Recycling von Einwegbechern

Einwegbecher gelten als schwer zu recyceln und schlecht für die Umwelt. Um den Verpackungsmüll einzudämmen, wird in Deutschland über eine Zwangsabgabe diskutiert. Doch es geht auch anders: Ein neues Verfahren zeigt, wie Coffee-to-Go-Becher zum Rohstoff für hochwertige Papiere und Verpackungen aufbereitet werden können.

Coffee-to-Go: Recycling statt Steuer


Morgens schnell zum Bäcker, ein Brötchen für die Arbeit und einen Kaffee zum Mitnehmen: für viele Menschen gehört das zum Alltag. Jeden Tag gehen in Deutschland mehr als sieben Millionen Kaffee-Einwegbecher über die Ladentheken, schätzt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Die Umweltorganisation nennt das eine Ressourcenverschwendung. Sie plädiert deshalb für eine Zwangssteuer von 20 Cent pro Becher, um den zügellosen Verbrauch einzudämmen. In Großstädten wie Berlin und München wird eine solche Maßnahme inzwischen von der Politik diskutiert.

Zwang und Verbote kommen bei Verbrauchern allerdings nicht gut an, besonders wenn es um eine liebgewonnene Aktivität geht. Viel besser wäre es, wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Becher zu recyceln. Doch das Recycling der Coffee-To-Go-Becher gilt als schwierig: damit die Flüssigkeit nicht ausläuft, sind die Becher innen mit Polyethylen beschichtet. Dieser Verbund erschwert die stoffliche Verwertung. Zudem werden die Becher nicht getrennt erfasst.

Dass es auch anders geht, zeigen die Briten. Queen Elizabeth höchstpersönlich gab sich die Ehre, als 2013 das neue Werk des Papierherstellers James Cropper in Kendal im Nordwesten Englands eingeweiht wurde. Dort kommt ein neues Verfahren zum Einsatz, das das stoffliche Recycling von Einwegbechern ermöglicht.

Bei dem Prozess werden die Becher zunächst in lauwarmem Wasser eingeweicht, um die Papierfasern vom Polyethylen zu trennen. Das Polyethylen wird abgeschöpft, so dass nur noch Wasser und Zellstoff übrig bleiben. Anschließend werden aus der Mischung weitere Verunreinigungen abgefiltert. Der so gewonnene Zellstoff sei so hochwertig, dass er sich für Anwendungen von robusten Verpackungsmaterialien bis hin zur Produktion von Luxus-Papieren eigne, erklärt James Cropper. Der separierte Kunststoff wird getrocknet, zerkleinert und an Recyclingfirmen weiterverkauft. James Cropper trennt und verarbeitet derzeit nach eigenen Angaben pro Woche rund 10 Millionen Pappbecher.

Kooperation mit McDonald’s

Die Logistik, also das Einsammeln und Verpressen der Pappbecher, übernimmt Simply Cups. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der erste und bislang einzige Dienstleister in Großbritannien, der das Einsammeln von Einwegbechern anbietet. Eingesetzt werden dazu spezielle Sammelbehälter, in die der Verbraucher seinen Becher nach Benutzung stellen kann. Simply Cups bewirbt seine Aktivität damit, dass die anfallenden Kosten für die beteiligten Unternehmen niedriger seien als bei einer konventionellen Entsorgung.

Das Preisargument könnte der Grund dafür sein, dass James Cropper kürzlich die Zusammenarbeit mit McDonald‘s verkünden konnte. Für das Unternehmen sei die Partnerschaft, deren Anbahnung zwei Jahre gedauert hat, ein großer Schritt, sagt der bei James Cropper zuständige Marktentwickler Richard Burnet: „Durch die Zusammenarbeit mit McDonald‘s arbeiten wir in Richtung eines wirksamen Systems, um so viele gebrauchte Pappbecher wie möglich einzusammeln, die dann wieder in die Lieferkette eingebracht werden können.“

In einer ersten Testphase werden in 150 von insgesamt 1.250 McDonald’s-Filialen die gebrauchten Becher eingesammelt. Die Rede ist von bis zu 100 Millionen Pappbechern im Jahr. Papierbecher machen nach Angaben des Fastfood-Konzerns rund ein Drittel seines Verpackungsmülls aus. Damit wären drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: McDonald’s kann sich einen grünen Anstrich verpassen, die Briten können ohne schlechtes Gewissen weiter ihren Coffee-to-Go trinken und die Papierrecycler erobern ein neues Betätigungsfeld.

 

320°/db

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