Marktbericht für Edelmetalle

Der Blick nach Fernost hellt die Aussichten für Platin auf. Anlass gibt die vorhergesagte Entwicklung des Katalysatorenmarktes. Auch Platinschmuck ist groß im Kommen. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

China könnte Platinpreis nach oben ziehen


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

In der vergangenen Woche geriet Gold weiterhin unter Druck. Wie bereits erwartet, verkündete die Fed in der vergangenen Woche das Ende des „Quantitative Easing“ Programms. Darüber hinaus ist die amerikanische Notenbank der Meinung, dass das niedrige Leitzinsniveau von 0,00 bis 0,25 Prozent wahrscheinlich noch „für einen beträchtlichen Zeitraum“ bestehen bleibt, es jedoch zu Anstiegen kommen könnte, sofern die Wirtschaft sich schneller erholt als erwartet. Zudem gab die Fed ein weitaus positiveres Statement zum Arbeitsmarkt als es noch im September der Fall war.

Die Aktienmärkte reagierten mit Kursgewinnen auf den optimistischeren Konjunkturausblick der Fed und trieben auch den US-Dollar weiter an. Der Euro gab zum Ende der Woche auf 1,255 Dollar je Euro nach und reagierte somit auf das unerwartet höhere BIP-Wachstum in den USA. Gold musste hingegen in der vergangenen Woche herbe Verluste hinnehmen, da unter gegebenen Umständen nicht viel Bedarf für einen „sicheren Hafen“ als Anlageklasse bestand.

Gold handelte zum Ende der vergangenen Woche bei rund 1.174 US-Dollar/oz. Das letzte Mal handelte Gold auf ähnlich niedrigen Niveaus in 2010. Auch Bestände in Gold ETFs reagierten auf die aktuellen Preisbewegungen mit einer leichten Abnahme um 0,32 Prozent. Derzeit fehlen zumindest auf kurzfristiger Sicht konkrete Argumente für eine Kehrtwende im Goldmarkt.

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Gold: 27.10.-2.11.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.235,11 971,45 31,23
Tief 1.161,25 925,43 29,75

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Silber

Silber ist durch die Unterstützung bei 16,80 US-Dollar/oz gefallen und schließt den Monat bei 16,14 US-Dollar/oz. Auslöser für die neuerliche Schwäche ist abermals die Federal Reserve und deren Beendigung von QE3 sowie der Zinsausblick für nächstes Jahr, der vom Markt als falkenhafter empfunden wurde als erwartet.

So bleibt Silber auch heute Morgen zunächst weiter unter Druck mit Levels unter 16 US-Dollar/oz, nachdem auch Gold die viele Monate währende Unterstützung bei 1.185 nach unten durchbrochen hatte und der USD-Index spiegelbildlich auf 4 Jahreshoch notiert. Die nächste Unterstützung befindet sich nun erst wieder auf dem Tief von 2010 bei 14.66 US-Dollar/oz. Allerdings sehen wir auf dem niedrigen Niveau bereits eine Belebung der physischen Nachfrage.

Auch die ETF Bestände sind zum Ende letzter Woche wieder leicht angestiegen. Gute Konjunkturzahlen, u. a. Einkaufsmanagerindizes aus China, Europa und USA, sowie eine expansive EZB am Donnerstag könnten also durchaus zu einer leichten Erholung des Silberpreises diese Woche beitragen.

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Silber: 27.10.-2.11.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 17,46 13,69 440,21
Tief 15,76 12,54 403,29

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Platin

Nachdem Platin am Mittwoch ein Wochenhoch von 1.274 US-Dollar/oz erreichte, fiel das Metall in der Woche insgesamt um 1,35 Prozent auf 1.229 US-Dollar/oz zum Ende der vergangenen Woche. Wie die anderen Edelmetalle gerieten somit sowohl Platin als auch Palladium ins Fahrwasser von Gold und Silber nach den jüngsten Verkündungen der Fed über das offizielle Ende des QE3.

