Entsorgung von Bauabfällen

In Rheinland-Pfalz werden in den kommenden Jahren weniger Deponien für Bauabfälle zur Verfügung stehen. In manchen Regionen zeichnen sich Engpässe ab, in anderen nicht. Ein Überblick über Mengen, Kapazitäten und Prognosen.

Deponiestudie für Rheinland-Pfalz


Die Studie des Ifeu-Instituts und der Berliner Umweltberatungsgesellschaft u.e.c. hat untersucht, ob die vorhandenen Deponien der Deponieklassen DK 0 bis DK II in Rheinland-Pfalz den bestehenden und künftigen Bedarf abdecken und ob mittel- bis langfristig neue Deponiekapazitäten geschaffen werden müssen. Dazu wurde zunächst das Aufkommen für die einzelnen Abfallarten ermittelt. Im nächsten Schritt wurde die Mengenentwicklung für die kommenden Jahre abgeschätzt. Im Einzelnen ergibt sich daraus folgendes Zahlengerüst:

Bauschutt:

  • Das Bauschutt-Aufkommen in Rheinland-Pfalz beträgt derzeit rund 2 Millionen Tonnen pro Jahr. Knapp 800.000 Tonnen bestehen aus Altbeton.
  • Weil in den kommenden Jahren der Gebäudebestand aus den 60er und 70er Jahren saniert, rückgebaut und durch Neubauten ersetzt werden muss, wird ein steigendes Bauschuttaufkommen erwartet. In der Studie wird eine Zunahme um 25 Prozent auf etwa 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr vorhergesagt.
  • Unterstellt wird, dass bei der Aufbereitung 25 Prozent des Aufkommens an Vorsiebmaterial auch zukünftig auf Deponien abgelagert werden muss. Künftig müssten daher 20.000 Tonnen belasteter Bauschutt und 60.000 Tonnen Vorsiebmaterial pro Jahr deponiert werden.

Erdaushub aus der Ausschachtung von Baugruben:

  • Die Studie hat hierfür ein aktuelles Aufkommen von 4,95 Millionen Tonnen pro Jahr ermittelt. Im Jahr 2035 werde das Aufkommen 4,82 Millionen Tonnen betragen.
  • Auch in Zukunft würden Erdmassen vor allem im Erdbau beziehungsweise im Landschaftsbau eingesetzt.
  • Angenommen wird, dass etwa 50 Prozent des vorhergesagten Aufkommens sich wieder bei Baumaßnahmen einsetzen lassen. Damit müssten etwa 2,5 Millionen Tonnen abgelagert werden. Der Anteil an belastetem Erdaushub wird auf 250.000 Tonnen geschätzt.

Erdmassen aus dem Straßenbau

  • Für bodenähnliche Massen wurde ein Aufkommen von 2,1 Millionen Tonnen pro Jahr ermittelt. Das Aufkommen aus kommunalen Straßen beträgt 900.000 Tonnen. In der Summe geht die Studie von knapp 3 Millionen Tonnen Erdmassen aus dem Straßenbau aus.
  • Zieht man den Feinkornanteil im Umfang von etwa 25 Prozent ab, lässt sich der Großteil wieder in die Baumaßnahme zurückführen.
  • Angenommen wird, dass eine Erdmasse von 1,06 Millionen Tonnen pro Jahr zur Ablagerung verbleibt. Davon stammen 460.000 Tonnen aus Straßenkörpern und 600.000 Tonnen aus der Neutrassierung.
  • Der belastete Aushub aus dem Straßenbau wird mit 270.000 Tonnen beziffert.

Erdmassen aus dem sonstigen Tiefbau:

  • Unterstellt wird, dass hiervon 6,9 Millionen Tonnen von Baustellen abgefahren und entsorgt werden müssen.
  • Dabei nimmt die Studie an, dass 33 Prozent der Massen als Boden/Bauschuttgemisch über Bauschutt-Recyclinganlagen entsorgt werden können.
  • Die klassische Entsorgung erfolge über Rekultivierungsmaßnahmen, so dass nur etwa 600.000 Tonnen pro Jahr über Deponien entsorgt werden müssten.

Altasphalt:

  • Angenommen wird, dass in Zukunft die Schwarzdecken der Straßen in der Baulast des Bundes und des Landes zu 10 Massenprozent aus pechhaltigem Material bestehen werden. In Kreisstraßen werde der Anteil bei 15 Prozent liegen, in kommunalen Straßen bei 20 Prozent.
  • Pechhaltiges Material wird auch künftig deponiert werden müssen. Für das Jahr 2025 sagt die Studie ein Aufkommen von 328.000 Tonnen pechhaltigem Material voraus. Für 2035 wird ein Aufkommen von 65.000 Tonnen erwartet.

Sonstige Abfallmassen aus dem Baubereich:

Hier wird davon ausgegangen, dass das Aufkommen an den Deponien über die Jahre hinweg gleich hoch ist. Daraus ergibt sich ein Ablagerungsbedarf für:

  • 21.000 t/a Gleisschotter (170507/08)
  • 7.000 t/a anderes Dämmmaerial, das aus gefährlichen Stoffen besteht (170603*)
  • 65.500 t/a an asbesthaltigen Baustoffen (170605*)
  • 29.200 t/a Gipsabfälle (170802)
  • 2.000 t/a gemischte Bau- und Abbruchabfälle (170904)
  • 131.800 t/a Bankettschälgut
  • 29.000 t/a Altbeton aus Straßenbauwerken

Hinzu kommen weitere relevante Abfallarten, die deponiert werden müssen, wie etwa Rückstände aus anorganisch-chemischen Prozessen, Abfälle aus thermischen Prozessen oder Abfallbehandlungsanlagen sowie aus der Abwasserbehandlung und der Wasseraufbereitung. Darüber hinaus fallen Abfallmassen an, die aus stabilisierten und verfestigten Abfällen bestehen.

