Entsorgung von mineralischen Bauabfällen

In Baden-Württemberg werden derzeit etwa 6,5 Millionen Tonnen Bauabfälle gesammelt. Nicht alle können verwertet werden. Gleichzeitig wird Deponieraum immer knapper, wie eine Analyse zeigt. Die Bauwirtschaft erwartet nun Antworten.

Bauwirtschaft in Baden-Württemberg klagt über Deponieengpässe


Mineralische Bauabfälle machen in Baden-Württemberg den größten Abfallmengenstrom aus. Gemessen am Gesamtabfallaufkommen im Jahr 2014 kommt dieser Abfallstrom auf 54 Prozent. Davon wird der überwiegende Teil zwar wiederverwertet. Doch es bleibt ein Rest, dessen Entsorgung zunehmend schwieriger wird, wie Rechtsanwältin Christine Köneke vom Verband Bauwirtschaft Baden-Württemberg, heute beim Karlsruher Deponie- und Altlastenseminar erläuterte.

Wie die Anwältin erklärte, werde der Deponieraum in Baden-Württemberg knapp. Darüber hinaus entwickle sich die Entsorgung zum Baukostentreiber. Besonders Ballungsräume wie der Großraum Stuttgart seien betroffen. Hier sei der Anfall mineralischer Bauabfälle groß, zugleich aber nur wenig Deponieraum vorhanden. Volle Deponien in benachbarten Landkreisen würden die Situation erschweren.

Schwieriges Abfallmanagement

Infolgedessen werde das Abfallmanagement für die Unternehmen auf der Bausstelle schwieriger. Laut einer Umfrage, die Köneke zitiert, führen Probleme beim Umgang mit mineralischen Abfällen bei 40 Prozent der Unternehmen zu Arbeitsunterbrechungen bis hin zum Stillstand der Baustelle. Darüber hinaus hätten 82 Prozent der Befragten Schwierigkeiten, einen Verwertungsweg zu finden. Der Aufwand habe sich seit 2009 um 66 Prozent erhöht.

Zudem ist laut Umfrage auch die Beseitigung der Bauabfälle immer aufwendiger. 66 Prozent der Unternehmen gaben einen Mehraufwand an. Die Hauptursachen sind zu 56 Prozent fehlende Deponiekapazitäten, zu 15 Prozent keine Verwertung in technischen Bauwerken, zu 11 Prozent die aufwendige Prüfung durch den Deponiebetreiber und zu 7 Prozent fehlende Zwischenlager und schlechtere Verwettungsbedingungen.

Der knappere Deponieraum spiegelt sich auch in der Entfernung der Abfalltransporte wider. So haben sich von 2009 bis 2014 die Entfernungen bei 89 Prozent der befragten Unternehmen um 50 Kilometer (Hin- und Rückfahrt) erhöht. Weitere 27 Prozent der Befragten gaben einen um 100 Kilometer zusätzlichen Transportweg zu Protokoll, 2 Prozent sogar mehr als 250 Kilometer.

Der Gesetzgeber ist gefragt

Die Rechtsanwältin fordert daher ausreichenden Deponieraum für nicht verwertbare Bau- und Abbruchabfälle. Zudem will Köneke erreichen, dass die Kreislaufwirtschaft nicht weiter geschwächt wird. Daher fordert sie einen einheitlichen rechtlichen Rahmen für den Umgang mit mineralischen Bau- und Abbruchabfällen. Gemeint ist die geplante Mantelverordnung. Diese solle Verantwortlichkeiten und Untersuchungspflichten im Umgang mit Bauabfällen klar und praxistauglich regeln. Und zudem beim Einsatz von Recyclingbaustoffen Bauherren, Bauwirtschaft, Architekten und Ingenieure, Abbruchunternehmer und Baustoffaufbereiter gleichsam adressieren.

Abschließend fordert sie, dass bereits vor Beginn von Baumaßnahmen Bauwerke und Böden hinsichtlich ihrer Belastung untersucht werden. Die Aufbereitung, Verwertung oder Entsorgung der Abfälle müsste fachgerecht geplant werden, schlägt Christine Köneke vor. Bauherren will sie hier stärker in die Pflicht nehmen, insbesondere öffentlich-rechtliche: „Die Verlagerung von Risiken und Kosten des Umgang mit mineralischen Bau- und Abbruchabfällen […] entspricht nicht dem Verursacherprinzip“, betont die Rechtsanwältin.

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