Wochenrückblick

Erdbeben bei den dualen Systemen, ein zweifelhafter Diesel-Gipfel und ein Umweltminister, der Kommunen zur Räson rufen muss. Außerdem: Wie groß das Vermögen der meisten Selbstständigen ist. Wir blicken zurück: Das war die Woche.

Das war die Woche


Quelle: © Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbHAm Mittwochmorgen gab es in der Welt der dualen Systeme ein mittleres Erdbeben. Kleinere Beben gab es auch schon in der Vergangenheit, doch bislang konnte das Gesamtsystem den Spannungen zwischen den einzelnen Systembetreibern standhalten. Am Mittwoch jedoch entluden sich die Spannungen zu einem gewaltigen Ruck, der zu einer Abspaltung der drei Systeme Grüner Punkt, BellandVision und Interseroh führte: Sie werden ab kommendem Jahr eigene Clearing-Verträge haben.

Die Strategie dahinter erscheint klar: Den drei Systembetreibern geht es darum, sich von den Tricksereien einzelner Systeme abzugrenzen und zugleich Druck auszuüben. Sie laden daher die anderen Systembetreiber ein, sich den neuen Verträgen anzuschließen. Denn das heißt implizit: Wer sich nicht anschließt, bringt zum Ausdruck, dass er das bestehende Konstrukt mit seinen Tricksereien unterstützt oder zumindest toleriert. Damit wird für alle sichtbar, wer welchem Lager angehört.

Ob die Strategie aufgehen wird, ist schwer zu sagen. Die anderen sieben Systembetreiber werden nicht einfach über das Stöckchen hüpfen wollen, das die drei Systeme hinhalten. Und sie werden verschnupft sein, weil der Alleingang der drei Systeme alle anderen unter den Generalverdacht stellt, nicht sauber abzurechnen. Schließen sich aber dennoch zwei oder drei weitere Systembetreiber den neuen Clearing-Verträgen an, wird den anderen kaum etwas anderes übrig bleiben als nachzuziehen. Es sei denn, sie bessern den bestehenden Clearingvertrag so nach, dass Tricksereien ausgeschlossen werden. Vom Ergebnis her käme das dem Sprung über das Stöckchen gleich. Mehr zu diesem Thema


Quelle: © underworld – Fotolia.comÜber den Dieselgipfel ist in den vergangenen Tagen schon viel gesprochen und geschrieben worden. Die Handlungskette ist erstaunlich: Die Automobilhersteller manipulieren die Software zur Messung der Abgaswerte und betrügen den Verbraucher mit falschen Abgaswerten. Das Ganze fliegt schon vor Monaten auf, aber erst jetzt erklären sich die Hersteller zur Nachbesserung bereit. Allerdings nicht in Form einer Umrüstung, so dass das Fahrzeug die beim Kauf versprochenen Abgaswerte einhält. Sondern mit einer Software, die den Stickoxid-Ausstoß von Euro 5 und Euro-6-Dieselautos um 25 bis 30 Prozent verringern soll. Nach Meinung aller Experten überschreiten die Euro-5-Diesel die aktuellen Grenzwerte aber um den bis zu fünffachen Wert, Euro-6-Diesel sogar um den sechsfachen Wert.

Um den Verbraucher dennoch milde zu stimmen, bieten die Automobilhersteller eine Prämie für den Neukauf eines abgasarmen Autos an. Der Verbraucher soll also sein altes Dieselfahrzeug verkaufen und bei den Automobilherstellern ein neues kaufen. Doch welchen Preis erzielt ein alter Diesel noch, wenn morgen ein Fahrverbot in Innenstädten droht? Und was machen diejenigen, die morgen nicht mehr in Innenstädten fahren dürfen, sich aber keinen Neuwagen leisten können? Und wer ersetzt den Wertverlust, wenn man das Auto gar nicht verkaufen möchte? Aber nicht nur die Verbraucher werden enttäuscht sein, auch die Altautovertreter hatten auf andere Ergebnisse gehofft. Denn vor dem Dieselgipfel hatte unter anderem Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil eine staatliche Umwelt- beziehungsweise Abwrackprämie für alte Diesel-Fahrzeuge ins Spiel gebracht. Erinnerungen an 2009 wurden wach. Doch es bleibt bei den Erinnerungen. Eine Neuauflage der staatlichen Abwrackprämie wird es vorerst nicht geben. Mehr zu diesem Thema


Quelle: ©iStock.com/klazingAls Politiker ist man Gegenwind gewohnt. Auch Baden-Württembergs Umweltminister kennt diese Phasen. Er bekommt neuerdings immer mal wieder Gegenwind aus Kommunen. So weigern sich immer noch einige Kreise, die Biotonne einzuführen. Und nun wehren sich auch noch die Kreise Ludwigsburg und Neckar-Odenwald, sogenannte freigemessene Abfälle auf ihren Kreisdeponien abzulagern. Gemeint ist gering belasteter Bauschutt, der aus dem Rückbau von Kernkraftwerken resultiert. Untersteller fühlte sich gemüßigt, die Kreise an ihre Entsorgungspflicht zu erinnern. Dabei wissen die Kreise sehr genau, dass sie das Material annehmen müssen. Dass sie dennoch die Annahme verweigern, ist eine zweifelhafte Vorgehensweise. Welchen Sinn macht es, der Bevölkerung einen Handlungsspielraum vorzutäuschen, den es de facto nicht gibt? Mehr zu diesem Thema


Wenn Sie schon immer mal wissen wollten, ob Ihr Vermögen überdurchschnittlich hoch oder niedrig ist, können Sie sich nun mit dem bundesweiten Durchschnitt vergleichen. Denn seit kurzem liegen die Ergebnisse des jüngsten sozio-ökonomischen Panels für das Jahr 2012 vor. Darin wurde das Vermögen von Selbstständigen und Angestellten in Deutschland untersucht. Demnach besitzt jeder zweite Unternehmer mehr als 100.000 Euro Vermögen. Bei den Angestellten hingegen ist es nur jeder fünfte. Die Mehrheit der Angestellten hat stattdessen ein Vermögen von weniger als 20.000 Euro.

 

Und sonst? Sonst gab es natürlich noch viele andere Themen in dieser Woche. Wir haben alle Artikel und Themen nochmals für Sie in einer Übersicht zusammengestellt. Die Artikel-Übersicht finden Sie hier. Viel Spaß beim Lesen!

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende!

Ihr

Stephan Krafzik

Chefredakteur

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