Insgesamt gehen die Autoren der Studie davon aus, dass im Jahr 2025 ein Ablagerungsbedarf für etwa 2,48 Millionen Tonnen bestehen wird. Für 2035 wird ein zu deponierendes Aufkommen von 2,2 Millionen Tonnen vorhergesagt.

DK I-Deponien sind bis 2035 verfüllt

Für die Beseitigung der Abfälle stehen in Rheinland-Pfalz aktuell 41 Deponiestandorte zur Verfügung:

  • 26 Deponien der Deponieklasse 0
  • 3 Deponien der Deponieklasse I
  • 12 Deponien der Deponieklasse II

Insgesamt belief sich das Restvolumen der Deponien Anfang 2015 auf knapp 12 Millionen m3. Davon entfallen

  • 42 Prozent auf Deponien der Klasse 0
  • 16,8 Prozent auf Deponien der Klasse I
  • 41 Prozent auf Deponien der Klasse II

Darüber hinaus ist die Errichtung zusätzlicher Deponieabschnitte auf einer Deponie der Klasse 0 und auf vier Deponien der Klasse II geplant. Das Gesamtvolumen, das geplant ist, beträgt 10,3 m3. Somit würde es in Rheinland-Pfalz bis zum Jahr 2035 insgesamt 17 Deponien der Klasse 0 und vier Deponien der Klasse II geben. Die Deponien der Klasse I wären bis 2035 verfüllt.

Würden also alle geplanten Deponiekapazitäten realisiert, wäre in Rheinland-Pfalz eine Entsorgungssicherheit bis 2025 für die Deponierung aller Abfälle gesichert, heißt es in der Studie. Bis zum Jahr 2035 würden jedoch wieder Engpässe für die Deponierung von DK I-Abfällen bestehen. Die Überschussmengen der DK I-Abfälle könnten auch nicht in vollem Umfang von den bestehenden und geplanten DK II-Deponie aufgefangen werden.

Für die einzelnen Deponieklassen ergeben sich damit folgende regionale Unterschiede:

Deponieklasse 0:

Das Deponierestvolumen der DK 0-Deponien würde von den Deponien im Untersuchungsraum B (Vordereifel, Hunsrück) und E (Westpfalz und westliche Vorderpfalz) bestimmt. In diesen Regionen würden die Kapazitäten ausreichen. In den Untersuchungsräumen C (Trierer Raum) und F (pfälzisches Oberrheingebiet) dagegen wären die DK 0-Deponien bis 2035 verfüllt, so dass anschließend ein Deponiebedarf bestünde. Im Untersuchungsraum D (Rheinhessen) existiert keine DK 0-Deponie und es ist auch keine Deponie geplant. Auch hier besteht folglich Bedarf.

Deponieklasse I:

Für DK I-Abfälle würden bereits im Jahr 2025 in den drei Untersuchungsräumen A (rechtsrheinische Gebiete), B (Vordereifel, Hunsrück) und F (pfälzisches Oberrheingebiet) keine ausreichenden Deponiekapazitäten mehr zur Verfügung stehen. Lediglich in den Untersuchungsräumen C (Trierer Raum) und E (Westpfalz und westliche Vorderpfalz) bestünde bis zum Jahr 2035 eine ausreichende DK I-Kapazität.

Deponieklasse II:

Die Untersuchungsräume B (Vordereifel, Hunsrück) , E (Westpfalz und westliche Vorderpfalz) und F (pfälzisches Oberrheingebiet) würden langfristig über ausreichendes DK II-Volumen verfügen. Deponiebedarf gibt es in den Untersuchungsräumen A (rechtsrheinische Gebiete) und C (Trierer Raum). Wie es in der Studie heißt, könnte der Norden des Landes nur auf die Deponie Eiterköpfe im Untersuchungsraum B (Vordereifel, Hunsrück) zurückgreifen. Die Überschussmengen der Untersuchungsräume A (rechtsrheinische Gebiete) und C (Trierer Raum) könnten auf der Deponie Eiterköpfe entsorgt werden. Für Abfälle aus dem Untersuchungsraum C würde die Transportentfernung oberhalb von 50 km liegen.

Umweltstaatssekretär Thomas Griese hat vor diesem Hintergrund die für die Abfallentsorgung zuständigen Kommunen in Rheinland-Pfalz aufgerufen, sich für mehr Recycling bei Bauabfällen einzusetzen. „Oberstes Ziel muss die Vermeidung und Verwertung von Abfällen sein. Dies gilt insbesondere für Abfälle aus dem Bereich der Bauwirtschaft“, sagte Griese am vergangenen Donnerstag bei den Mainzer Arbeitstagen des Landesamts für Umwelt (LfU). Der Staatssekretär wies darauf hin, dass ein Zuwachs der Deponien nicht nur bei Anwohnern auf wenig Akzeptanz stoße, sondern auch höhere Gebühren für die Verursacher zur Folge habe. „Vom Recycling profitieren dagegen Wirtschaft, Umwelt und Bevölkerung gleichermaßen“, betonte Griese.

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