Interview

In der Stahlrecyclingwirtschaft verdichten sich die Anzeichen, dass die Erholung der Marktlage anhalten wird. Das hat auch die Messe recycling aktiv gezeigt, meint Peter Beyeler, Inhaber der IUT Beyeler AG. Er selbst ist ebenfalls optimistisch – auch deswegen, weil er künftig mit einer erweiterten Produktpalette auf den Markt kommen wird.

„Das ist bereits in trockenen Tüchern“


Peter Beyeler ist seit über 30 Jahren im Geschäft. Nach dem Maschinenbau-Studium gründete er die Firma IUT Beyeler, die Recyclingmaschinen, insbesondere Schrottscheren und Schrottpressen, plant und in Betrieb setzt. Beyeler ist mit seiner Firma weltweit tätig, Sitz des Unternehmens ist in Spiez in der Schweiz.

Herr Beyeler, die Stahlarbeiter von ThyssenKrupp fürchten um ihre Arbeitsplätze und haben vor wenigen Tagen erneut gegen einen Abbau der Stahlsparte demonstriert. Es gibt die Sorge, dass die Stahlindustrie in Europa aufgrund bestehender Überkapazitäten schrumpfen wird. Wie groß ist Ihre Sorge, dass eines Tages auch weniger Aufbereitungskapazitäten für Stahlschrott benötigt werden?

IUT Beyeler
IUT Beyeler

Es wäre vermessen, wenn wir so tun würden, als ob das uns nichts angeht. Wir beobachten die Entwicklung natürlich, aber das Stahlschrottgeschäft war schon immer ein Tagesgeschäft. Wir können nicht über Jahrzehnte hinweg planen, sondern müssen uns an den nächsten Monaten orientieren. Es mag sein, dass die Struktur der Stahlindustrie sich ändern wird, aber eine Schrottschere bleibt eine Schrottschere und wird auch noch in 50 Jahren eine Schrottschere sein – und vor allem wird sie noch immer nachgefragt werden. Das bin ich mir sicher.

Täuscht der Eindruck, oder hat sich die Stimmung in der Stahlrecyclingwirtschaft seit Jahresbeginn deutlich gebessert?

Ja, das ist auch mein Eindruck. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Schrottpreise angezogen haben. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass sich nun alle an die neuen Marktgegebenheiten gewöhnt haben.

Sie waren als Aussteller auf der Messe recycling aktiv in Karlsruhe. Wie war dort die Stimmung?

Die Stimmung war gut. Wir hatten gute Gespräche am Messestand. Ich will nicht in Jubelstimmung verfallen, aber diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, haben sich durchweg optimistisch geäußert. Auch meine russischen Kunden und Freunde sind zuversichtlich.

Haben Sie einen bestimmten Trend erkennen können?

Das Rad wird nicht neu erfunden. So gesehen, war kein neuer Nachfragetrend zu beobachten. Wir haben dieses Mal bei der recycling aktiv nicht eine neue Taurus-Maschine aufgestellt, sondern eine gebrauchte, Baujahr 1996. Wir haben die Maschine zusammen mit unseren Partnern Krakowski und Poraniewski komplett aufbereitet. Wenn das korrekt und seriös gemacht wird, sind das Maschinen, die auf dem heutigen Stand der Technik sind.

Wie stark ist das Interesse an gebrauchten Maschinen?

Das Interesse ist insbesondere in den Ländern, in denen sich die Kunden nicht unbedingt eine Maschine zum Neupreis von einer Million Euro leisten können, relativ hoch. Eine gut aufbereitete Maschine kann die gleichen Anforderungen erfüllen wie eine neue Maschine.

Was kostet die gebrauchte Maschine im Vergleich zur neuen?

Das ist unterschiedlich, kann aber die Hälfte bis ein Drittel des Neupreises ausmachen. In jedem Fall gibt es einen signifikanten Preisunterschied.

Die Eigentümer von Taurus haben vor kurzem auch die Mehrheit an der italienischen Firma Zato, einem Hersteller von Shredderanlagen, Zerkleinerern und Baggerscheren, übernommen. Ändert sich dadurch auch Ihre Produktpalette?

Ja, und zwar zu Gunsten unserer Kunden. Künftig werden wir unsere Kunden von A bis Z vollumfänglich und damit noch optimaler bedienen können. Das bedeutet einen echten Mehrwert.

Was genau werden Sie zusätzlich anbieten?

Wir werden künftig auch Anbauscheren von einigen hundert Kilogramm bis mehreren Tonnen Einzelgewicht im Programm haben. Darüber hinaus bieten wir auch große Zweiwellen-Rotorscheren und klassische Shredderanlagen für Mischschrott an, die Taurus in der Vergangenheit in eher kleineren Versionen gebaut hat. Diese Anlagen werden wir jetzt mit Leistungen von 1.200 bis zu 5.000 PS anbieten können.

Und das ist bereits beschlossene Sache?

Ja, der Eigentümerwechsel bei Zato ist vor kurzem abgewickelt worden und bereits in trockenen Tüchern.

Wird IUT Beyeler auch das Service-Geschäft für Zato übernehmen?

Ja, es wird genauso sein wie bislang. Meine Firma ist ja quasi der verlängerte Arm von Taurus. Wir überwachen den Verkauf, die Planung und die Installation. Den ganzen Service und auch die Aufarbeitung von Gebrauchtmaschinen stellen wir durch unsere Partnerschaft mit Krakowski und Poraniewski in Polen sicher. Das gilt sowohl für die deutschsprachigen Länder als auch für die mittel- und osteuropäischen. Die gleichen Aufgaben werden wir nun auch für Zato übernehmen.

Ab wann gilt Ihre neue Partnerschaft mit Zato?

Ab sofort!

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