienische Startup-Unternehmen GreenRail hat nach eigenen Angaben eine neue Eisenbahnschwelle entwickelt, die Strom erzeugt. Dabei macht sich das Unternehmen den so genannten Piezoeffekt zunutze. Bei diesem physikalischen Phänomen tritt eine elektrische Spannung an Festkörpern auf, wenn sie elastisch verformt werden.

Bei den neu entwickelten Bahnschwellen sollen die Piezo-Elemente den Druck der darüberfahrenden Züge in Elektrizität umwandeln. Zehn bis 15 durchfahrende Züge pro Kilometer und Stunde erzeugen laut Green Rail bis zu 150 Kilowatt Strom. Per Wechselrichter würden diese direkt ins Strom-Netz eingespeist. Auf diese Weise könnten die Stromkosten der Bahn reduziert werden.

Nicht nur mit dem Energiespareffekt will das Unternehmen das Bahnfahren grüner machen: Die Außenhaut des aus Stahlbeton gefertigten Bahnschwelle soll aus einer Mischung von recyceltem Kunststoff und Altreifen bestehen. Bei einem Kilometer Bahnstrecke, bestehend aus 1.670 GreenRail-Bahnschwellen, kämen 35 Tonnen Altreifen und 36 Tonnen Altkunststoffe zum Einsatz, rechnet das Unternehmen vor.

Günstiger, leiser und umweltfreundlicher

Der Produktaufbau reduziere zudem Vibrationen und damit entstehenden Lärm gegenüber konventionellen Bahnschwellen. Die Gestehungskosten beziffert das Unternehmen mit 70 Euro, was etwa 30 Euro niedriger sei als bei herkömmlichen Betonkonstruktionen. Die Lebensdauer der grünen Bahnschwelle liege bei ungefähr 50 Jahren.

Auch in Deutschland gibt es bereits Unternehmen, die Bahnschwellen aus Kunststoffrezyklaten fertigen. So hat die Plasticaufbereitungs- und Verarbeitungsgesellschaft mbH & Co. Vertriebs KG (PAV) ein erstes Pilotprojekt in Brandenburg umgesetzt. Auch das Unternehmen Reluma recycelt zu diesem Zweck Verpackungskunststoffe. Der Ansatz von GreenRail, gleichzeitig Strom zu erzeugen, ist jedoch neu. Neben der Schwelle mit den Piezoteilchen plant das Unternehmen auch ein weiteres Produkt mit integrierten Photovoltaikzellen.

In Zusammenarbeit mit der Polytechnischen Universität Mailand will das im Jahr 2012 gegründete Unternehmen den patentierten Prototyp nun marktreif machen. „Unser Ziel ist es, 2016 den ersten vollständig aus GreenRail bestehenden Schienenkilometer auf seine Alltagstauglichkeit zu testen“, sagt Firmengründer und Hauptgeschäftsführer Giovanni De Lisi.

 

320°/db

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