Bioabfallverwertung in Italien

Bioabfälle werden in Italien zunehmend wichtiger. Vor einigen Jahren hat die Regierung ein neues Sammelkonzept eingeführt, um die Stoffe zu nutzen. Mit Erfolg, wie aktuelle Zahlen belegen.

Bioabfall: Italien steigert Sammelmenge deutlich


In Italien wurden im Jahr 2014 rund 5,7 Millionen Tonnen organische Abfälle gesammelt. Wie aus dem aktuellen Jahresbericht des italienischen Kompost- und Biogasverbandes (Consorzio Italiano Compostatori CIC) hervorgeht, entspricht das 94 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Verglichen mit dem Vorjahr konnten somit 500.000 Tonnen mehr Material einer Verwertung zugeführt werden.

Zu den organischen Abfällen zählen Bio- und Grünabfälle, Lebensmittelabfälle, Klärschlämme sowie Abfälle aus der Landwirtschaft und sonstige nicht-kommunale organische Abfälle. Diese werden dem Bericht zufolge in landesweit 252 Kompostanlagen und 46 Abfallvergärungsanlagen behandelt.

In Kompostanlagen wurden im Berichtsjahr etwa 3,7 Millionen organische Abfälle verwertet. Dabei handelte es sich überwiegend um Lebensmittelreste (44,5 Prozent) und Grünabfälle (35,5 Prozent). Der Rest waren Klärschlämme (12,2 Prozent) und sonstige Abfälle aus der Landwirtschaft (3,5 Prozent). In Anlagen zur Vergärung, die nachgeschaltet Kompost herstellen, landeten rund 2,35 Millionen Tonnen Organik. Mehr als zwei Drittel des Inputs (68,2 Prozent) waren Lebensmittelabfälle. Klärschlämme stellten einen Anteil von 13,6 Prozent, Grünabfälle von 11,3 Prozent, und 6,9 Prozent entfielen auf sonstige Abfälle aus der Landwirtschaft.

Drei Kompostkategorien

Aus dem gesamten Material wurden 2014 rund 1,8 Millionen Tonnen Kompost produziert. Davon sei aktuell etwa ein Drittel von der CIC gütegesichert, heißt es im Bericht. Rund 70 Prozent gingen in die Landwirtschaft, 30 Prozent würden in Produkten des Garten- und Landschaftsbaus eingesetzt. Wie die unterschiedlichen Inputstoffe vermuten lassen, werden verschiedene Kompostprodukte hergestellt.

Der Löwenanteil ist laut Bericht gemischter Kompost aus Lebensmittel- und Grünabfällen (68 Prozent). Dahinter folgt grüner Kompost, der ausschließlich aus Grünabfällen produziert wird (25 Prozent). In die dritte Kategorie fallen Komposte aus Klärschlämmen oder gemischten Input mit einem Klärschlammanteil (11 Prozent).

biogener-abfall---stromerzeugung-nach-laendern-europas-2013Insbesondere im Norden Italien werden alle drei Kompostkategorien vermarktet. In den zentral gelegenen und südlichen Regionen hingegen gibt es nur zwei Kompostkategorien. Bestimmend sind hier solche auf Basis von Lebensmittel- und Grünabfällen, die in Zentralitalien 83 Prozent ausmachen, in Süditalien 93 Prozent.

Separate Erfassung verstärken

Obwohl der Kompostverband CIC den Anstieg der Bioabfallsammlung und –verwertung positiv bewertet, gibt es aus seiner Sicht noch einiges zu tun. Denn es gibt ein Nord-Süd-Gefälle. Während in den nördlichen Regionen schon zwischen knapp 120 und 150 Kilogramm Bioabfall pro Einwohner und Jahr gesammelt werden, sind es in den südlichen Regionen gerade einmal zwischen 20 und 40 Kilogramm.

Für 2020 hat der CIC dennoch ein Sammelaufkommen von durchschnittlich 140 Kilogramm pro Einwohner und Jahr als Ziel ausgegeben. Das sind umgerechnet etwa sieben bis acht Millionen Tonnen organische Abfälle. Um mehr organische Abfälle zu bekommen, will der Verband weiterhin auf die separate Erfassung setzen und noch verstärken. Italien hatte in der Vergangenheit von einem Bringsystem auf ein Holsystem umgestellt und entsprechende Behälter zur Verfügung gestellt.

Die Bürger sammeln nun ihre Bioabfälle in kleinen, entlüftbaren Eimern und in von der CIC-zertifizierten kompostierbaren Abfalltüten. Diese landen in Biotonnen, die über die Abfuhr in kurzen Sammelintervallen und Fahrzeugen ohne Kompaktierung abgeholt werden. Die Kosten belaufen sich laut Bericht auf rund 70 Euro pro Einwohner und Jahr. Inzwischen sind durch das neue System etwa 43 Prozent aller separat erfassten Siedlungsabfälle organischer Herkunft.

Zukunft Biomethan

Eine stärkere separate Erfassung könnte laut Bericht auch dazu beitragen, konventionelle Kraftstoffe zu ersetzen. Eine Verordnung aus dem Jahr 2013 habe die Tür für Entwicklungen in Richtung Biomethan geöffnet, so der CIC. Der Verband geht davon aus, dass bis zu neun Millionen Tonnen Bioabfall genutzt werden könnten, würde die separate Erfassung italienweit durchgesetzt. In der Folge könnten über Vergärungsanlagen 500 Gigakubikmeter Biogas erzeugt werden – Sprit für 80 Prozent der vorhandenen Abfallsammelfahrzeuge.

Der italienische Kompost- und Biogasverband (Consorzio Italiano Compostatori CIC) wurde 1992 gegründet. Er ist Plattform für kommunale und private Komposthersteller und Betreiber von Bioabfallvergärungsanlagen. Darüber hinaus sind in dem Verband Maschinen- und Anlagenbauer organisiert. Involviert sind ferner lokale Behörden, Forschungsinstitute sowie Abfallmanagementunternehmen der öffentlichen Hand und aus dem privaten Sektor. Aktuell zählt der CIC 126 Mitglieder.

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