Bioabfallverwertung in Vechta

Die Abfallwirtschaftsgesellschaft Landkreis Vechta hat 2009 beschlossen, ihre Bioabfälle in Eigenregie zu behandeln. Um gütegesicherten Kompost herzustellen, waren diverse technische Maßnahmen nötig. Am schwierigsten war es, den Störstoffanteil in den Biotonnen zu reduzieren. Letztlich führte vor allem eine Maßnahme zum Erfolg.

Das Problem mit den Störstoffen


Noch bis Ende 2008 ließ die Abfallwirtschaftsgesellschaft Landkreis Vechta (AWV) ihre Bioabfälle extern kompostieren. Doch dann entschieden sich die Verantwortlichen 2009, die Behandlung selbst in die Hand zu nehmen. Allerdings lief der Betrieb der Trockenfermentationsanlage mit nachgeschalteter Kompostierung der Gärreste anfangs alle andere als rund, wie Clemens Nüske, AWV-Geschäftsführer auf dem Biomasseforum in Bad Hersfeld berichtete.

In Vechta müssen pro Jahr zwischen 10.000 und 11.000 Tonnen Bioabfall verarbeitet werden. Dabei setzt die Abfallwirtschaftsgesellschaft zunächst auf die Vergärung im Batchverfahren (Typ Bekon) in vier Fermentern. Anschließend werden die Gärreste in offenen, belüfteten Tafelmieten zu gütegesicherten Kompost aufbereitet.

Auf dem Weg zu diesem heutigen Konzept gab es einiges zu tun. Wie Nüske einräumte, habe man die Kompostierung mangels eigener Erfahrung unterschätzt. So wiesen die Gärreste zu Beginn einen deutlich höheren Wassergehalt auf als nicht vorbehandelter Bioabfall. Zudem wurde das Material in unbelüfteten offenen Tafelmieten mittels Radlader kompostiert. Als fatal habe sich allerdings der hohe Störstoffanteil herausgestellt, insbesondere ein hoher Anteil an Glasgebinden.

Maßnahmen für hochwertigen Kompost

In der Folge musste das Anerkennungsverfahren für das RAL-Gütezeichen der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) mehrfach ausgesetzt werden. Um die Parameter für Fremdstoffe und Verunreinigungsgrad zu erfüllen, habe man sich für technische Maßnahmen und eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit/Sanktionen entschieden.

Die technischen Maßnahmen waren dabei das kleinere Problem. Für einen geringeren Wassergehalt wird nun in der Gärstufe weniger Perkolat in den Fermenter gegeben, erklärte Nüske. Wesentlich sei aber der nachträgliche Einbau von Lochblechen in den Fermenterwänden gewesen. In der Rotte habe die feinere Absiebung des zugegebenen Strukturmaterials aus der Grünabfallaufbereitung und die Umstellung auf Dreiecksmieten mit dem Einsatz eines Mietenumsetzers zum Erfolg geführt.

Unterm Strich ist es damit im Jahr 2013 gelungen, die Kompostqualität so zu verbessern, dass die BGK das RAL-Gütezeichen Kompost verleihen konnte, so Nüske. Seit 2015 würden die Gärreste in belüfteten Tafelmieten kompostiert. Zusätzlich wird das Rottegut mit einem Trommelsieb auf 15 Millimeter ausgesiebt; mit guter Kompostausbeute, wie Nüske betont.

Zu viele Störstoffe

Deutlich schwieriger war es, den Störstoffanteil in den Biotonnen zu reduzieren. „Die langjährige stillschweigende Duldung der Störstoffproblematik erwies sich als schwere Hypothek“, berichtete der AWV-Geschäftsführer. Seit der Einführung der Biotonne im Jahre 1997 gab es demnach seitens der AWV keine nennenswerten Versuche, über Störstoffe im Bioabfall aufzuklären.

Eine Kampagne mit Info-Plakaten, einem Filmbeitrag, Unterrichtsmaterialien für Grundschulen, Presseberichten, Biotonnenaufkleber, und einer Reinigungsaktion für Biotonnen brachte daher wenig „Sie war jedoch als Vorbereitung unerlässlich, um Sanktionen für Verunreinigungen des Bioabfalls durchsetzen zu können“, erklärte Nüske.

„In der ersten Phase haben wir Studenten losgeschickt, die manuell die Tonnen kontrolliert haben“, sagte Nüske. Weitergehende Sanktionen seien lediglich angedroht worden. Als das nicht fruchtete, setzte die Abfallwirtschaftsgesellschaft Verwarngeldern für mit Störstoffen verunreinigte Biotonnen fest. „Die Wirkung war spürbar“, so Nüske. Weil die manuell durchgeführten Kontrollen auf Dauer sehr aufwändig gewesen seien, würden die Biotonnen seit August via Störstoffdetektor elektronisch kontrolliert.

„Öffentlichkeitsarbeit ist als Baustein eines erfolgreichen Störstoffmanagements unerlässlich, um die Abfallkunden zu sensibilisieren. Eine spürbare Verringerung des Störstoffanteils im Anlageninput kann jedoch leider nur durch Sanktionen bewirkt werden“, resümierte Nüske.

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