Bautechnologie

Ein deutsch-afrikanisches Forscherteam sucht nach nachwachsenden Rohstoffen für die Bauwirtschaft. Fündig sind die Forscher bei landwirtschaftlichen Reststoffen geworden, die derzeit keinen Nutzen haben. Diese könnten bei der Betonproduktion gleich mehrere Fliegen auf einmal schlagen, behaupten die Forscher.

Bio-Beton aus Maniok-Schalen


Beton und Zement sind vor allem in Industrieländern strategisch wichtige Produkte. Allerdings verbraucht ihre Herstellung Unmengen an Energie und verursacht zudem viel klimaschädliches Kohlendioxid. Ein deutsch-afrikanisches Forschungsprojekt hat jetzt einen nachwachsenden Rohstoff für einen nachhaltigen Bio-Beton gefunden: Maniok.

Die Pflanze Maniok ist in Afrika eines der wichtigsten Nahrungsmittel und wird in immer größeren Mengen angebaut. Große Mengen der Schalen fallen als Reststoffe an, die derzeit keinerlei Nutzen haben. Sie würden vielmehr Umweltprobleme verursachen. Darauf weisen die an dem Projekt beteiligten Forscher der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hin.

Dabei seien Maniok-Schalen gleich in doppelter Hinsicht ein geeigneter Rohstoff für Beton: Aus den Schalen lasse sich die anhaftende Reststärke gewinnen und als Zusatzmittel verwenden. Mit diesem könnten die Verarbeitungseigenschaften des Betons verbessert werden, so dass Zement wirksamer genutzt werden könne, wie die BAM-Wissenschaftler und ihre Kollegen aus Nigeria festgestellt haben.

Werden die Schalen nach der Verwendung verbrannt, kann die Asche aufgrund ihres hohen Anteils an reaktivem Siliziumdioxid als nachhaltiger Zementersatz verwendet werden. Das verbessere die Ökobilanz im Vergleich zu herkömmlichem Beton noch weiter. Der dritte Pluspunkt: Die Verbrennungsenergie bei der Ascheproduktion kann laut BAM-Forschern für die Ziegelherstellung genutzt werden.

Weitere Experimente mit Kokosfasern

Bei der Grundlagenforschung der Forscher zu nachhaltigem Beton steht vor allem Zementklinker im Fokus. Zementklinker ist ein wesentlicher Bestandteil von Zement, der im Beton als Bindemittel eingesetzt wird. Daher sei die Reduktion von Zementklinker ein Ansatzpunkt bei der Suche nach nachhaltigem Beton, wie es in einer Mitteilung der BAM heißt.

Die Forscher gehen dabei den Fragen nach, welche biobasierten Stoffe helfen, den Klinker zu ersetzen oder wirksamer zu verwenden. Und zwar so, dass wichtige Eigenschaften des Betons wie das Fließverhalten, die Festigkeit oder die Dauerhaftigkeit bestehen bleiben.

„Wir experimentieren neben Maniok-Schalen unter anderem auch mit Kokosfasern und Akaziensaft und prüfen, wie belastbar der Bio-Beton im Vergleich zu herkömmlichen Mischungen ist“, erklärt Wolfram Schmidt aus dem BAM-Fachbereich Baustofftechnologie. In Deutschland wachse zwar kein Maniok, aber auch hier und in anderen westlichen Ländern sei die Bauwirtschaft auf der Suche nach neuen, möglichst nachhaltigen Rohstoffen für die Betonproduktion.

 

© 320° | 25.04.2018

Mehr zum Thema
So lassen sich Lederreste upcyceln
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
KI sortiert Kunststoffe für Lebensmittel­verpackungen
Nur ein Prozent der Bauabfälle in NRW gehen in den Hochbau
Biodiesel aus Abfallstoffen: Bundesrat macht Weg frei
Novocarbo sichert sich 25 Millionen Euro
Neue DK-0-Deponie in Nordrhein-Westfalen
Reederei will von LNG auf E-Methan umsteigen
Forscher entwickeln Lkw-Front, die Leben retten soll
Weniger Lebensmittel- und Textilabfälle: EU-Parlament verabschiedet Position