Absatzmarkt Russland

Die Wirtschaftssanktionen der EU haben die Geschäfte deutscher Maschinenbauer mit Russland bereits lahmgelegt. Nun treten auch die Folgewirkungen der Sanktionen zu Tage.

Chinesische Maschinenbauer ziehen an deutschen Wettbewerbern vorbei


Während deutsche Anlagenhersteller noch auf einen deutlichen Aufschwung ihres Russlandgeschäfts warten, sind die chinesischen Wettbewerber schon auf dem Vormarsch: Im vergangenen Jahr exportierte China laut eigener Statistik Maschinen und Anlagen für umgerechnet 4,9 Milliarden Euro nach Russland. „Damit überflügelten sie erstmals das Volumen der deutschen Maschinenexporte“, sagt Monika Hollacher, Russland-Expertin des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA).

„Die zunehmende Orientierung der russischen Kunden nach China belastet viele deutsche Maschinenbauer. Chinesische Lieferanten sind derzeit klar im Vorteil, sie müssen auf keinerlei Sanktionen Rücksicht nehmen und bringen ihre Finanzierung gleich mit“, ergänzt sie.

Die Maschinenbauer aus Deutschland dagegen kämpfen immer noch mit vielen Hürden. Fast jedes dritte befragte Unternehmen verweist in diesem Zusammenhang auf die bestehenden Wirtschaftssanktionen der EU und die daraus entstandenen Folgewirkungen wie zu lange Genehmigungsverfahren, Probleme bei den Ersatzteillieferungen oder die allgemeine Verunsicherung durch das Embargo.

Steigende Umsatzerwartungen

Dennoch scheinen sich die Erwartungen deutscher Maschinenbauer zu verbessern. Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA erwarten fast die Hälfte der deutschen Unternehmen in diesem Jahr erstmals seit längerem wieder steigende Umsätze, was von einer positiven Entwicklung der Exporte Richtung Russland zum Jahresanfang untermauert wird. Allerdings bezeichnen ebenso viele der befragten knapp 230 Firmen mit Präsenz in Russland ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht.

„Die russische Wirtschaft steckt noch immer in der längsten Krise ihrer neueren Geschichte. Der niedrige Ölpreis, der Rubelkurs und die Sanktionen zwingen die russische Regierung jedoch, die Diversifizierung ihrer Wirtschaft voranzutreiben. Davon werden auch die deutschen und europäischen Maschinenbauer profitieren“, sagt Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter der Außenwirtschaft des VDMA. Dies gilt bereits für Fachzweige wie die Landtechnik, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen oder Verfahrenstechnische Maschinen.

Keine verlässlichen Rahmenbedingungen

Seit 2012 haben sich Exporte der deutschen Maschinenbauer nach Russland mehr als halbiert, im vergangenen Jahr sanken sie abermals um 6,6 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Damit ist Deutschland von einst Platz 4 inzwischen auf Platz 11 der Exportrangliste abgerutscht. Allerdings gehen nur noch 9 Prozent der befragten Unternehmen von weiter sinkenden Umsätzen aus.

„In den mittelfristigen Planungen zeigt sich ebenfalls Optimismus. Das Engagement bei Investitionen hat zugenommen, 13 Prozent der befragten Firmen unterhält inzwischen eine Produktion oder eine Montage in Russland. Das sind fast doppelt so viele wie in der vorhergehenden Umfrage im Jahr 2015“, erläutert VDMA-Expertin Hollacher. Und laut Umfrage soll dieser Wert bis 2020 auf 20 Prozent steigen.

Allerdings gilt vor allem der Mangel an verlässlichen Rahmenbedingungen noch immer als große Hürde. 71 Prozent der befragten Unternehmen sehen diesen Faktor als entscheidungsrelevant an, und nur 3 Prozent sind der Meinung, dass es derzeit in Russland verlässliche Rahmenbedingungen gibt.

Mehr zum Thema
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle
Rohstoffimporte: „Höchste Zeit für einen Kurswechsel“
Gute Nachfrage lässt Altpapierpreise steigen
Deutsche Industrie weiter im Plus
Kreislaufwirtschaft: Neues Zentrum in der Lausitz