Markt für deutsche Umwelttechnik

Die Volksrepublik China hat ehrgeizige Pläne. Laut Fünf-Jahresplan sollen in zwei Jahren schon gut ein Drittel aller Abfälle recycelt werden. Helfen soll dabei deutsche Umwelttechnik – aber auch eigene Produkte und schärfere politische Rahmenbedingungen.

China: Eigenes Know-how wächst, deutsches Know-how wird gebraucht


Bis 2035 will China eines der innovativsten Länder der Welt werden und seine Umweltprobleme grundlegend lösen. So hat es Staatschef auf dem Parteitag der kommunistischen Führung im Herbst 2017 formuliert. Dass den Worten Taten gefolgt sind, hat viele in der Abfallwirtschaftsbranche überrascht. „China macht Ernst, das ist keine Reform auf dem Papier“, sagte Naemi Denz, Geschäftsführerin Abfall- und Recyclingtechnik im VDMA in ihrer Keynote beim Länderspecial China auf der IFAT.

Neben den schärferen Qualitätskriterien für importierte Abfälle – bis Ende 2018 sollen Kriterien für weiter 16 Abfallarten folgen – erhebt China seit April eine Umweltschutzsteuer von Unternehmen und Körperschaften. Darüber hinaus diskutiert die Regierung aktuell eine CO2-Steuer und hat über 2.000 Beamte eingestellt, um die Umsetzung umweltrechtlicher Vorgaben zu beachten.

China positioniert sich als Anbieter

Wie Denz deutlich machte, weht der neue Wind auch deutschen Maschinen- und Anlagenbauern ins Gesicht, die in China tätig sind: „Nach unseren Informationen haben bereits ein Fünftel der Unternehmen Besuch von der Umweltbehörde bekommen.“ Und dabei bleibe es nicht. Es seien auch Anforderungen inklusive Investitionen von bis zu einer Dreiviertelmillionen Euro formuliert worden.

Auf der anderen Seite tritt China zunehmend als Anbieter eigener Technik in Erscheinung. In Märkten wie Malaysia, Pakistan, Indien und der Türkei sind die Asiaten bereits präsent mit günstigen Lösungen. Und auch in Deutschland fassen sie Fuß. Laut aktuellen Zahlen des VDMA haben chinesische Anbieter im vergangenen Jahr Waren im Wert von 55 Millionen Euro nach Deutschland exportiert.

Teilweise erkennen deutscher Anbieter bei den Importen ihre eigenen Produkte wieder. „Laut einer Umfrage sind 71 Prozent der deutschen Unternehmen von Produktpiraterie betroffen“, sagte Denz. „Sie können die entsprechenden Maschinen leicht ausmachen, weil sie sogar in einem ähnlichen Farbton gehalten sind.“

China bleibt großer Absatzmarkt

Dennoch besteht nach wie vor Bedarf für Lösungen ‚Made in Germany‘. So sei China in Sachen Abfall- und Recyclingtechnik der drittgrößte Absatzmarkt, nach Europa und den USA, erklärte Denz. Aktuell exportiere Deutschland Waren im Wert von 420 Millionen Euro nach China.

„Ich bin zuversichtlich, dass dieser Markt anziehen wird, schließlich hat China für 2020 eine Recyclingquote von 35 Prozent ausgegeben“, sagte die VDMA-Vertreterin. Darüber hinaus seien Standards für die Verarbeitung von Altpapier, Schrotten, vor allem NE-Schrotten, und Kunststoffen in Arbeit. Weiterer Treiber sei die immer noch hohe Deponierungrate.

 

© 320°/bs | 18.05.2018

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