Elektro-Altgeräte

Die Erfassung von Elektro-Altgeräten bleibt umstritten. Während die Recyclingwirtschaft über eine schlechte Erfassungsqualität klagt und einen besseren Vollzug fordert, hält die Kommunalwirtschaft dagegen: Eine Qualitätskontrolle sei nicht möglich.

„Die geteilte Produktverantwortung ist gescheitert“


Die Unzufriedenheit der Recyclingbranche über die Erfassung von Elektro-Altgeräten hält an. Dies wurde beim bvse-Elektronik-Altgerätetag in Wolfsburg deutlich. „Noch immer sind nicht alle Rechtslücken geschlossen. Zusätzlich belasten Materialschlupf, schlechte Erfassungsqualitäten sowie kommunalfreundliche Rahmenbedingungen die privaten Entsorgungs- und Recyclingunternehmen. Anhand der Statistikmeldungen der EAR wird deutlich, dass es bislang keine signifikanten Steigerungen bei den Erfassungsmengen gegeben hat“, kritisierte Eric Rehbock, Hauptgeschäftsführer des Recyclingverbands bvse.

Die Erfassungsqualität sei eines der zentralen und dringlichsten Themen für das Elektro-Altgeräterecycling, betonte Rehbock. Wenn man das Ziel ins Auge fasse, die Effizienz der Ressourcennutzung zu verbessern und den Austrag von Schadstoffen zu verhindern, müsste man am Anfang der Kette, also bei der Erfassung, beginnen. Eine alleinige Betrachtung der Altgeräte-Behandlung greife dabei zu kurz.

„Keine Möglichkeit der Qualitätsprüfung“

Deutliche Kritik äußerte auch Gerhard Jokic, Geschäftsführer der Remondis Electrorecycling GmbH. „Die geteilte Produktverantwortung ist gescheitert – komplett“, sagte er in Wolfsburg. „Sie können doch dem Bürger nicht die Verantwortung übertragen, wie er die Altgeräte in die Container auf den Wertstoffhöfen einzustellen hat.“ Nötig seien daher die Schulung der kommunalen Mitarbeiter und eine Sanktionierung bei schlechter Erfassung.

Dem hielt VKU-Geschäftsführer Holger Thärichen entgegen, dass die kommunalen Wertstoffhöfe die Geräte so annehmen müssen, wie der Bürger sie anliefert. „Wir haben keine Möglichkeit der Qualitätsprüfung“, sagte Thärichen in Wolfsburg. „Wir sind verpflichtet, auch zerlegte und ausgeschlachtete Geräte anzunehmen.“

Der VKU-Geschäftsführer äußerte sich auch zu dem vielfach erhobenen Vorwurf, die Container seien nicht fachgerecht und nicht ausreichend beladen. Hierbei stelle sich die Frage, was wichtiger sei – die Qualität oder die Logistik. Wenn ein Container eine bestimmte Verfüllung erreicht habe, bliebe keine andere Möglichkeit, als den Container von oben zu befüllen, um noch den noch verfügbaren Raum auszunutzen.

Audits der Hersteller?

Um dennoch die Qualität der Erfassung zu verbessern, fordert der bvse eine Separierung von Flachbildschirmen in der Sammelgruppe 3. Der gemeinsame Transport von quecksilberhaltigen Flachbildschirmen mit CRT-Geräten sei nicht fachgerecht, betont der Verband.

Für Remondis-Vertreter Jokic kommen darüber hinaus auch Audits der Hersteller in Frage. Die Audits der Kühlgerätehersteller hätten in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Qualität der Aufbereitung sich deutlich verbessert habe. Er könne sich deshalb vorstellen, solche Audits auch bei den Sammelgruppen 3 und 5 zu implementieren, sagte Jokic.

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