Markt für Biokraftstoffe

Kraftstoffe aus Biomasse gelten oft als Heilsbringer hinsichtlich Klimaschutz. Doch der ökologische Vorteil von Biokraftstoffen ist nach wie vor umstritten. Das gilt insbesondere für solche der ersten Generation. Auch deshalb bewegten sich Produktion und Absatz im vergangenen Jahr nur leicht über Vorjahresniveau.

Biokraftstoffe: Inländischer Absatz kommt nicht vom Fleck


Der inländische Absatz von Biokraftstoffen ist 2014 im Vergleich zu 2013 weitgehend konstant geblieben. Dies schreibt die Bundesregierung in einem Bericht zur Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe an den Deutschen Bundestag. Demnach seien im vergangenen Jahr nur geringfügig höhere Mengen an Biokraftstoffen der ersten Generation abgesetzt worden.

Für Biodiesel weist der Bericht eine Menge von 1,97 Millionen Tonnen aus (2013: 1,77 Millionen Tonnen). Darüber hinaus wurden 1,23 Millionen Tonnen Bioethanol verkauft, das Ottokraftstoffen beigemischt werden kann. Im Jahr zuvor lag die Menge bei 1,21 Millionen Tonnen. Des Weiteren wurden 340.000 Tonnen hydriertes Pflanzenöl abgesetzt. Im Jahr 2013 waren es noch 440.000 Tonnen. Insgesamt konnten durch diese Biokraftstoffe im vergangenen Jahr 5,2 Prozent des Kraftstoffbedarfs gedeckt werden – so viel wie im Vorjahr.

statistic_id244290_biokraftstoffe---anteil-am-strassenkraftstoffverbrauch-in-deutschland-1995-2010Das Problem mit den Biokraftstoffen ist nach wie deren Flächenbedarf. Meist wird etwa Raps, der Basis für Biodiesel dient, auf Flächen angebaut, auf denen zuvor Lebens- oder Futtermittel gewonnen worden. Die Situation verschärft sich, weil in Deutschland die Flächen für den Rapsanbau begrenzt sind. Zunehmend werden Flächen auch im Ausland umgewandelt, beispielsweise Regenwälder. Die EU-Nachhaltigkeitskritierien für Biokraftstoffe schließen Umwandlungen solcher Flächen zwar aus. Aber: „Nicht ausgeschlossen war jedoch, dass Biomasse für energetische Zwecke auf Flächen produziert wird, die vorher zur Produktion von Biomasse für andere Zwecke genutzt wurden, und deren Produktion infolgedessen zumindest teilweise in Gebiete mit hohem Kohlenstoffbestand (zum Beispiel Wälder oder Moore) oder mit hoher biologischer Vielfalt verdrängt wird“, so die Bundesregierung. Auf diesem Wege könnte die energetische Nutzung von Bioenergie mittelbar Treibhausgasemissionen verursachen und ökologisch wertvolle Gebiete gefährden.

Hoffnungen ruhen auf 2. Generation

In Biokraftstoffe der zweiten Generation werden deshalb große Hoffnungen gesetzt. Diese werden zum Teil aus Abfallstoffen gewonnen, die der Diskussion „Teller oder Tank?“ somit entgehen. Darüber hinaus spart ihre Herstellung deutlich mehr Treibhausgase ein als dies bei den Biokraftstoffen der Fall ist. Zu den Biokraftstoffen der zweiten Generation zählen etwa Abfälle der Land- und Forstwirtschaft (Restholz und Reststroh) sowie aus Industrie (Nahrungsmittelabfall und Speisealtöl) und Haushalten (Bioabfall).

Auf Restholz und Stroh fokussieren derzeit einige Forschungen, da das Material in großen Mengen vorliegt. Ziel der Froscher ist die Hauptbestandteile, Cellulose, Hemicellulose und Lignin aufzuschließen und daraus Ethanol herzustellen. Das Ganze läuft unter dem Oberbegriff Biomass-to-Liquid, also Biomasse zu Flüssigkraftstoff. Ein ähnlicher Ansatz wird mit Synthesegas verfolgt, das aus einer breiten Biomassepalette hergestellt werden kann. Dabei werden Gülle, Bioabfälle oder Grünabfälle zunächst vergärt. Biogas, das dabei entsteht, wird anschließend zu Biomethan aufbereitet. Damit könnte Benzin oder Erdgas substituiert werden.

Auch Pflanzenöle und flüssiges altes Speisöl sind als Ausgangsstoff für Kraftstoffe interessant. Zudem gibt es Forschungen, um Biomethanol aus Abwässern zurückzugewinnen

Sofern alle diese Reststoffe nachhaltig in Biokraftstoffe umgewandelt würden, könnten in der EU bis zum Jahre 2030 rund 16 Prozent des Gesamtkraftstoffbedarfes gedeckt werden. So lautet das Ergebnis einer Studie des „International Council on Clean Transportation“ (ICCT) mit dem Titel „Wasted: Europe’s Untapped Resource“ aus dem Jahr 2014.

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