Firmenübernahmen

Chinas Interesse an deutscher Technologie nimmt weiter zu. Im Fokus stehen vor allem kleine bis mittelgroße Technologiefirmen, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt. Noch nie war das Übernahmevolumen chinesischer Investoren in Deutschland so hoch wie im vergangenen Jahr.

Chinesische Investoren zielen auf „Hidden Champions“


Deutsche Unternehmen sind für China zunehmend attraktiv. Seit gut zwei Jahren kaufen chinesische Investoren vermehrt deutsche Unternehmen mit entsprechendem Know-how. Während im Jahr 2009 nur zwei Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) deutscher Unternehmen durch China verzeichnet wurden, stieg die Anzahl chinesischer Übernahmen im Jahr 2016 auf 21 und im Jahr 2017 auf 20 an. Das belegt eine aktuelle Untersuchung des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

Die chinesischen M&A-Aktivitäten in Deutschland haben sich demnach verzehnfacht. In den vergangenen zwei Jahren stieg auch das Übernahmevolumen deutlich an und erreichte mit rund fünf Milliarden Euro im Jahr 2017 einen Rekordwert.


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Quelle: ZEW

Im Jahr 2017 lag China auf Platz neun der Länder, die in deutsche Firmen investierten. Ganz vorne waren die USA, die Schweiz und Frankreich mit jeweils 83, 41 und 40 Übernahmen. In diese Spitzengruppe könnte China mittelfristig hineinstoßen.

„China beginnt sich mehr und mehr für deutsche Technologien zu interessieren. Vor allem kleine bis mittelgroße Technologiefirmen, sogenannte ‚Hidden Champions‘, ziehen das Interesse chinesischer Investoren auf sich“, erklärt Niklas Dürr, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ und Projektleiter für den halbjährlich erscheinenden M&A-Report. Im vergangenen Jahr betrafen alle wichtigen chinesischen Firmenkäufe die Technologiebranche. Dies unterstreiche das sich wandelnde chinesische Selbstbild hin zu einer Wirtschaft, die Wertschöpfung durch Innovationen erreicht.

„Dieser Trend scheint sich fortzusetzen, denn alleine im Januar und Februar 2018 wurden drei deutsche Automobilzulieferer an chinesische Investoren verkauft. Die Übernahmegerüchte um den Bekleidungskonzern C&A zeigen außerdem, dass weitere Branchen für chinesische Investoren interessant werden“, so Dürr.

Bayern will sich wehren

Bayern hat unterdessen angekündigt, unerwünschte Übernahmen deutscher Unternehmen durch Ausländer über den Bundesrat erschweren zu wollen. Das zielt insbesondere auf chinesische Käufe von Hightech-Firmen. Um diese künftig leichter verhindern zu können, fordert die Staatsregierung eine niedrigere „Eingriffsschwelle“.

Bisher kann der Bund nur ein Veto einlegen, wenn ein Ausländer mehr als 25 Prozent der Anteile eines deutschen Unternehmens kauft. An diesem Freitag diskutiert der Bundesrat den bayerischen Antrag, diese Schwelle auf zehn Prozent abzusenken. „Es geht uns dabei nicht um grundsätzliche Einschränkungen für Investoren aus dem Ausland, sondern schlichtweg um die Möglichkeit, diese im Einzelfall untersagen zu können“, sagte der bayerische Wirtschaftsminister Franz Pschierer (CSU) am Donnerstag in München.

China wird in der Mitteilung des Ministeriums nicht ausdrücklich genannt. Dort heißt es lediglich, Unternehmen aus „Ländern mit staatlich gelenkter Wirtschaft“ versuchten in letzter Zeit bewusst, „nicht nur industrielle Kernkompetenzen und Schlüsseltechnologien der Zukunft aufzukaufen und auf diesen Feldern eine Vormachtstellung aufzubauen, sondern sich auch gezielt in Unternehmen im Bereich der kritischen Infrastrukturen einzukaufen“.

Die chinesische Führung hat das offizielle Ziel erklärt, bis zur Mitte des Jahrhunderts die technologische Weltspitze in allen wichtigen Industrien zu erobern. Gezielte Firmenübernahmen sind ein Mittel zu diesem Zweck.

 

© 320°/dpa | 26.04.2018

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