Langfristig sehen wir im Platin jedoch Potenziale für Aufwärtsbewegungen im Preis. Zum einen sind die überirdischen Bestände im Platin nun bald aufgebraucht. Laut GFMS ist im nächsten Jahr ein Angebotsdefizit von rund 600.000 Unzen wahrscheinlich, so dass dann erst direkte Konsequenzen auf der Angebotsseite aus dem diesjährigen Minenstreik ersichtlich werden sollten.

Zum anderen gibt insbesondere ein Blick in den Fernen Osten einen positiven Ausblick für den Platinpreis. Die chinesische Automobilindustrie verzeichnet nach wie vor ein Wachstum im zweistelligen Bereich. Viele Automobilhersteller sind dabei, ihre Produktionskapazitäten auf dem chinesischen Markt auszuweiten. Darüber hinaus soll der globale Katalysatorenmarkt bis zum Jahre 2020 auf 27,59 Milliarden USD wachsen. Auch das Interesse nach Platinschmuck ist bei den Chinesen sehr groß. Während die globale Schmuckindustrie dieses Jahr um 3,5 Prozent wachsen soll, wird allein das Wachstum in der chinesischen Schmuckindustrie auf 4 Prozent geschätzt.

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Platin: 27.10.-2.11.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.280,75 1.005,69 32,33
Tief 1.214,40 969,20 31,16

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Palladium

Ebenso wie Platin und die anderen Edelmetalle durchlief auch Palladium eine ähnliche Kursentwicklung in der Berichtsperiode. Palladium fiel nach seinem Rekordhoch bei 910 US-Dollar/oz in den vergangenen Monaten bis auf 725 US-Dollar/oz, welches das jüngste Tief um Mitte Oktober darstellt.

So dümpelt das Metall weiterhin auf dem vergleichbar niedrigen Niveau vor sich hin. Palladium startete in die vergangene Woche bei 778 US-Dollar/oz und schloss zum Ende der Woche bei 788 US-Dollar/oz ab. Die 200-Tage-Linie liegt aktuell bei 807 US-Dollar und der Widerstand bei 804 US-Dollar. Erst wenn diese Hürde wieder überschritten wird, scheint eine positive Aussicht wieder realistisch.

Dies sollte jedoch langfristig aus unserer Sicht keine allzu große Schwierigkeit darstellen. Denn langfristig sehen wir die Nachfrage nach Palladium auf einem positiven Trend. Laut GFMS wird der Palladiumgebrauch in Autokatalysatoren sowohl in 2014 und in 2015 Rekordhöhen erreichen. So soll die Nachfrage in 2014 um 4 Prozent und in 2015 um 5,4 Prozent steigen. Auch die Chemieindustrie wird im nächsten Jahr Palladium verstärkt nachfragen, hauptsächlich für Terephthalsäure u.a. für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen.

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Palladium: 27.10.-2.11.2014 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 805,52 637,00 20,48
Tief 767,20 611,00 19,64

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Rhodium, Ruthenium, Iridium

Auch in dieser Woche gibt es fast keine Neuigkeiten von Rhodium, Ruthenium und Iridium. Rhodium hält sich nach wie vor bedeckt und die Umsätze waren auch nicht sonderlich hoch. Zu Beginn der Woche sah es aufgrund erhöhter Nachfrage aus Asien zunächst so aus, als würden wir festere Kurse sehen, da auch Platin und Palladium aufgrund von Käufen aus der Industrie höher notierten. Aber dies war nur von kurzer Dauer und den Rest der Woche ging es nur noch seitwärts.

Bei Ruthenium sehen wir momentan wieder bessere Nachfrage, da der Preis wie berichtet, auf einem Mehrjahrestief handelt. Es gibt Interesse von den industriellen Ruthenium Anwendern, aber auch erste kleinere Spekulanten scheinen das Metall wiederentdeckt zu haben.

Wie von uns schon mehrfach erwähnt, hat Iridium seine bereits seit längerem aufgenommene Fahrt nach unten fortgesetzt und handelt noch einmal ca. 25 US-Dollar/oz schwächer. Trotz relativ guter Nachfrage von diversen Verbrauchern, wie z.B. der elektro-chemischen, chemischen und Autoindustrie, ist der Druck von der Abgeberseite immer noch vergleichsweise hoch. Der nächste größere Widerstand scheint momentan bei 500 US-Dollar/oz zu liegen.

 

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