Wochenrückblick

Chiho-Tiande greift nach Scholz, Remondis nach Kirsch und auch sonst gab es in dieser Woche etliche interessante Themen. Wir blicken zurück: Das war die Woche.

Das war die Woche


Wer sein Unternehmen heute verkaufen möchte, wendet sich am besten an Remondis oder an die Chinesen. Beide verfügen über die nötigen Mittel, um sich mit Unternehmenskäufen zu stärken. Doch an dieser Stelle enden schon die Gemeinsamkeiten. Während Remondis aus kartellrechtlichen Gründen vorwiegend kleinere, mittelständische Firmen übernimmt, wollen chinesische Firmen gerne mit einem Schlag in die erste Liga aufsteigen. Das geht am einfachsten mit Übernahmen großer Player, die über die Technologie verfügen, die chinesische Firmen gerne adaptieren möchten. Der Roboterhersteller Kuka aus Augsburg ist das jüngste Beispiel und mit dem Metallrecycler Scholz könnte in naher Zukunft ein weiteres hinzukommen. Dessen neuer Eigentümer könnte schon bald Chiho-Tiande heißen, der nach eigenen Angaben der größte Metallrecycler in China ist.

Für Scholz wäre es nicht der Wunschpartner, aber der Recyclingkonzern ist längst nicht mehr Herr des Verfahrens. Der stark verschuldete Konzern kämpft ums Überleben. Die Bedingungen diktieren nun potenzielle Investoren und die Kreditgeber. Sollte Chiho-Tiande tatsächlich zum Zuge kommen und Scholz komplett übernehmen, wäre dies eine tiefe Zäsur für den Metallrecycler. In der Firmenzentrale auf der Schwäbischen Alb würde dann eine Unternehmenskultur Einzug halten, die nur schwer vorherzusagen ist. Bei Finanzinvestoren weiß man in der Regel, was auf einen zukommt, aber bei einem neuen Eigentümer aus China fällt es schon schwerer, die künftige Entwicklung vorherzusagen.

Wie man am besten mit Geschäftsleuten aus China umgeht, könnte Scholz beim MVA-Anlagenbetreiber Energy from Waste (EEW) erfragen. Dort ist seit Anfang Februar der chinesische Staatskonzern Beijing Enterprises neuer Eigentümer. Interesse an einem solchen Austausch dürfte sodann auch Alba haben, denn auch der Berliner Recyclingkonzern ist in Gesprächen mit potenziellen Investoren für das China-Geschäft. Je nachdem, wie die Verhandlungen in den kommenden Wochen und Monaten verlaufen, könnten schon im Sommer drei Schwergewichte der Recyclingwirtschaft in Deutschland unter chinesischer Führung beziehungsweise Einfluss stehen. Wer hätte das je erwartet?

Zunehmende Unlust?

Im Vergleich dazu fiel die Meldung, dass Remondis die Kirsch-Gruppe übernimmt, eher unbedeutend aus. Das ist sie aber nicht, denn Remondis baut mit vielen kleineren Gesellschaften sukzessive seine bundesweite Präsenz aus. Allerdings ist es wohl so, wie Norbert Rethmann es vor einiger Zeit selbst berichtete: Remondis muss nicht mehr aktiv auf Unternehmen zugehen, um ihnen ein Kaufangebot zu unterbreiten; die Unternehmen gehen inzwischen selbst auf Remondis zu, wenn sie einen Verkauf anstreben. Die Frage ist nur, welche Motive sich hinter den Verkaufsabsichten verbergen. Kein Nachfolger? Fehlende Wirtschaftlichkeit? Zunehmende Unlust aufgrund schlechter Preise, starker kommunaler Konkurrenz und hoher regulativer Hürden? Letzteres ist gelegentlich im Markt zu hören. Bleibt zu hoffen, dass es bei den einzelnen Stimmen bleibt.

Natürlich gab es in dieser Woche noch viele andere Themen. Die Preise für NE-Metallschrott sind nach Monaten des Aufholens wieder rückläufig, in Baden-Württemberg gibt es Mut machende Erkenntnisse zum Einsatz von Recyclingbeton und Forscher haben ein neues Verfahren zur Gewinnung von Lithiumcarbonat aus Altbatterien entwickelt. Bei den aktuellen Ausschreibungen der dualen Systeme sind außerdem einige Dinge zu beachten, wie Rechtsanwalt Markus Figgen im Interview mit 320° erläutert. Viele weitere Themen und Artikel aus dieser Woche finden Sie in der Übersicht, die wir wieder für Sie zusammengestellt haben.

Gute Nachrichten gibt es außerdem von der Wetterfront. Die kommenden Tage sollen wieder sommerliche Temperaturen bereithalten. Deshalb: Genießen Sie das Wochenende.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr
Stephan Krafzik
Chefredakteur

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