Effizienz von Biogasanlagen

Wie wirtschaftlich und ökologisch arbeiten Biogasanlagen? Bis Ende November sollen Antworten hierzu vorliegen. Bereits seit 2015 läuft eine umfangreiche Messkampagne. Schon jetzt steht fest: Es steckt mehr im Substrat.

„Das Potenzial ist noch längst nicht ausgereizt“


Wissenschaftler der Universität Hohenheim ermitteln derzeit, wie wirtschaftlich und ökologisch effizient Biogasanlagen arbeiten. Dazu läuft noch bis Ende November das sogenannte Biogas-Messprogramm III. Im Zuge des Programms werden im Verbund mit drei Projektpartnern bundesweit insgesamt 60 Biogasanlagen ausführlich unter die Lupe genommen.

„Das Potenzial der bestehenden Anlagen ist noch längst nicht ausgereizt“, sagt Hans Oechsner von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim. „Unser Projekt soll vorbildliche Betriebsweisen identifizieren, über die sich die Effizienz erhöhen lässt, damit sich ihr Betrieb weiterhin lohnt.“

Dabei prüfen die Forscher konkret, welche Technik die Anlagen benutzen, wie die Substrate zusammengesetzt sind, welche Gas- und Strommenge produziert wird und an welchen Aggregaten Gasverluste auftreten. „Darüber hinaus berechnen wir mit Modellrechnungen, wie weit die produzierte Gas- und Strommenge und die aus dem Input-Substrat theoretisch zu produzierenden Mengen auseinander liegen“, erläutert Benedikt Hülsemann, ebenfalls von der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie.

Aus den Kennzahlen wird dann berechnet, wie ökologisch effizient die Anlagen arbeiten. Schließlich vergleichen die Forscher die Daten aller Biogasanlagen, um besonders wirtschaftliche Anlagen zu ermitteln.


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[su_spoiler title=“Biogasanlagen in Deutschland“]

  • In Deutschland wurden 2014 in 8.000 Biogasanlagen 29.000 Gigawattstunden Strom erzeugt. Das entsprach 5 bis 6 Prozent des bundesweiten Stromverbrauchs.
  • Dennoch werden seit Änderung des EEG kaum noch neue Anlagen errichtet, so die Forscher. Zudem seien die Kosten zur Bereitstellung des Stroms aus Biogas aufgrund hoher Substratkosten nicht wesentlich gesunken.
  • Im Projekt BMP III wollten sie wissen, warum. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das Vorhaben mit 344.000 Euro über seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR).
  • Beteiligt sind neben der Universität Hohenheim, das Deutsche Biomasseforschungszentrum, das Institut für Landtechnik und Tierhaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft sowie das Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Klimaschutz Schleswig-Holstein.

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Am Ende des Projekts wollen die Beteiligten einheitliche Standards präsentieren, mit denen der Zustand von Biogasanlagen besser beschrieben werden kann. Zudem sollen Verbesserungsmöglichkeiten erarbeitet werden, die Betreiber unmittelbar in der Praxis umsetzen können. Des Weiteren ist eine Broschüre und eine Internetplattform mit den Daten geplant.

Auch für die Politik wollen sie konkrete Vorschläge machen: „Wir möchten neue Standards formulieren, damit die Branche sich insgesamt weiterentwickeln kann“, so Oechsner.

 

© 320°/bs | 10.01.2018

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