Biogene Abfälle

Auch wenn es noch einige widerspenstige Kommunen gibt: Die Getrennthaltungspflicht für Bioabfälle greift und sorgt für höhere Erfassungsmengen. Doch die bvse-Mitglieder sind nur bedingt zufrieden. Denn an anderen Stellen tun sich neue Probleme auf.

Bioabfallbehandlung: bvse warnt vor Kapazitätsengpässen


Die Sammelmenge von biogenen Abfällen hat seit Einführung der Pflichttonne zugenommen. Das geht aus einer Umfrage des bvse unter seinen Mitgliedern hervor. Demnach hat der Input im Geschäftsjahr 2016/2017 um 3,5 Prozent zugelegt. Die Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes zeige also erste Wirkung, erklärt der bvse.

Doch der Zuwachs hat auch Schattenseiten. Denn gleichzeitig beklagt der bvse auch eine rückläufige Qualität der erfassten Bioabfälle. „Kunststoffe oder auch Glas gehören nicht in den Bioabfall, denn sie stören den Aufbereitungsprozess nachhaltig, dies muss viel mehr kommuniziert und überprüft werden. Die Qualitätssicherung muss in der Erfassung bei den Gebietskörperschaften beginnen und kann nicht einseitig auf die Anlagenbetreiber übertragen werden“, fordert Bernd Jörg, Vorsitzender des bvse-Arbeitskreises Bioabfall.

Gleichwohl werde von den Aufbereitungsanlagen verlangt, dass sie immer mehr Störstoffe im Inputstrom akzeptieren sollen, kritisiert Jörg. Gemäß verschiedenen kommunalen Ausschreibungen müssten inzwischen bis zu 15 Prozent Störstoffe in Kauf genommen werden. Hinzu komme, dass die separierten Störstoffe meist nur zur Verbrennung geeignet sind. Da der Verbrennungsmarkt in Deutschland hoch ausgelastet ist, würden die Kosten für die energetische Verwertung entsprechen steigen.

Neue Anlagenprojekte scheitern bereits im Vorfeld

Aber auch neue gesetzliche Vorgaben würden zu einer Steigerung der Behandlungskosten führen. So seien die Anforderungen an die stoffliche Nutzung von Komposten in der Landwirtschaft durch die Düngeverordnung deutlich strenger geregelt. In der Folge würden die Anforderungen an die Gütesicherung auch angepasst.

Wenn aber gleichzeitig von den Aufbereitungsanlagen verlangt werde, immer mehr Störstoffe im Inputstrom zu akzeptieren, dann sei dies ein Spagat, der von den Unternehmen nicht zu leisten sei, so bvse-Vertreter Jörg. „Hier ist die Politik gefordert, dafür Sorge zu tragen, dass bereits bei der Erfassung Maßnahmen zur Qualitätssicherung durchgeführt werden müssen.“

Hinzu komme noch ein weiteres Problem, nämlich die fehlende Unterstützung für Neuanlagen. Neue Standorte zur Bioabfallbehandlung seien aber dringend notwendig, um die künftigen Mengensteigerungen behandeln zu können, betont bvse-Fachreferent Andreas Habel. Dennoch seien viele Genehmigungsverfahren zu aufwendig, neue Projekte scheiterten bereits im Vorfeld an Einsprüchen.

„Die ressourcenpolitische Bedeutung der Bioabfallverwertung ist unumstritten, aber niemand möchte eine Bioabfallbehandlungsanlage, ob Rotte oder Vergärung, in seiner Nähe haben, mögliche Standorte werden zur Mangelware. Setzt sich diese Entwicklung fort, sind in den nächsten 2 Jahren Kapazitätsengpässe zu erwarten“, warnt Habel.

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