Halbjahresbilanz der bvse-Kunststoffrecycler

Das Kunststoffrecycling in Deutschland leidet unter fehlenden Mengen und schlechter Qualität des Inputmaterials, moniert der bvse. Der Verband fordert die dualen Systeme auf, die vertraglich zugesicherten Qualitäten zu liefern – aber nicht zu Lasten der Sortierer.

bvse kritisiert duale Systeme


Für die Kunstoffrecycler im bvse verliefen die ersten sechs Monate dieses Jahres turbulent, erklärt der Verband. Die Euro-Schwäche, ein niedriger Ölpreis und nicht zuletzt ein zu geringer und qualitativ inakzeptabler Input hätten den Markt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Atem gehalten. So werde von den Kunststoffrecyclern nach wie vor beklagt, dass zu geringe Verarbeitungsmengen für die Kunststoffrecyclinganlagen in Deutschland verfügbar sind. „Die qualitativ guten Mengen werden von dualen Systemen in eigenen Anlagen verarbeitet, ins Ausland abgesteuert und die noch verbleibenden Mengen sind häufig von minderer Qualität und stehen in scharfer Konkurrenz mit Verbrennungsanlagen“, kritisiert der bvse.

Als nach wie vor schwierig bezeichnet der Verband den Umgang der dualen Systeme mit der Qualitätsproblematik. Neutrale Sortieranalysen, die über Jahre hinweg durchgeführt wurden, zeigten, dass der Anteil mangelhafter (nicht spezifikationsgerechter) Mischkunststofflieferungen auf 94 Prozent (Daten aus 2013) angestiegen sei. Diese mangelhaften Lieferungen, mit denen die Kunststoffrecycler schwer zu kämpfen hätten, würden einen Störstoffanteil von über 15 Prozent ausweisen. Die jährliche bvse-Branchenumfrage habe dazu ergeben, dass 62 Prozent der im bvse organisierten Kunststoffrecycler mit weiter deutlichen Verschlechterungen bei den angebotenen Kunststoffqualitäten rechnen.

Kein „worst case“

Wie der Verband beklagt, würden die im Markt angebotenen Sortierqualitäten nicht den bestehenden Qualitätsvorgaben entsprechen. Um aber an der häufig und offensichtlich schlechten Qualität etwas zu ändern, müssten die Kunststoffrecyclingunternehmen nicht nur unentwegt prüfen, sondern auch rügen und Lieferungen zurückgehen lassen. „Angesichts der Vielzahl der mangelhaften Lieferungen ist das rein faktisch jedoch gar nicht möglich, da die Recyclingunternehmen ansonsten Gefahr liefen, die Anlagen mangels Input nicht mehr betreiben zu können“, erklärt bvse-Kunststoffexperte Thomas Probst.

Von daher fordert der bvse die dualen Systeme auf, dafür Sorge zu tragen, dass die vertraglich zugesicherten Qualitäten auch geliefert werden. „Dies kann und darf aber nicht zu Lasten der Sortierer geschehen, die unter einem ungeheuren Margendruck stehen. Eine vernünftige Qualität hat nun einmal auch seinen Preis“, betonte Probst.

Positiv hielt der bvse in seiner Halbjahresbilanz fest, dass der von den Kunststoffrecyclern befürchtete „worst case“ nicht stattfand. Die von den dualen Systemen angekündigten Mengenkürzungen für die Kunststoffrecycler werden in 2015 nicht wirksam. „Das ist erfreulich und lässt eine deutlich verbesserte Perspektive für das Recycling von Verpackungskunststoffen in Deutschland erwarten“, so Probst.

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