Altpapier

Dank niedriger Ölpreise fallen die Prozess- und Frachtkosten für Recycler. Wie Experten im aktuellen Altpapier-Marktbericht des Weltrecyclingverbands BIR beschreiben, wird in Europa der Preisdruck auf grafische Papiere aber immer höher.

BIR-Marktbericht für Altpapier


Die gefallenen Ölpreise geben der Recyclingindustrie zu Beginn der Jahres Aufwind. Wie Ranjit Baxi von J&H Sales International im aktuellen BIR-Marktbericht für Altpapier beschreibt, sinken dadurch sowohl die Prozess- als auch die Frachtkosten. Grundsätzlich glaubt Baxi, dass die Kosten für die Verschiffung in diesem Jahr stabil bleiben werden. Denn zum einen verkehrt inzwischen das weltweit größte Frachtschiff vom CSCL-Globe-Typ mit einer Kapazität von 19.000 Standardcontainern (TEU) und zum anderen sollen zehn weitere Frachter mit ähnlichen Kapazitäten in Betrieb gehen.

Europäische Recycler profitieren außerdem von der anziehenden Wirtschaft in Europa. Der Konsum nimmt laut Baxi wieder zu und das Altpapieraufkommen steigt. Gefallen sind dafür die Altpapierpreise im vierten Quartal: Für Wellpappe ist der Preis von 185 US-Dollar auf 168 US-Dollar pro Tonne bis zum Jahresende und bei gemischten Sorten von 160 US-Dollar auf 135 US-Dollar pro Tonne.

Ebenfalls nach unten gegangen sind die Exporte nach China. Nach Angaben von Baxi macht sich hier bereits das dortige gebremste Wirtschaftswachstum bemerkbar. Insgesamt wurden in China mit 28,1 Millionen Tonnen Fasern im Jahr 2014 etwa drei Millionen Tonnen weniger eingeführt als noch 2013. Da Chinas Wachstum 2015 auf den niedrigsten Wert seit zwei Jahrzehnten fallen soll, prophezeit Baxi ein weiteres Abnehmen der Exporte dorthin.

Von stabilen Preisen für hochwertige Sorten in Deutschland berichtet Reinhold Schmidt von Recycling Karla Schmidt. Gegen Jahresende hätte aber die Nachfrage der Papierfabriken nachgelassen und vor allem bei Deinkingware und gemischten Sorten für leicht fallende Preise gesorgt. Zwar hätten die Papierfabriken versucht, die Preise zu drücken, seien aber damit wenig erfolgreich gewesen. Die Exporte waren laut Schmidt zwar auf einem niedrigen Niveau, dafür aber relativ stabil.

In Tschechien ist die Papierherstellung im vergangenen Jahr um 7 Prozent gestiegen, während der Verbrauch sogar leicht gesunken ist, schreibt Jaroslav Dobes von Spds-Aporeko. Mit einer Menge von 800.000 Tonnen im Jahr 2014 sei die Altpapiersammlung seit Jahren auf einem stabilen Niveau.

Weiterhin fallend ist der Verbrauch von grafischen Papieren in Finnland. Merja Helander von Lassila &Tikanoja berichtet von einem jährlichen Minus von 5 Prozent. UPM wird deshalb bis März 2015 zwei Linien mit einer Gesamtkapazität von 460.000 Tonnen Magazinpapier stilllegen. Für Aufsehen sorgen hingegen die Pläne von Stora-Enso. Der bestehende Standort Varkaus soll für 110 Millionen Euro so umgebaut werden, dass dort leichtgewichtiges Wellpappenrohpapier herstellt werden kann. Die Nachfrage an Sekundärmaterial wird wohl steigen.

In Großbritannien hofft Simon Ellin von der dortigen Recycling Association, dass Smurfit Kappa seine Ankündigung wahr macht. Der Papierhersteller hat verlauten lassen, zum ersten Quartal 2015 die Produktion von altpapierbasierenden Wellpappenrohpapieren nach einem Umbau in Snodland wieder aufzunehmen. Auf die grafischen Papiere herrscht dagegen weiterhin Preisdruck. Dieser verschärft sich nun durch die Ankündigung von UPM, in Schottland eine Produktionslinie zu schließen.

© 320°/ek | 23.01.2015

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