Scherbenaufbereitung

Der Einsatz von Scherben in Glashütten nimmt einen besorgniserregenden Verlauf. Denn zahlreiche Hütten gehen offenbar dazu über, das Recyclingmaterial durch Primärrohstoffe zu ersetzen. Der bvse warnt bereits vor einer bedrohlichen Situation.

bvse: Höhere Glasrecycling-Quote ist nicht erreichbar


Nach Angaben des bvse blicken die Mitgliedsunternehmen der Altglassparte mit Sorge in die Zukunft. Denn einzelne Glaswerke würden seit Monaten den Anteil eingesetzter Scherben reduzieren und ihre Anlagen technisch aufrüsten. Hintergrund seien nicht Qualitätserwägungen, sondern die aktuell hohen Scherbenpreise.

„Der Marktpreis für Scherben hat mittlerweile ein hohes Niveau erreicht“, sagt der Vorsitzende des bvse-Fachverbands Glasrecycling, Marc Uphoff. „Rechnerisch kann es sich daher für eine Glashütte lohnen, auf die Energieeinsparung, die der Einsatz von Recyclingscherben mit sich bringt, zu verzichten und stattdessen mehr Primärrohstoffe im Gemenge einzusetzen. Angesichts unterschiedlicher technischer Voraussetzungen der Hütten ist dies jedoch zurzeit noch nicht in jeder Schmelze möglich, daraus resultieren derzeit die regionalen Unterschiede beim Scherbeneinsatz.“

Nach Uphoffs Worten sind zahlreiche Glashütten dabei, die technischen Voraussetzungen für den flächendeckenden Einsatz von mehr Primärrohstoff zu schaffen. Das Ziel der Hütten dürfte sein, sich von hochpreisigen Scherben, die ursprünglich aus den dualen Sammelsystemen stammen, unabhängiger zu machen, vermutet der Glasexperte.

Steigende Lagermengen und höhere Kosten

„Der Preisdruck, der auf den Altglasaufbereitungs-/Recyclingbetrieben lastet, nimmt bedrohliche Züge an“, so Uphoff. Die Preise, die die dualen Systeme in der letzten Verhandlungsrunde für unaufbereitete Rohscherben aufgerufen hatten, seien für die Aufbereiter bei den Glashütten größtenteils nicht durchsetzbar gewesen. Die Glashütten würden auf günstigere, freie Mengen zurückgreifen, um kostendeckend produzieren zu können.

„Per Saldo nimmt der Druck auf die Scherbenmenge aus dualen Systemen somit weiter zu, was man anhand steigender Lagermengen an den Aufbereitungsanlagen ableiten kann. Auch die stark gestiegenen Kosten für die Verwertung der Sortierreste machen den Aufbereitern zu schaffen“, warnt der bvse-Vertreter.

Trotz der massiven Herausforderungen sei Glas aber nach wie vor das Vorzeigemodell für einen geschlossenen Recyclingkreislauf. Gerade Glas werde seit Jahren auf höchstem Niveau erfasst und die Menge anschließend einer hochwertigen Verwertung zugeführt, betont der bvse. „Eine weitere Steigerung der Glas-Verwertungsquote, wie sie im aktuellen Entwurf des Verpackungsgesetzes vorgesehen ist, erachten die bvse-Mitgliedsunternehmen allerdings als nicht erreichbar“, erklärt der Verband. „Das System funktioniert und weist so letztlich auch eine brillante Verwertungsquote auf. Diese rein politisch hochsetzen zu wollen, lässt sich mit der Praxis nicht in Einklang bringen.“

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