Markt für Kunststoffabfälle

Die Unruhe am Altkunststoffmarkt ist groß: Entsorger werden ihre Kunststoffabfälle kaum noch los. Auch die MVA-Kapazitäten sind knapp. Gut läuft es nur für das PET-Recycling und für Recyclate aus Technischen Kunststoffen.

„Die Situation spitzt sich immer mehr zu“


Alle Befürchtungen für den Altkunststoffmarkt haben sich offenkundig bewahrheitet. Inzwischen werden Entsorger ihre Kunststoffabfälle kaum noch los, berichtet bvse-Vertreter Thomas Probst in seinem aktuellen Marktbericht. „Die Situation bei den Kunststoffabfällen spitzt sich immer mehr zu.“

So nehme die Volksrepublik China aufgrund der Aktion „National Sword 2017“ nur noch sehr eingeschränkt Kunststoffabfälle an. Folienabfälle würden kaum noch Abnehmer finden. Und dünne Folien und verschmutzte Kunststoffabfälle könnten allenfalls über Zuzahlungen abgesetzt werden.

Auch die Absteuerung in die energetische Verwertung stockt. Weil die MVA-Kapazitäten knapp sind und Zementwerke nur aufbereitete Abfälle akzeptieren, die bestimmte Grenzwerte einhalten, steht auch dieser Absatzkanal nur eingeschränkt zur Verfügung. Und selbst die Aufbereitung der Kunststoffabfälle zu Ersatzbrennstoffen sei in Deutschland endlich, erklärt Probst.

Produktionsabfälle sind gefragt

Wie der bvse-Vertreter klarstellt, ist, können Kunststoffabfälle in Deutschland und Europa nur dann vermarktet werden, wenn die Qualität den Vorstellungen der Kunststoffrecycler entspricht. „Anfallstellen sind deshalb gefordert, die Getrennthaltung der Kunststoffabfälle deutlich zu verbessern“, so Probst.

Darüber hinaus müssten die Kunststoffabfälle gemäß der von den Recyclern eingeforderten Spezifikationen aufgetrennt werden. „Um weiterhin in den anspruchsvollen Kunststoffmärkten bestehen zu können, ist es notwendig, das Kunststoffrecycling wirklich zu verstehen – seine Anforderungen an Qualitäten, Recyclate und Produkte. Oder anders ausgedrückt: es zählt nur noch Qualität, Qualität und Qualität.“

Laut Probst akzeptieren Recycler nur noch die besten Kunststoffabfälle. Produktionsabfälle seien nach wie vor gefragt, ebenso gute Kunststoffabfälle aus HDPE, PP und PS. Auch klare PET-Flaschen würden ihre Wege in die Aufbereitung finden. PET-bunt hingegen werde kaum noch angenommen.

Steigende Anforderungen an Recyclate

Wie es weiter heißt, würden Mahlgüter und Regranulate aus HDPE, PP und PS von der kunststoffverarbeitenden Industrie ausreichend nachgefragt, sofern sie deren Qualitätsvorgaben einhalten. Insbesondere Recyclate aus Technischen Kunststoffen hätten ihre Absatzwege. So würden die Recyclate die Angebotsverknappungen bei der Primärware ausgleichen. Allerdings seien die Anforderungen an diese Recyclate in der Regel deutlich höher als bei den Standardkunststoffen. Die Recyclate bei den Technischen Kunststoffen werden fast immer typenrein aufbereitet.

Das PET-Recycling ist laut Probst gut aufgestellt und profitiere von Verknappungen bei der Primärware. Überdies habe der Preis für Neuware um 35 Euro pro Tonne zugelegt. „PET-Recycler kaufen verstärkt Flaschen ein, um den zusätzlichen Nachfrageschub bedienen zu können“, sagt der bvse-Vertreter. Außerdem seien die PET-Recycler bestrebt, ihre Läger zu füllen.

Insbesondere klare PET-Flaschen seien gut nachgefragt. Im August notierte PET klar (95/5 bis 100) um 8 Euro je Tonne höher, berichtet Probst. Der Preis für PET-Misch (70/30 bis 90/10) sei im Vergleich zum Vormonat um 5 Euro je Tonne gestiegen. PET bunt (< 70/30) dagegen habe sich um 5 Euro verschlechtert.

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