Illegale Abfallentsorgung

Illegale Exporte von Abfällen sind äußerst gewinnbringend. Mit am profitabelsten sind E-Schrott und auch FCWK. Wie viel Geld sich mit dem Schmuggel verdienen lässt, legt ein neuer Report offen.

Der große Reibach mit gefährlichen Abfällen


Mit der illegalen Entsorgung von gefährlichen Abfällen lässt sich viel Geld machen. Das liegt nicht nur an den großen Einsparungen im Vergleich zur legalen Entsorgung, sondern auch an den niedrigen Transportkosten. Für US-Unternehmen ist es zehn Mal billiger, Elektro- und Elektronikschrott nach Asien zu exportieren als diesen im Inland zu verarbeiten, berichtet die US-Umweltbehörde EPA. Eine ähnliche Untersuchung hat auch die italienische Nicht-Regierungsorganisation Legambiente durchgeführt. Demnach kostet in Italien die legale und ordnungsgemäße Entsorgung eines Containers mit 15.000 Tonnen gefährlichem Abfall rund 64.000 US-Dollar. Wird dieselbe Menge an Abfällen illegal über informelle Unternehmen nach Asien transportiert, kostet ein Container nur 5.000 US-Dollar.

Wie viele Abfälle aus den westlichen Industrienationen auf diese Weise in Asien und dort vor allem in China landen, lässt sich anhand offizieller Zahlen der chinesischen Regierung erahnen. So haben chinesische Behörden im Jahr 2013 im Zuge der Green-Fence-Politik 221 Schmuggelversuche abgefangen und 976.500 Tonnen illegale Abfallmaterialien konfisziert. Darunter befanden sich gefährliche Abfälle, gebrauchte Autoteile und Reifen, Textilien und E-Schrott.

Die Abfälle kamen vor allem aus den USA, Europa und Japan, heißt es in einem Report des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP). Doch schon im Folgejahr zeigte die Green-Fence-Politik erste Erfolge. So sind die illegalen Abfalltransporte im vergangenen Jahr um fast zwei Drittel zurückgegangen. In den ersten neun Monaten hatten die chinesischen Zollbehörden rund 68 Fälle aufgedeckt, bei denen etwas mehr als 200.000 Tonnen Abfälle illegal transportiert wurden.

Großer Profit mit E-Schrott

Einer der Abfallströme, mit dem sich viel Geld verdienen lässt, ist E-Schrott. In England hatte im vergangenen Jahr der Fall eines lizenzierten Aufbereiters für Aufsehen gesorgt. Er wurde wegen der illegalen Entsorgung von 46 Tonnen Elektronikschrott zu einer Gefängnisstrafe von 16 Monaten verurteilt, wie das UNEP in seinem Report „Waste Crime – Waste Risks“ berichtet. Der Unternehmer hatte vier Container mit verschiedenen Geräten, darunter auch kaputte Fernsehgeräte mit Kathodenstrahlröhren und Kühlgeräte mit ozonschädigenden Kühlmitteln an Broker und Reedereien verkauft. Diese hatten die Container weiter nach Afrika verschifft. Die Geräte waren als Second-Hand-Geräte deklariert worden. Bei Inspektionen hat sich jedoch herausgestellt, dass keines dieser Geräte funktionstüchtig war. Pro Container soll der Abfallverarbeiter einen Profit von rund 12.000 US-Dollar eingefahren haben.

Auch auf dem europäischen Festland lässt sich Geld mit Elektroaltgeräten machen. Der UNEP-Report berichtet von niederländischen Brokern, die gebrauchte TV-Geräte für 4 bis 5 US-Dollar pro Gerät aufkaufen und diese in Afrika für rund 10 US-Dollar je Gerät wieder verkaufen können. Passen in einen Container 700 Fernsehgeräte, belaufe sich der Gewinn pro Container bis zu 3.500 US-Dollar. Generell erzeuge eine Tonne E-Schrott eine Rendite von ungefähr 500 US-Dollar, schlussfolgern die Autoren des Reports. Vor diesem Hintergrund haben illegale E-Schrott-Exporte bereits ein erschreckendes Ausmaß angenommen. Bis zu 90 Prozent des weltweiten Elektronikschrotts werden laut UNEP-Report illegal gehandelt oder entsorgt. Dieser E-Schrott habe einen Wert von fast 19 Milliarden US-Dollar.

Blühender Schwarzhandel mit FCKW in Ostasien

Ähnlich attraktiv und lukrativ ist auch der Schmuggel mit Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW). Seit 1995 ist in der EU (und seit 1996 auch in den übrigen Industriestaaten) die Herstellung von FCKW gemäß dem Ozon-Abkommen von Montreal verboten. Doch die Nachfrage nach FCKW blieb bestehen – und sie wird befriedigt.

So sei der Bedarf an ozonschädigenden Substanzen wie FCKW in Schwellenländern in den Jahren 2011 und 2012 um 11 Prozent gestiegen, heißt es im UNEP-Report. Der Schmuggel dieser Substanzen scheint ebenfalls anzusteigen. Damit wiederholt sich das, was sich Mitte der 1990er Jahre in Europa und den USA abgespielt hat. Damals wurden pro Jahr schätzungsweise bis zu 38.000 Tonnen FCKW im Wert von bis zu 500 Millionen US-Dollar illegal gehandelt. Mit einem einzigen Container mit FCKW, der in die USA geschmuggelt wurde, habe sich teilweise ein Profit von 250.000 US-Dollar erzielen lassen. Offiziellen Angaben zufolge hatte der FCKW-Schmuggel in Florida Mitte der 1990er Jahre ein Umsatzvolumen, das nur vom Drogengeschäft übertroffen wurde.

Doch während der Schwarzhandel mit ozonschädigenden Substanzen in Europa und den USA seit 2006 rückläufig ist, nimmt er in den Schwellenländern zu. Die UNEP-Autoren schätzen, dass jedes Jahr 3.660 Tonnen FCKW illegal nach Ostasien gehen. Da sich mit einem Kilogramm FCKW durchschnittlich 18,5 US-Dollar verdienen ließen, belaufe sich der Gesamtwert auf jährlich rund 67,7 Millionen US-Dollar.

Aber sogar diese Zahlen können im Vergleich zu teilhalogenierten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (H-FCKW) verblassen. Dessen Bedarf nimmt stetig zu. Die globale Nachfrage nach H-FCKW werde drei Mal so groß sein wie der FCKW-Markt zu seinen Spitzenzeiten, sagen UNEP-Experten voraus. Damit ist zu befürchten, dass auch das Ausmaß des illegalen Handels mit H-FCKW den FCKW-Schmuggel bei weitem übertreffen wird.

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