Internationale Stahlschrottmärkte

Chinas Stahlpreise fallen immer weiter und damit auch der Eisenerzpreis. Das verspricht nichts Gutes für die europäischen Schrottpreise. Der Druck dürfte weiter zunehmen.

Chinas Stahlwirtschaft drückt weiter auf den Schrottpreis


Das flaue Wirtschaftswachstum in China macht sich immer stärker in der dortigen Stahlwirtschaft bemerkbar. Zum Teil ist die Produktion vieler Hütten bereits ins Stocken geraten. Zum Teil wird aber die Überproduktion nach wie vor zu Tiefpreisen in den Export abgesteuert. Nach Zahlen des Verbands China & Iron Steel (CISA) liegen die aktuellen Stahlpreise rund 35 Prozent unter dem Niveau des Jahre 1994. Auch der Eisenerzpreis ist in den vergangenen Tagen drastisch gefallen – er notierte gestern (13. Juli) bei 50,50 US-Dollar je Tonne. Das ist knapp die Hälfte dessen, was Eisenerz noch vor einem Jahr wert war.

stahl---geschaetzte-nachfrage-nach-regionen-weltweit-2015Die Auswirkungen auf andere Märkte sind gravierend. Je tiefer der Eisenerz- und Stahlpreis fällt, umso stärker wird der Preisdruck auf den Rohstoff Schrott. Das gilt insbesondere für intergrierte Stahlwerke, wo Eisenerz und Stahlblöcke in einem gewissen Konkurrenzverhältnis zu Schrott stehen. Viele Stahlwerke in Vietnam, Thailand, Malaysia, Singapur und Indonesien hätten bereits die Schrottzukäufe aufgrund der billigen Stahlblöcke aus China reduziert, berichtet Hisatoshi Kojo im aktuellen Marktbericht des Weltrecyclingverbands BIR. Nach seinen Angaben wurden Stahlblöcke aus China im Juni zu Preisen zwischen 325 und 330 US-Dollar pro Tonne angeboten. Gleichzeitig belaufe sich der Preis für H2-Schrotte in Japan auf 235 bis 255 US-Dollar. „Die Preisdifferenz ist auf 70 bis 90 US-Dollar pro Tonne abgerutscht, so dass Schrotte als eher teuer gelten“, schreibt Kojo.

Auch die europäischen Länder sind betroffen. So kauft auch die Türkei, einer der Hauptabnehmer für europäischen Stahlschrott, günstige Neuware aus China. Ende Mai wurden dort Barren für rund 365 US-Dollar pro Tonne angeboten, berichtet Tom Bird von Mettalis Recycling. Mitte Juni sanken die Preise auf 335 US-Dollar und werden nach Birds Einschätzung noch weiter fallen. Entsprechend rutschten die Preise für HMS 80/20 dort von 275 auf 250 US-Dollar pro Tonne ab.

Für den laufenden Monat Juli erwartet Bird generell einen Rückgang der europäischen Schrottpreise um 20 bis 25 Euro pro Tonne. In Spanien und Italien habe sich der Schrottmarkt bereits verschlechtert. HMS sei dort unter die Marke von 220 Euro pro Tonne gefallen. Da in Spanien die meisten Werke im Juli für Wartungsarbeiten schließen, sei von dort nur wenig Schrottnachfrage zu erwarten, erklärt Bird. Erst im August könne es wieder zu Lageraustockungen kommen. Behalte jedoch China seine Exportpraxis bei, dann werde sich an der aktuellen Situation auf den Schrottmärkten kaum etwas ändern.

© 320°/ek | 14.07.2015

Mehr zum Thema
Institute senken Konjunkturprognose – Nur noch Miniwachstum
Recycling von Solarmodulen: Jetzt auch für Silber
Die neue Abfall­­­verbringungsverordnung kann kommen
Erstes deutsches Unternehmen für Schiffsrecycling
„Noch wenig Hinweise auf konjunkturelle Belebung“
Forscher: Plastik ist viel großräumiger verteilt als vermutet
Elektrofahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energien: Wie weit ist Mercedes schon?
UN-Bericht: Die Welt produziert Jahr für Jahr mehr Elektroschrott
Voestalpine will Buderus Edelstahl verkaufen