Strategiepapier

Werden die Quotenvorgaben im Verpackungsgesetz wie geplant umgesetzt, müssen in Deutschland fast doppelt so viele Kunststoffverpackungen recycelt werden wie bisher. Wie dies zu schaffen ist, hat der BDE in einem Strategiepapier zusammengefasst. Ein Vorschlag: Steuervorteile für Recyclate.

BDE fordert Steuervorteile für Recyclate


Im Jahr 2022 müssen in Deutschland bei gleichbleibender Sammelmenge rund 553.000 Tonnen Kunststoffverpackungen recycelt werden – so sieht es das geplante Verpackungsgesetz vor (63 Prozent der Lizenzmenge). Das ist fast doppelt so viel, wie die 337.000 Tonnen, die derzeit verwertet werden, wie der Entsorgerverband BDE hervorhebt.

Für die Recyclingwirtschaft wäre dies keine leichte Aufgabe. Die Verwertungskapazitäten müssten um mindestens 200.000 Tonnen ausgebaut werden. Der BDE hat vor diesem Hintergrund ein Strategiepapier veröffentlicht, das ein Bündel von Maßnahmen fordert, um die Rahmenbedingungen für die nötigen Investitionen richtig zu setzen:

  • Steigerung der Input-Qualität: Die Erfassung vor Ort muss nach Auffassung des BDE so gestaltet werden, dass die Qualität des Sammelgemischs nicht beeinträchtigt wird und möglichst sortenreine Fraktionen gewonnen werden können. Der BDE schlägt dazu Kampagnen vor, um die Öffentlichkeit für bessere Trennung zu sensibilisieren.
  • Recyclinggerechtes Design: Um den Recyclern die Aufbereitung zu erleichtern, soll schon bei der Konzeptionierung der Verpackungen auf die anschließende Aufbereitung und Verwertung geachtet werden. Dabei sind laut BDE freiwillige Maßnahmen zu fördern, aber auch wirtschaftliche Anreize zu setzen. Diese sollten aber den Wettbewerb nicht einschränken.
  • Anreize für Recycling von schlechteren Qualitäten: Da das Recycling weniger werthaltiger oder stark verschmutzter Abfälle teuer und oft wenig ertragreich ist, soll das werkstoffliche Recycling dieser qualitativ minderwertigen Verpackungen gefördert werden. Auch der Einsatz der hergestellten Recyclate in anspruchsvollen Anwendungen – wenn sie den technischen Anforderungen entsprechen – soll sichergestellt werden. Wie genau, lässt der Verband offen.
  • Absatzmärkte der Recyclate weiterentwickeln: Die Akzeptanz der Recyclingrohstoffe auf den Absatzmärkten muss gestärkt werden, fordert der BDE. Dabei soll das Bewusstsein beispielsweise über Informationskampagnen und Kennzeichnungen an den Verpackungen gesteigert werden. Außerdem sollten wirtschaftliche Anreize entwickelt werden, um die Nachfrage an Sekundärrohstoffen aus der Wirtschaft zu steigern, beispielsweise durch Steuervorteile für Recyclate. Außerdem soll die öffentliche Beschaffung stärker auf ökologische Kriterien ausgerichtet werden und mehr Einsatzmöglichkeiten für Recyclate gefunden und entwickelt werden.

Würden diese Voraussetzungen erfüllt, zeigt sich der BDE zuversichtlich, dass die ambitionierten Vorgaben des Verpackungsgesetzes erreicht werden können. Besorgt zeigt sich der Verband allerdings, dass einige Bundesländer versuchten, das Verpackungsgesetz auszubremsen. Dadurch könnte dem Standort Deutschland im Bereich des Kunststoffrecyclings großer Schaden zugefügt werden, so der BDE.

© 320°/ek | 30.01.2017

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