Kritik an Kampagne „Jede Flasche zählt“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert den Discounter Lidl zum sofortigen Stopp seiner Kampagne „Jede Flasche zählt“ auf. Lidl täusche seine Kunden mit der Behauptung, durch den Kauf von Einweg-Plastikflaschen die Umwelt zu entlasten. Dabei sei Lidl einer der Hauptverursacher für die umweltschädliche Plastikflaschen-Flut in Deutschland.

Deutsche Umwelthilfe: Lidl täuscht seine Kunden


Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft dem Discounter Lidl vor, ein „Greenwashing umweltbelastender Einweg-Plastikflaschen“ zu betreiben und ruft Lidl zum sofortigen Stopp seiner Kampagne „Jede Flasche zählt“ auf. Mit dieser Kampagne versuche der Discounter, den millionenfachen Verkauf von unökologischen Plastikflaschen als umweltfreundlich darzustellen, so die DUH.

Wie die Umweltorganisation betont, seien Einwegflaschen aus Plastik den wiederbefüllbaren Mehrwegflaschen ökologisch deutlich unterlegen, weil sie ressourcenintensiver in der Herstellung sind, das Klima besonders stark belasten und unnötige Abfälle produzieren. Durch die bis zu fünfzigmalige Wiederbefüllung von Mehrwegflaschen müssten Verpackungen nicht millionenfach neu hergestellt werden.

„Lidl täuscht seine Kunden mit der Behauptung, durch den Kauf von Einweg-Plastikflaschen die Umwelt zu entlasten“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Dabei ist Lidl mit seiner Weigerung, Getränke in umweltfreundlichen Mehrwegflaschen zu verkaufen, einer der Hauptverursacher für die klima- und umweltschädliche Plastikflaschen-Flut in Deutschland. Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 17 Milliarden Einweg-Plastikflaschen verkauft. Nach wenigen Minuten Gebrauch werden Plastikflaschen zu Müll und können in Flüssen, Seen und Meeren Jahrhunderte überdauern und diese Ökosysteme schädigen.“

45 Prozent Neumaterial

Kritik äußert die DUH auch an der Darstellung des Discounters, durch die Verwendung von Recyclingmaterial für die Einwegflaschen 50.000 Tonnen CO2 im Vergleich zu anderen Einweg-Plastikflaschen einzusparen. Lidl müsste vielmehr darstellen, wie hoch die CO2-Mehrbelastung der Einweg-Recyclingflaschen gegenüber Getränken in Mehrwegflaschen ist, sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.

Unberücksichtigt blieben bei den Lidl-Flaschen zudem die Umweltauswirkungen durch den Einsatz von 45 Prozent Neumaterial, die ständige Neuflaschenproduktion und deren Transport. „Von einem autarken und geschlossenen Gesamtkreislauf kann zudem nicht die Rede sein, wenn für die Flaschenproduktion fast zur Hälfte Neumaterial eingesetzt wird“, so Fischer. Der Einsatz von Altglasscherben zur Herstellung neuer Mehrwegflaschen betrage bis zu 90 Prozent und liege damit deutlich über dem Recyclinganteil von nur 55 Prozent in Lidl-Plastikflaschen.

Die Herstellung der Lidl-Einwegflaschen verschlinge trotz des Recyclinganteils von 55 Prozent nach wie vor erhebliche Mengen Rohöl, weshalb sie weiterhin Ressourcen- und Energiefresser seien, erklärt die DUH. Für die Herstellung der jährlich in Deutschland verbrauchten Einweg-Plastikflaschen würden 660.000 Tonnen Rohöl verbraucht.

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