Wechsel an der BDSV-Spitze

Andreas Schwenter soll in der kommenden Woche zum neuen BDSV-Präsidenten gewählt werden. Er wird den scheidenden Präsidenten Heiner Gröger ablösen. Vergangenen Montag hat er Einblicke gegeben, wer er ist.

Der designierte Präsident


Den typischen Münchner gibt es in zwei Modellen zu besichtigen. Die urige Variante trägt Gamsbart am Hut und ist meist im Biergarten bei Blasmusik und einer Maß Bier anzutreffen. Die Schnösel-Variante trägt gegelten Seitenscheitel und Seiden-Halstuch, ihn trifft man gerne beim Schampus-Prosten im Promi-Club P1 oder im Käfer-Zelt auf der Wies‘n. Beide Modelle verbindet das Mitleid mit allen Nicht-Münchnern, dass sie in der falschen Stadt leben.

Andreas Schwenter ist ebenfalls Münchner. Er ist dort geboren, hat lange dort gelebt und wohnt heute am Ammersee, rund 30 Kilometer von München entfernt. Schuld ist seine Frau, sie wollte aufs Land, er gab ihr zuliebe nach, aber emotional ist er noch in München verwurzelt. Ein Münchner bleibt Münchner, das unterscheidet ihn von anderen Städtern.

Schwenter ist seit neuestem auch Kandidat. Wenn alles klappt, wird aus dem Kandidaten der künftige Präsident des Stahlrecyclingverbands BDSV. Die Entscheidung liegt bei den Verbandsmitgliedern. Heben Sie am Donnerstag kommender Woche die Hand für ihn hoch, wird Schwenter der neue Verbandschef. Dann folgt der Bayer auf den Schwaben Heiner Gröger.

Einer von ihnen

Am Montag dieser Woche sitzt Schwenter in der Dorfschänke Niederkassel in Düsseldorf. Auf Fotos ist Schwenter im Janker zu sehen, heute trägt er Anzug und Krawatte. Er hat eine Handvoll Journalisten eingeladen, um sich vorzustellen: Wer er ist, wie er tickt und was ihm wichtig ist.

Schwenter erzählt einen Witz: Gehen drei Braumeister aus Köln, Düsseldorf und München in ein Restaurant. Der Kölner bestellt ein Kölsch, der Düsseldorfer ein Alt und der Münchner ein Spezi. Warum er denn als Braumeister kein Bier bestelle, fragen die anderen. Weil ihr auch kein Bier bestellt habt. Die anwesenden Journalisten schmeißen sich weg vor Lachen.

Schwenter bestellt ein Alt. Und er erzählt von sich. Wie er angefangen hat in der Lebensmittelbranche und eine Lebensmittelallergie dazwischen kam. Und wie er dann zur Schrottbranche kam. Als kleiner Junge im Alter von neun hat er sein erstes Stahlwerk gesehen. Sein Vater war leitender Angestellter der Grünwalder Stahlhandelsgesellschaft, eines der ersten mittelständischen Unternehmen, das Stahlschrott nach Italien geliefert ist. Somit ist er schon früh mit der Branche in Berührung gekommen. Sie hat ihn nachhaltig beeindruckt. Wegen der Bodenständigkeit und der Vielfalt der Menschen, die dort arbeiten, wie er sagt. Das fand er gut.

So gut, dass er mit Mitte 20 in die Firma seines Vaters eingestiegen ist. Er macht fortan das, was alle in diesem Alter machen – Erfahrungen sammeln. Als er glaubt, genug davon zu haben, kauft er 1999 die Frimberger GmbH, ein Unternehmen, das heute 15 Mitarbeiter hat und rund 2.500 Tonnen Schrott pro Monat umsetzt. Ein typischer Mittelständer eben.

Astrid Schmidhuber
Astrid Schmidhuber

Damit scheint er prädestiniert zu sein für den Job des Präsidenten. Die BDSV ist ein mittelständisch geprägter Verband. Die Mitglieder mögen es, einen aus ihren Reihen an der Spitze zu haben. Einen, der ihre Sprache spricht und authentisch ist. Aber Schwenter hat auch mehr zu bieten. Er bringt auch Verbandserfahrung mit.

Seit 1995 ist er Mitglied im Marktausschuss des Verbands. Zwischen 2003 und 2006 war er Sprecher des Juniorenkreises und damit Mitglied des Präsidiums. Seit 2007 ist er auch Mitglied der Strategiearbeitsgruppe und seit 2012 Vorsitzender der Landesgruppe Süd.

Schwenter spricht davon, was ihm wichtig ist. Er spricht von der Notwendigkeit, dass der Verband in der politischen Diskussion präsent sein muss. Er sagt, dass er verheiratet ist und zwei Söhne hat. Der Älteste, Tobias, ist Diplom-Kaufmann und seit drei Jahren im Unternehmen. Er gibt ihm die Freiheit, das Präsidiumsamt zu übernehmen. Schwenter weiß, wie zeitraubend das Amt des Präsidenten ist.

Einen geeigneten Kandidaten zu finden, war deshalb nicht leicht. Die BDSV hatte alle Mitgliedsunternehmen aufgefordert, einen Kandidaten zu benennen. Das Ergebnis war, dass einige in Frage gekommen sind, aber nicht jeder es machen wollte. Die Wahl fiel schließlich auf Schwenter. Er war dazu bereit. Auch deshalb, weil der Verband sich in den vergangenen Jahren personell und organisatorisch besser aufgestellt hat. Das gibt ihm Rückendeckung.

Schwenter zeigt sich an diesem Montagabend offen. Es ist ihm wichtig, sich als Person vorzustellen. Er hakt nach, ob es noch Fragen zu seiner Person gibt. Die gibt es nicht, denn es ist klar geworden, wie er tickt. Für den Stereotyp des typischen Münchners taugt er nicht. „Ich bin nicht so der Schicki-Micki-Typ“, sagt er. „Im Käfer-Zelt werden Sie mich nicht finden, eher im Bierzelt“.

Er mag die italienische Lebensart, „gepaart mit deutschen Tugenden“. Das ist für alle, die mit ihm zu tun haben werden, eine gute Nachricht. Die Arbeitsessen mit ihm dürften nicht nur kulinarisch in die richtige Richtung gehen, am Ende dürfte auch stets ein Ergebnis herauskommen.

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