Mehrwegverpackungen

Im neuen Verpackungsgesetz soll die verbindliche Mehrwegquote für Getränkeverpackungen entfallen. Für die Deutsche Umwelthilfe ist das eine „Bankrotterklärung an den Umweltschutz“. Der Bund Getränkeverpackungen der Zukunft hält dagegen.

„Bankrotterklärung an den Umweltschutz“


Die Deutsche Umwelthilfe appelliert an die Bundesregierung, keinesfalls von der vorgeschriebenen Mehrwegquote für Getränkeverpackungen abzurücken. Um den immer höher werdenden Einweganteil zu verringern, sollte eine Lenkungsabgabe von mindestens 20 Cent auf pfandpflichtige Einweg-Getränkeverpackungen eingeführt werden, fordert der Umweltverband.

Unterstützung erfährt die DUH vom Grünen-Politiker und ehemaligen Bundesumweltminister Jürgen Trittin sowie dem Geschäftsführer der Stiftung Initiative Mehrweg und ehemaligen Staatssekretär des Bundesumweltministeriums Clemens Stroetmann. Beide waren dafür mitverantwortlich, dass nach Verfehlung der Mehrwegquote das Einwegpfand eingeführt wurde.

Schmusekurs mit Discountern?

Besonders in der Kritik ist das geplante Verpackungsgesetz, in dem keine Mehrwegquote mehr vorgesehen ist: „Frau Merkel hatte sich noch damit begnügt, die Quote zu senken, Frau Hendricks schafft sie gleich ganz ab. Was wir dagegen brauchen, ist ein wirksamer Schutz für Mehrweg. Und den gibt es nur mit einer Einwegabgabe neben dem Pfand“, sagt Trittin.

Das Verpackungsgesetz sei eine „Bankrotterklärung an den Umweltschutz“, kritisiert die DUH. „Barbara Hendricks hält die jährlich mehr als 17 Milliarden Einweg-Plastikflaschen und drei Milliarden verkauften Getränkedosen für akzeptabel“, resümiert der Verband. Die Umweltministerin gehe auf „Schmusekurs mit Discountern und einigen großen Handels- und Industriekonzernen“.

Die DUH fordert daher die Bundesländer dazu auf, auf die Beibehaltung einer Mehrwegschutzquote für Getränkeverpackungen zu drängen und ehrgeizige Zwischenziele zum Wiederanstieg von heute 40 Prozent auf die noch geltende Höhe von 80 Prozent zu beschließen.


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Um die Wirksamkeit einer möglichen Abgabe zu belegen, bemüht die DUH eine Studie von DIW Econ, die der Bund Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ) in Auftrag gegeben hat. Der Studie zufolge würde eine Lenkungsabgabe dazu führen, dass der Absatz von Wasser, Erfrischungsgetränken und Bier in Einwegabfüllung um 2,7 bis 10,8 Milliarden Litern zurückgehen würde.

Demgegenüber spricht sich der BGVZ klar für Einwegverpackungen aus. Diese seien im Wertstoffkreislauf „ganz weit vorne“. Von 100 Einweg-Pfandflaschen oder -Dosen werden laut BGVZ 98,5 zurückgegeben. Hinzu kämen Recyclingquoten von 97,2 Prozent bei bepfandeten Einweg-PET-Flaschen und bis zu 99,1 Prozent bei Dosen.

„Diese Zahlen zeigen, wie erfolgreich das Einweg-Pfandsystem in Deutschland funktioniert und widerlegen Behauptungen, Einweg-Verpackungen würden Müllberge entstehen lassen“, so der Verband. Es sei „schlicht absurd“, wenn manche Akteure behaupteten, der Erfolg der bepfandeten Einweggetränkeverpackungen gefährde das Mehrwegsystem.

© 320°/ek | 23.08.2016

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