Marktchancen

Chinas Importverbot für bestimmte Abfälle könnten sich für Hersteller von Recycling- und Entsorgungsanlagen als lukrative Chance erweisen. Denn China fehlt es an Erfahrung und Know-how. Besonders gefragt sind Komplettsysteme inklusive Planung und Bau.

Chinas Abfallwirtschaft stellt sich neu auf


Seit Anfang des Jahres ist in China die Einfuhr von 24 Abfallarten verboten, darunter sind Kunststoffabfälle und unsortiertes Altpapier. Ab 2019 soll das Müllimport-Verbot auf alle inländisch ersetzbaren Abfälle ausgeweitet werden. Erste Konsequenzen sind an den Märkten bereits zu beobachten, doch das Importverbot werde noch weitreichende Folgen für die in- und ausländische Abfallwirtschaft haben, sind sich Experten sicher.

„Die Entscheidung Chinas wird einerseits zu weltweiten Umbrüchen im Bereich der Abfallwirtschaft führen“, wie der Rostocker Abfallwirtschaftsprofessor Michael Nelles sagt. Schließlich habe das Land bislang erhebliche Mengen der Abfälle aus Industrieländern aufgenommen. Andererseits aber würden sich dadurch durchaus Entwicklungschancen für die internationale Entsorgungs- und Recyclingindustrie im Reich der Mitte selbst bieten. Denn Chinas Recyclingbranche werde sich in den nächsten Jahren neu aufstellen und entsprechende Technologien benötigen, erklärt Nelles gegenüber den Veranstaltern der Fachmesse für Umwelttechnologien, IE Expo China.

Umfangreiche Investitionen in moderne Technologien nötig

Nötig seien umfangreiche Investitionen in modernere Abfallbehandlungstechnologien, unterstreicht Bernhard Felizeter, Leiter der Umweltabteilung der AHK Greater China Beijing. „Da es in China an Erfahrung und Know-how in diesem Bereich fehlt und der Sektor sich noch im Aufbau befindet, bestehen attraktive Marktchancen für ausländische Unternehmen“, betont er. Insbesondere im Bereich von Siedlungs-, Industrie- und Elektroabfällen gebe es in China noch einen enormen Nachholbedarf.

Gefragt seien nicht nur Technologien und Lösungen für das Recycling von Industrieabfällen, Plastik, Gummi, Metall, Gebäudeabfällen sowie Elektroschrott und Batterien. Auch der Bereich der gefährlichen Abfälle wird voraussichtlich noch ein „interessantes Betätigungsfeld für ausländische Akteure bieten“.

Komplettsysteme besonders gefragt

„Darüber hinaus seien in nächster Zeit dort außerdem Abfallverbrennungsanlagen, Logistiksysteme für die getrennte Sammlung von Abfällen, Einrichtungen für die Kompostierung beziehungsweise Vergärung von biogenen Abfällen aus privaten Haushalten, Industrie und Gewerbe und der Landwirtschaft gefragt“, ergänzt Nelles.

Wichtiger als der Bedarf an reiner Behandlungstechnik sei aber das Know-how zum erfolgreichen Betrieb von Abfallbehandlungsanlagen, wie der Abfallwirtschaftsprofessor betont. „Reine Consultingleistungen von internationalen Unternehmen sind in China nur schwer realisierbar.“ Von besonderer Bedeutung sei es vor allem, dass Komplettsysteme inklusive Planung und Bau angeboten werden könnten und dies in der Regel mit lokalen chinesischen Partnern zusammen.

Eine baldige Gelegenheit für ausländische Unternehmen, sich in Chinas wachsendem Abfallwirtschaftsmarkt zu präsentieren, bietet die IE Expo China. Die nächste Auflage von Asiens größter Umwelttechnologiemesse findet vom 3. bis 5. Mai 2018 in Shanghai statt. Hier werden neben chinesischen Anbietern auch internationale Firmen der Recyclingbranche vertreten sein, wie der Veranstalter, die Messe München, sagt.

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