Frühzeitiger Verschleiß von Elektrogeräten

Gehen Elektrogeräte immer schneller kaputt, weil Hersteller das so wünschen? Nein, glaubt das Bundesministerium für Verbraucherschutz. Für die so genannte Obsoleszenz gebe es bislang keine Belege. Die Grünen reagieren mit Unverständnis.

BMJV: Keine Belege für Obsoleszenz


Viele kennen das: Kurze Zeit, nachdem die Garantie abgelaufen ist, geht das Gerät kaputt. Und nicht wenige vermuten, dass dahinter Vorsatz steckt. So müssen Hersteller von Elektrogeräten schon seit einiger Zeit mit dem Verdacht leben, dass sie ihren Produkten absichtlich ein frühes Lebensende einbauen.

Einer, der diesen Verdacht auch hat, ist der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Peter Meiwald. Er fordert deshalb konkrete Gegenmaßnahmen vom Bundesministerium für Justiz- und Verbraucherschutz (BMJV). Ein ähnliches Signal sendeten Minister und Senatoren der Verbraucherschutzressorts der Länder von der 11. Verbraucherschutzministerkonferenz Anfang Mai. Sie baten das BMJV, „bis zur nächsten Verbraucherschutzministerkonferenz, einen Maßnahmenkatalog gegen den frühzeitigen Verschleiß von Produkten und für mehr Langlebigkeit, Qualität und Reparaturfreundlichkeit vorzulegen.“

Doch das BMJV zeigt sich noch skeptisch. Vergangene Woche teilte der zuständige Staatssekretär Ulrich Kelber auf eine Anfrage Meiwalds mit, dass bislang „keine Belege für gezielt eingebaute Schwachstellen in Produkten seitens der Hersteller“ gefunden wurden. Kelber verweist auf eine Studie, die derzeit von Umweltbundesamt und Öko-Institut zum Thema Obsoleszenz durchgeführt wird. Ein etwaiger Maßnahmenkatalog werde erarbeitet, wenn die Studie vorliege, kündigt er an. Das soll Ende 2015 der Fall sein.

Für Meiwald ist das unverständlich. Der Grünen-Politiker wirft Kelber vor, den frühzeitigen Verschluss zu missachten und die Zwischenergebnisse der UBA-Studie falsch zu interpretieren. Nach Meiwalds Auffassung bräuchte es verbindliche Vorgaben zur Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Qualität von Elektrogeräten. Eine Forderung, die nicht neu ist. Auch im jüngst verabschiedeten ElektroG hätten die Grünen gerne einen Abschnitt mit Maßnahmen gegen die geplante Obsoleszenz von Elektro- und Elektronikgeräten eingebracht. Zudem forderten sie, klare Vorgaben für das Produktdesign hinsichtlich Reparaturfähigkeit und Langlebigkeit zu machen. Doch die Änderungsvorschläge konnten sich nicht durchsetzen.

Obsoleszenz wird in zweiter Studienhälfte untersucht

Nach dem Zwischenbericht der UBA-Studie hat sich bislang nur herausgestellt, dass es vor allem bei Fernsehgeräten eine kürzere Erst-Nutzungsdauer gibt. Zum Teil treffe dies auch bei großen Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen, Wäschetrocknern und Kühlschränken zu, heißt es im Zwischenbericht. Bei Notebooks sei die Erst-Nutzungsdauer dagegen unverändert. Nach Erkenntnissen des UBA wird fast ein Drittel der Haushaltsgroßgeräte ausgetauscht, obwohl sie noch funktionieren.

„Häufig sind Technologiesprünge, wie bei Fernsehgeräten, ein Auslöser“, sagt Rainer Grießhammer, einer der Autoren der Studie. „Auf der anderen Seite stellen wir fest, dass der Anteil der Haushaltsgroßgeräte, die nicht mal fünf Jahre durchhalten und aufgrund eines Defekts ausgetauscht werden müssen, angestiegen ist.“ Demnach stieg die Zahl der Geräte, die ersetzt werden mussten, im untersuchten Zeitraum zwischen 2004 und 2012/2013 von 7 auf 13 Prozent.

Welche Gründe sich hinter dieser Entwicklung genau verbergen, wollen die Autoren der Studie in den kommenden Monaten herausfinden. Aus den Ergebnissen, die Ende 2015 vorliegen sollen, will das UBA dann Empfehlungen für Hersteller, Verbraucher und den Gesetzgeber ableiten.

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