Marktreport für Gold

Gold weist nach vier Jahren Bärenmarkt-Dasein wieder eine positive Entwicklung auf: Finanzexperten erwarten bis 2018 eine Trendbeschleunigung und prognostizieren ein deutlichen Anstieg des Goldpreises. Sie warnen gleichzeitig davor, eine Rezession weiter hinauszuzögern.

„Der Bullenmarkt steht kurz vor seiner Blüte“


Nach dem schwierigen Jahr 2013 scheint der Goldpreis mittlerweile die Trendwende geschafft zu haben. Das bestätigt auch der Blick auf den sogenannten Weltgoldpreis. Hier wird Gold nicht in US-Dollar oder Euro, sondern anhand des handelsgewichteten Außenwertes des Dollars ausgedrückt. Fondsmanager haben den Kursverlauf analysiert und sind zum Ergebnis gekommen, dass der Goldpreis im Herbst 2014 einen neuen Aufwärtstrend begonnen hat.

Lediglich auf Dollar-Basis wies Gold im Vorjahr eine negative Performance auf. Mit einem Minus von 1,5 Prozent sei der Kursverlust angesichts einer historischen Dollar-Rally jedoch äußerst moderat ausgefallen, heißt es im Marktreport des Anlage- und Vermögensverwaltungsunternehmens Incrementum „In Gold We Trust“. Auf Euro-Basis hingegen sei die Preisentwicklung im Vorjahr außerordentlich positiv gewesen. Mit einem Plus von 12,1 Prozent habe Gold beispielsweise den DAX (plus 4,2 Prozent) mühelos „outperformen“ können. Im Durchschnitt aller analysierten Währungen sei das Plus 2014 mit immerhin noch 6,16 Prozent ebenfalls positiv ausgefallen. Auch seit Anfang 2015 entwickele sich Gold in jeder Währung klar positiv weiter. Ausnahmen sind laut Studie nur das Britische Pfund und der Schweizer Franken.

statistic_id199704_weltweite-goldnachfrage-nach-verwendungszweck-bis-2015--quartalszahlen-Bemerkenswert finden die beiden Autoren, die Incrementum-Fondsmanager Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek, den derzeit vorherrschenden Kontrast zwischen der tatsächlichen Goldpreisentwicklung und der negativen Wahrnehmung vieler Marktteilnehmer. Sie vermuten, dass in erster Linie dem Dollar-Preis Beachtung geschenkt wird. Während Gold im Vorjahr auf Dollar-Basis seitwärts tendiert habe, habe in nahezu jeder anderen Währung eine Fortsetzung des Bullenmarktes stattgefunden.

Kühne Prognose für die Entwicklung des Goldpreises

Die beiden Fondsmanager sind überzeugt davon, dass „wir uns weiterhin in einem säkularen Bullenmarkt beim Goldpreis befinden, der kurz vor seiner Blüte steht“. Nach dem „disinflationären Erdbeben“ aus dem Vorjahr werde nun eine steigende Inflationsdynamik wahrscheinlicher. Die Analysten erwarten im Laufe der kommenden Phase bis Juni 2018 eine Trendbeschleunigung. Sie erwarten, dass der Goldpreis dadurch auf 2.300 US-Dollar (etwas mehr als 2.000 Euro) in die Höhe schnellen könnte.

Verglichen mit dem Status Quo des Goldpreises ist das eine durchaus kühne Prognose. Mitte Juni hatte der Goldpreis bei rund 1.200 US-Dollar (ca. 1.086 Euro) pro Feinunze notiert. Seit nunmehr drei Monaten oszilliert der Goldpreis um die wichtige Marke von 1.200 US-Dollar – die kritische Kursschwelle für viele Goldproduzenten in Sachen Produktionskosten und damit die Schwelle zur Profitabilität. Nur Ende Januar war der Goldpreis einmal kurzzeitig über das Niveau von 1.300 US-Dollar (1.177 Euro) geklettert.

Wenig zufrieden sind die beiden Analysten allerdings mit den derzeitigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen von EZB und Notenbanken. „Nach der knapp verhinderten Implosion des Finanzsystems im Herbst 2008 befinden wir uns im siebten Jahr weltweiter Notenbankexperimente. Wir alle sind Probanden eines beispiellosen Reflationierungskraftaktes, dessen Ausgang ungewiss ist“, so Stöferle und Valek. Das Quantitative Easing, sprich die monetäre Lockerung der Zentralbanken für außergewöhnliche Umstände, mit der die Geldbasis ausgeweitet wird, um die Realzinsen zu senken, oder Negativzinsen bezeichnen sie als „fragwürdige geldpolitische Wagnisse“. Das Ziel dieser Maßnahmen bestehe darin, eine Rezession und gegebenenfalls eine Deflation zu bekämpfen.

Rezession nicht auf Teufel komm‘ raus vermeiden

Dieses Hinauszögern der Rezession sehen die Analysten ebenfalls kritisch: „Eigentlich sollte die Sorge vor dem bösen ‚R-Wort‘ nicht dazu führen, diese auf Teufel komm‘ raus zu vermeiden.“ Die Incrementum-Analysten betrachten Rezessionen im Gegenteil als „etwas Gesundes und Notwendiges“. Der Abschwung korrigiere die Fehlentwicklungen und Exzesse des Aufschwungs. Dabei würden verkrustete Strukturen am Arbeitsmarkt aufbrechen, die Arbeitskosten würden sinken, die Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit würden sich erhöhen. Eine Rezession sei auch das Zulassen einer Umstrukturierung des Produktionsprozesses.

Die Incrementum-Manager erklären es mit einem Bild der Plattentektonik: Besser seien kleinere Erdbeben, um größere Beben zu verhindern, weil sie die Spannungen reduzierten. Ähnlich verhalte es sich mit Rezessionen, die Ungleichgewichte abbauen würden. Stöferle und Valek warnen ausdrücklich davor, dass „diese Anpassungsprozesse umso unangenehmer werden, je länger man sie hinauszögert und je stärker man versucht sich ihnen durch fiskal- und geldpolitische Interventionen entgegenzustemmen“.

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